Männer offenbar risikobewusster als Frauen
28.10.2013
Ein Herzinfarkt ist keinesfalls ausschließlich „Männersache“, sondern wie die „Deutsche Herzstiftung“ berichtet auch bei Frauen in den Industrieländern eine der häufigsten Todesursachen. Doch im Vergleich zu Männern schenken viele Frauen den ersten Symptomen nicht genügend Aufmerksamkeit und bemerken daher einen Infarkt oft erst zu spät.
Herz-Kreislauferkrankungen nicht nur „Männersache“
Herz-Kreislauferkrankungen sind hierzulande nach wie vor die häufigste Todesursache, auf die nach Angaben des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr 40,2% aller Sterbefälle zurückzuführen waren. Doch auch wenn auf Basis der aktuellen Daten jeder Zweite an einer Herzerkrankung sterben wird, fühlt sich nicht jeder gleichermaßen von der Gefahr bedroht. Stattdessen ist das Risikobewusstsein für eine Herzerkrankung offenbar bei Männern weitaus höher als bei Frauen. Zu diesem Ergebnis ist nun eine aktuelle Studie der Charité Berlin gekommen.
Deutliche Fehleinschätzungen bei den Frauen
Wie der „Focus“ berichtet, seien die Wissenschaftler der Berliner Klinik zu dem Ergebnis gekommen, dass Frauen das Risiko für eine Herzerkrankung deutlich niedriger einschätzen als es in der Realität ist und demzufolge auch warnende Symptome häufig nicht rechtzeitig erkennen. Männer hingegen würden deutlich früher bei Infarkt-typischen Krankheitsanzeichen wie Schmerzen in der linken Brust und einem Ausstrahlen in den linken Arm einen Herzinfarkt vermuten – und daher meist auch umgehend eine Klinik aufsuchen. So hatte die Studie laut Focus ergeben, dass 62 Prozent der Probandinnen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren davon ausgehen, dass sie nur ein geringes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hätten – obwohl auf die meisten Teilnehmerinnen mindestens einer der bekannten Risikofaktoren wie beispielsweise Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck oder Diabetes zutraf.
Viele Frauen von schlechten Gesundheits-Ergebnissen überrascht
So ergab die Studie unter anderem, dass ein Viertel der 25- bis 34-jährigen Frauen erhöhte Cholesterinwerte hatte, zudem wusste ein weiteres Viertel der Teilnehmerinnen nicht, dass sie bereits an einer Diabetes erkrankt waren, so die Kardiologin und Studienleiterin Vera Regitz-Zagrosek gegenüber dem Magazin. Die Fehleinschätzung in Hinblick auf die eigene Gesundheit sei dabei jedoch nach Ansicht von Melchior Seyfahrt, dem Chefarzt des Herzzentrums am Helios-Klinikum Wuppertal, nicht nur Sache der Frauen. Stattdessen sei das Thema „Männer und Herzerkrankungen“ auch in der Öffentlichkeit stärker präsent, denn „wenn ein Mann auf der Straße umkippt und sich ans Herz fasst, denken alle sofort an Herzinfarkt“, so der Mediziner. Anders verhalte sich dies bei Frauen, denn hier würde im Falle eines Kollaps eher „nur“ an Kreislaufprobleme gedacht.
Das unterschiedliche Reagieren der Öffentlichkeit ist dabei jedoch gar nicht so abwegig – denn bei Frauen treten im Vorfeld eines Herzinfarkts meist ganz andere Alarmzeichen auf als bei Männern. So zeigen sich nach Angaben der Deutschen Herzstiftung neben den „klassischen Erkennungszeichen“ wie zum Beispiel Schmerzen im Brustraum, die in Arme, Oberbauch, Rücken oder auch Kiefer ausstrahlen können, bei Frauen vergleichsweise häufiger außerdem so genannte „unspezifische Symptome“. Zu diesen gehören unter anderem starke Kurzatmigkeit, Übelkeit und Erbrechen oder Beschwerden im Oberbauch. Darüber hinaus würden die Krankheitsanzeichen im Brustbereich bei einem Infarkt nicht unbedingt wie bei den Männern in Form starker Schmerzen auftreten, sondern eher als eine Art „Druck- oder Engegefühl“, welches aber in gleichem Maße ernst genommen werden sollte. Daher sollten Frauen auf Anraten der Stiftung immer auch einen Herzinfarkt bedenken, „insbesondere wenn solche Zeichen in zuvor noch nicht gekannter Heftigkeit auftreten“. Daher der eindringliche Appell der Herzspezialisten: „Jeder Herzinfarkt – unabhängig von der Art der Beschwerden – kann jederzeit und ohne weitere Vorankündigung einen plötzlichen Herzstillstand verursachen. Beim geringsten Hinweis auf einen Herzinfarkt ist daher umgehend die 112 zu wählen.“ (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.