Falscher Arzt injizierte Narkosemittel und verabreichte Medikamente
30.01.2011
Ohne eine Approbation hat ein 27jähriger Hauptschulabsolvent über Monate hinweg Patienten in Kliniken behandelt. Dabei verabreichte der Mann ohne fundierte medizinische Kenntnisse auch Spritzen mit Narkosemitteln. Der falsche Arzt hat an mehreren Notfalleinsätzen teilgenommen und an mindestens zwei Kliniken Patienten betreut.
Falscher Arzt behandelte über 150 Patienten
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart wird derzeit gegen einen falschen Arzt ermittelt. Dem Beschuldigten wird zur Last gelegt, ohne eine medizinische Fachausbildung dutzende von Patienten in Krankenhäusern behandelt zu haben. Um eine ärztliche Zulassung vorzutäuschen, hatte der junge Mann eine Urkunde zur Approbation gefälscht. Mit den gefälschten Unterlagen hatte er sich bei unterschiedlichen Kliniken beworben. Tatsächlich hatte der Mann bei mindestens zwei Krankenhäusern Erfolg. So behandelte der „falsche Mediziner“ in einer Klinik in München und in einem Krankenhaus in Horb nähe Stuttgart. Von Oktober 2009 bis zum Januar 2010 therapierte der Beschuldigte rund 150 Patienten. Schlussendlich wurde der Mann im Februar 2010 festgenommen. Seitdem verbringt er seine Zeit in der Untersuchungshaft.
Tadelloser Lebenslauf und gute Bewerbung
Am Anfang war der Betrug nicht aufgefallen. Beworben hatte sich der Mann mit dem Titel „Dr. Sascha Schenk“. Der vorgelegte Lebenslauf machte auf die Klinikleitung einen tadellosen Eindruck. Der stellvertretende Geschäftsführer des Krankenhauses zum „Heiligen Geist“ gab gegenüber der Presse an, die vorgelegten Unterlagen waren auf dem ersten Blick nicht zu beanstanden. Es handelte sich um eine sehr gute Fälschung, auch inhaltlich war zunächst nichts nichts ungewöhnliches zu erkennen.
Aufgeflogen war der Betrug, nachdem sich ein Kreiskrankenhaus in Backnang aufgrund von orthografischen Fehlern im Bewerbungsanschreiben bei der Bundesärztekammer nach dem Mann erkundigte. Bei der Ärztekammer war der angebliche Mediziner gänzlich unbekannt. Danach stellte die Klinikleitung Strafanzeige und der Schwindel flog auf.
Medizinische Grundkenntnisse durch soziales Jahr
Da der Beschuldigte nach seiner Schulausbildung zuvor ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) unternahm, konnte er sich einige grundlegende Kenntnisse der Medizin aneignen. Diese wandte er während der Zeit seines Wirkens an. So war der Angeklagte bei mehreren Notfall- und Rettungseinsätzen dabei. Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft injizierte er dabei auch Narkosemittel und weitere Arzneimittel. Zu Beginn der Ermittlungen stand der Verdacht im Raum, der falsche Arzt habe während seiner Einsätze auch den Tod zweier Patienten zu verantworten. Dieser Anfangsverdacht konnte allerdings nicht aufrecht erhalten werden.
Falscher Arzt gesteht fast alle Taten
Im Wesentlichen hat der Mann sein Vergehen bereits gestanden. Als Motiv gab er an, er habe finanzielle Sorgen gehabt und habe sich aus diesem Grund als Arzt ausgegeben. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen gewerbsmäßigen Betrug, Fälschung von Urkunden, gefährliche Körperverletzung sowie des Missbrauchs von Titeln. Dem Angeklagten droht nun eine Haftstrafe von mehreren Jahren. Zusätzlich wird gegen den Mann ermittelt, weil er sich zu Unrecht ein Entgelt von 20.000 Euro ergaunert hat. Zudem habe er ein Laptop geklaut und einige Rechnungen für medizinische Gerätschaften nicht bezahlt.
Die Hauptverhandlung wird die 5. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts leiten. Wann das Verfahren eröffnet wird, ist noch unklar. Ein Termin müsse laut Staatsanwaltschaft noch gefunden werden. Da der Angeklagte bereits einschlägig vorbestraft ist, droht ihm einer Haftstrafe von bis zu 10 Jahren. Ein Fußpfleger aus Aschaffenburg hatte sich ebenfalls als Mediziner ausgegeben. Der Mann wurde im November letzten Jahres zu einer Haftzeit von insgesamt 5 Jahren verurteilt. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
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