Zusammenschluss der AOK Nordost
Fusion zur AOK Nordost endgültig genehmigt: Neue Riesen-Krankenkasse AOK Nordost startet im Januar 2011
07.12.2010
Die Fusion der AOK Berlin-Brandenburg mit der AOK Mecklenburg-Vorpommern zur Allgemeinen Ortskrankenkasse AOK Nordost ab dem 01. Januar 2011 ist beschlossene Sache. Die Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), und ihre brandenburgische Amtskollegin Anita Tack (Linke) haben gestern die Genehmigung der Aufsichtsbehörden der Länder zum Zusammenschluss der beiden Krankenkassen bekannt gegeben.
AOK Nordost wird 1,8 Millionen Mitglieder haben
Die beiden zuständigen Gesundheitsministerinnen übergaben gestern den Vorstandsvorsitzenden der AOK Berlin-Brandenburg und der AOK Mecklenburg-Vorpommern in Berlin die Genehmigungsbescheide für die Fusion der Krankenkassen zur AOK Nordost. Gleichzeitig unterzeichneten die Ministerinnen eine Verwaltungsvereinbarung, um die künftige Zusammenarbeit zu sichern. Den Hauptsitz der AOK Nordost wird fortan Potsdam bilden, die Rechtsaufsicht über die neue AOK wird beim Land Brandenburg liegen. Mit dem Zusammenschluss entsteht eine der bundesweit zehn größten Krankenkassen, wobei die AOK Nordost künftig rund 1,8 Millionen Mitglieder zählen wird – 1,3 Mio. Versicherte der ehemaligen AOK Berlin-Brandenburg; 475.000 der ehemaligen AOK Mecklenburg-Vorpommern.
Leistungsangebot und Geschäftsstellen bleiben erhalten
Das Leistungsangebot soll nach Auskunft der beiden AOKen vorerst nahezu unverändert bleiben. So werden alle bestehenden Wahltarife sowie das Netz der Geschäftsstellen und Servicepunkte mit den 112 Standorten unverändert fortgeführt und die Versicherten behalten ihre gewohnten Ansprechpartner, teilten die AOK Mecklenburg-Vorpommern und die AOK Berlin-Brandenburg mit. Auch die Präventions- und Zusatzprogramme werden weiterhin unverändert angeboten, hieß es aus Richtung der Krankenkassen. Außerdem könnten mit dem Zusammenschluss Programme, die sich in einer Kasse bewährt hätten, künftig allen Versicherten der fusionierten AOKen angeboten werden, wie die Krankenkassen anlässlich des aktuellen Genehmigungsbescheids mitteilten. Die vereinigten AOKen werden nicht nur in Bezug auf die Mitglieder sondern auch auf die Anzahl der rund 5.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die größte Krankenkasse der drei Bundesländer bilden. Die AOK Nordost ist künftig einer der größten Arbeitgeber und eines der größten Ausbildungsunternehmen in der Region.
AOK-Fusion zur Stärkung der Wettbewerbsposition
Mit der Fusion wollen die beiden AOKen ihre Wettbewerbsposition stärken und der designierte Vorstands-Chef der neuen AOK Nordost, Frank Michalak hofft „durch Synergien im eigenen Haus, eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Vertragspartnern und weiteren Mitgliederzuwachs (…) auch 2011 keinen Zusatzbeitrag“ erheben zu müssen. Die Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig erklärte diesbezüglich, dass es für die Versicherten in Mecklenburg-Vorpommern besonders wichtig sei, auch künftig keine Zusatzbeiträge zu bezahlen und weiterhin einen Ansprechpartner im Land zu haben. Ihre Amtskollegin Anita Tack ergänzte, dass zudem die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung in den dünn besiedelten Gebieten sichergestellt und verbessert werden müsse. Friedrich Wilhelm Bluschke, Vorstandsvorsitzender der AOK Mecklenburg Vorpommern betonte seinerseits, dass die Anforderungen des Wettbewerbs ausschlaggebend für den Zusammenschluss seien und die Fusion zudem ein wichtiges Signal für eine sichere Zukunft der Mitarbeiter sei. Denn “mit der Fusion wird es eine Beschäftigungssicherung bei der neuen AOK Nordost geben“, erklärte Bluschke.
Branchenkenner betrachten Fusionswelle kritisch
Mit dem Zusammenschluss der AOK Mecklenburg-Vorpommern und der AOK Berlin-Brandenburg setzt sich die bereits von allen Fachleuten erwartete Fusionswelle unter den gesetzlichen Krankenversicherungen fort. So hat sich die Zahl der gesetzlichen Versicherungen bereits von über 230 auf aktuell 163 verringert. Zum Beispiel war die AOK Berlin-Brandenburg erst zu Beginn des laufenden Jahres durch die Fusion der Allgemeinen Ortskrankenkassen in Berlin und Brandenburg entstanden. Die Zusammenschlüsse werden von Branchenkenner jedoch durchaus kritisch bewertet. Renommierte Fachleute wie beispielsweise Rolf Stuppardt vom Bundesverband der Innungskassen gehen davon aus, dass die jetzigen Fusionen „wenig mit Gesundheits- ökonomischen Zielen zu tun“ haben, sondern in erster Linie das Ziel haben, eine systemrelevante Größe zu erreichen, um im Falle einer möglichen Insolvenz ein staatliches Eingreifen zu erzwingen. Ähnlich wie bei der Bankenkrise, wäre es nach Ansicht von Rolf Stuppardt von staatlicher Seite aus unmöglich, die neu entstandenen Riesen-Krankenkassen mit ihren Millionen Versicherten in einem Insolvenzverfahren abzuwickeln, so dass bei drohender Insolvenz der Staat zur Rettung der betroffenen Krankenkasse gezwungen sei. (fp)
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