Dioxin Schweinefleisch sehr wahrscheinlich doch im Supermarkt gelandet
12.11.2011
Erst gestern wurde bekannt, dass sich der Dioxin Skandal nicht nur auf Eier erstreckt, sondern auch auf Schweinefleisch. Am Dienstag hatte die Landesregierung in Niedersachsen ausgeschlossen, dass Dioxin verseuchtes Schweinefleisch auch in den Einzelhandel gelandet ist. Schon einen Tag später rudert man zurück und betont, dass man nun nicht mehr so sicher ist. Im Landkreis Verden wurde nach erhöhten Dioxin-Werten ein Hof bereits gesperrt. In Nordbayern könnte zudem Dioxin verseuchtes Schweinefleisch von einem Betrieb in Sachsen-Anhalt verkauft worden sein. International hat man bereits auf den Skandal in Deutschland reagiert. So hat China den Import von Schweinefleisch und Hühnereiern sowie Produkten, in denen das Fleisch oder die Eier verarbeitet wurden, ab sofort gestoppt.
Dioxin-Schweinefleisch im niedersächsischen Handel?
Am Dienstag hatte der Agrar-Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke in Niedersachsen kategorisch bestritten, dass das belastete Fleisch aus dem bereits geschlossenen Betrieb aus dem Landkreis Verden in den Einzelhandel geraten ist. Doch nur einen Tag später musste ein Sprecher aus dem Ministerium diese Aussage widerrufen. Der Staatssekretär wäre am gestrigen Tag noch nicht auf dem neusten Stand gewesen. Denn die Tierärzte des Kreises sprechen von ganz anderen Tatsachen. Bei Probeschlachtungen waren hohe Dioxin-Werte durch Veterinäre gemessen worden. Der Betrieb hatte allerdings vor der jetzt eingeleiteten Notschlachtung zu Beginn des Jahres noch Schweine geschlachtet. Nun soll nachgeprüft werden, ob die geschlachteten Tiere in den Handel gelangt sind. Das könnte allerdings bereits jetzt schon als gesichert bezeichnet werden, denn wo sonst sollen die Tiere gelandet sein?
Schweinefleisch in Nordbayern im Handel
Auch in Bayern ist die Situation derzeit noch unklar. So wurden laut Medienberichten noch im Dezember 400 Schweine von einem Hof aus Sachsen-Anhalt an mehrere Supermarkt-Ketten in Nordbayern geliefert. Die Berichte in der Presse wurden bereits vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen bestätigt. Auch der Betrieb in Sachsen-Anhalt wurde inzwischen gesperrt, weil auch hier der dringende Verdacht besteht, dass die Tiere mit Dioxin-belasteten Futtermittel gefüttert wurden. Wie das Landesamt betont, ist nicht eindeutig bewiesen, ob das Schweinefleisch tatsächlich verseucht war. Auch am Fleisch direkt könne man einen möglichen Zusammenhang nicht mehr feststellen, weil das Fleisch bereits in den Märkten verkauft worden ist.
Bundeslandwirtschaftsministerin will bessere Überwachung
Der Druck auf die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) erhöht sich deutlich. Zahlreiche Verbraucherverbände hatten der Ministerin bereits vorgeworfen, zu lasch und zögerlich zu handeln. Aigner hingegen kündigte erneut ein „umfassendes Maßnahmenpaket“ an, um die Gefahr von verseuchten Lebensmittel im Handel zu reduzieren. Sie plädierte für ein „Dioxin-Warnsystem“. Zudem sei eine systematischen Erfassung notwendig, in der alles zusammen zutragen wird, um Dioxin-Belastungen in Lebensmitteln oder Futterstoffen festzustellen.
Erste Importe gestoppt
Erste Länder reagierten bereits auf den anhaltenden Dioxin-Skandal in Deutschland. Bis auf weiteres hat China den Import aus Deutschland von Eiern und Schweinefleisch verboten. Alle Importe wurden durch die chinesische Qualitätsaufsicht in Peking gestoppt. Bei dem Importstopp handelt es sich nicht nur um Eier und Schweinefleisch. Auch Produkte, in denen Schweinefleisch oder Eier mit enthalten oder verarbeitet wurden, werden nicht mehr importiert. Die Behörden in Peking wollen damit verhindern, dass auch in ihrem Land verseuchtes Fleisch oder Eier in den Handel kommt.
Gesundheit der Verbraucher gefährdet
Unbestritten ist, dass der Konsum von Dioxinbelasteten Fleisch und Eiern Krebsrisiko erhöht. Noch sagen die Behörden, dass der einzelne Verzehr von belasteten Erzeugnissen keine Gefahr für die Gesundheit bedeutet, weil die gemessenen Werte beim Schweinefleisch noch „im Rahmen“ und nur leicht erhöht wären. Doch Dioxin wird nicht einfach so wieder vom Körper abgesondert und wieder ausgeschieden. Im Gegenteil, der Giftstoff setzt sich im Körperfett fest und bleibt dort einen ganzen Leben erhalten. Lesen Sie dazu auch: Gesundheitsrisiko durch Dioxin-Eier.
Ist die Milch auch mit Dioxin belastet?
In Nordrhein-Westfalen wurden bei aktuellen Untersuchungen keine Überschreitungen der Grenzwerte in der Milch festgestellt. Bei den aktuellen Untersuchungen von Milch auf Dioxin seien die Grenzwerte derzeit noch deutlich unterschritten worden. Allerdings wurden in NRW bereits fünf Milchbetriebe gesperrt. Erste Ergebnisse liegen momentan noch nicht vor.
Besser auf Öko-Produkte zurück greifen
Viele Menschen kaufen nun verstärkt Bio-Produkte und das aus gutem Grund. Denn Fette aus der Industrie dürfen hier nicht im Futtermittel verwendet werden. Der Konsum von Bio-Produkten ist derzeit die beste Alternative, um sich vor Gesundheitsgefahren zu schützen. Vielerorts sind die Bioregale bereits leer, weil die Bio-Erzeuger kaum nachkommen. (sb)
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Bild: wrw / pixelio.de
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