Diagnose von Schlaganfällen: Jede Minute zählt.
(17.09.2010) Über 60.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Folgen eines Schlaganfalls (Apoplex) . Dabei könnte bei rechtzeitiger Diagnose vielen von ihnen geholfen werden. Daher unterstützt zum Beispiel das Land Hessen aktuell die Einrichtung einer neurologischen Akutklinik inklusive Schlaganfall- Einheit (Stroke Unit) in Rotenburg an der Fulda mit 2,5 Millionen Euro. Rotenburg.
Im Rahmen der Übergabe des Bewilligungsbescheids Anfang dieser Woche erklärte Petra Müller-Klepper, Staatssekretärin im hessischen Sozialministerium, noch einmal, wie wichtig die Aufklärung über das Thema Schlaganfall aus Sicht des Landes Hessen ist. „Mit dieser Zuwendung unterstützt die Landesregierung die Klinik bei der Organisation ihres neuen Versorgungsauftrags im Bereich der Neurologie. Dies ist ein wichtiges Stück Zukunftssicherung für die Einrichtung und eine Verbesserung des Versorgungsangebots für die Patienten“, betonte Müller-Klepper.
Das HKZ ist derzeit mit 196 Betten (ehemals 42 Betten) als integriertes medizinisches Zentrum für Diagnostik, Therapie und Rehabilitation im Krankenhausplan des Landes Hessen aufgeführt. Die Behandlungsbereiche umfassen die innere Medizin (Kardiologie), Herzchirurgie und Neurologie.
„Die Erteilung des Versorgungsauftrags ist“, laut sagte Müller-Klepper, „ein klares Signal der Landesregierung“. Die neue neurologische Akutklinik wird zwei neue Stationen umfassen, wobei die erste bereits Anfang August ihre Arbeit aufgenommen hat und die zweite Anfang November den Betrieb beginnt. Die Stroke Unit wird ab Januar 2011, mit angegliederten neurologischen Überwachungsbetten und Betten für die Rehabilitation schwerkranker neurologischer Patienten ausgestattet, für Schlaganfallopfer rund um die Uhr zur Verfügung stehen. So soll mit dem Aufbau der Stroke Unit die Stärkung des Standorts und des Versorgungsnetzes explizit für Schlaganfallpatienten erreicht werden. Das Herz- und Kreislaufzentrum (HKZ) investiert seinerseits ebenfalls 700.000 Euro in die etwa 3,2 Millionen Euro teure Einrichtung der neuen 21 Betten umfassenden Akutneurologie.
Anlässlich der Übergabe des Bewilligungsbescheids erklärte der Landrat Dr. Karl-Ernst Schmidt, dass der Bedarf an Akutbehandlungen und Reha für Schlaganfallpatienten in Zukunft massiv wachsen werde. Bis 2050 sei von einem Anstieg der Schlaganfälle um 70 Prozent auszugehen. Schon heute erleiden jährlich über 200.000 Bundesbürger einen Schlaganfall, wobei mehr als 60.000 diesen nicht überleben, was den Apoplex zur dritthäufigsten Todesursache in Deutschland macht.
Ursache für einen Schlaganfall ist der plötzliche Mangel von Sauerstoff und anderen Substanzen in den Nervenzellen des Gehirns, der im Zuge einer Minderdurchblutung der entsprechenden Gehirnregionen auftritt. Die Symptome können je nach schwere des Anfalls stark variieren und so eine Diagnose erschweren. Als Kennzeichen für einen vorliegenden Schlaganfall gelten zum Beispiel: Sehstörungen auf einem oder beiden Augen, Gesichtsfeldausfall, Doppelbilder, Gleichgewichts- oder Koordinationsstörung (Ataxie), Taubheitsgefühl, Lähmung oder Schwäche im Gesicht, Arm, Bein, oder auch einer ganzen Körperhälfte, Verwirrung, Sprach- und Schriftstörungen, scheinbar grundlose sehr starke Kopfschmerz, Schluckstörungen (Dysphagie), Orientierungsstörungen usw. Dabei ist eine möglichst zeitnahe Diagnose überlebenswichtig für die Betroffenen, denn in einer Vielzahl von Fälle kann den Patienten durch eine Lyse (Auflösung des Blutgerinnsels) mittels intravenöser oder intraarterieller Verabreichung spezieller Medikamente geholfen werden. Die Behandlung muss jedoch spätestens viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall eingeleitet werden, damit sie Erfolgsaussichten hat und das Gehirn des Patienten vor einem dauerhaften Schaden bewahren kann, so auch die Aussage des Chefarztes der Neurologie am HZK, Dr. Andreas Nachtmann.
Nach Ansicht der Mediziner ist in jedem Fall auch die Erstversorgung schon in einem Krankenhaus mit Stroke Unit zu bevorzugen, da hier eine rasche und optimale Diagnostik erfolgt und der Gesundheitszustand der Patienten von speziell ausgebildetem Personal kontinuierlich überwacht wird. Dabei werden sämtliche Basisparameter von Blutdruck, Puls, Temperatur und Atmung fortwährend kontrolliert. Zudem herrscht eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen medizinischen Disziplinen und es wird frühzeitige mit Rehabilitationsmaßnahmen begonnen. Mit der Einrichtung der Stroke Unit im HZK in Rotenburg wird versucht den Ansprüchen an eine entsprechenden Behandlung auch von Landesseite her gerecht zu werden. (fp)
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