Gefälschte Medikamente in Norddeutschen Apotheken. Die illegalen Arzneimittel werden nicht nur im Internet verkauft, sondern nun auch in ganz normalen Apotheken.
(08.08.2010) Nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) werden illegale, gefälschte Medikamente nicht nur im Internet vertrieben, sondern auch in deutschen Apotheken. So wurden laut dem NDR Magazin "Markt" in rund 100 Apotheken gefälschte Arzneien verkauft und illegal abgerechnet. Gegen mindestens einen Apotheke hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig bereits Anklage erhoben. Der Gesamtschaden für das Gesundheitswesen dürfte in die Millionen gehen, denn allein schon dem Braunschweiger Apotheker wird vorgeworfen Medikamente im Wert von 1,7 Millionen Euro illegal abgerechnet zu haben.
Illegale Arzneimittel nicht nur im Internet, sondern nun auch in deutschen Apotheken.
Vor einigen Jahren begann der illegale Handel mit gefälschten Arzneimitteln noch im Internet. War es damals das bekannte Potenzmittel "Viagra" das gefälscht wurde, sind es heute bereits eine Vielzahl von unterschiedlichen Arzneien. Darunter befinden sich auch lebenswichtige Medikamente wie Antibiotika, Schmerzmittel aber auch Krebspräperate. Mittlerweile breitet sich der illegale Medikamentenmarkt nicht nur im Internet aus, denn die Staatsanwaltschaften Hamburg, Celle, Verden, Kiel und Braunschweig ermitteln gegen eine Vielzahl von Apotheken. Deutschland-weit sollen laut dem NDR-Fernsehen rund 100 Apotheken gefälschte Medikamente an Patienten weiter gegeben haben. Anschließend sollen die Arzneien auch noch bei den Krankenkassen zu Unrecht abgerechnet worden sein.
Aufgeflogen ist die ganze Sache durch einen Großhändler. Er wollte aussteigen und stellte den Ermittlungsbehörden die Lieferscheine zur Verfügung. Auf diesen Lieferscheinen waren die illegalen Arzneimittel-Importe aus dem Ausland verzeichnet. "Hier haben wir zum ersten Mal erfahren, dass in Deutschland nicht zugelassene Arzneimittel von Apothekern abgegeben worden sind", sagte der Ermittler der Techniker Krankenkasse Frank Keller gegenüber dem NDR.
Wie rechnen die Apotheker die gefälschten Medikamente ab?
Doch wie können die Apotheker die gefälschten Arzneimittel abrechnen? Die Apotheker kaufen zunächst auf dem sogenannten "Grauen Markt" kostengünstige Wirkstoffe, die in der Bundesrepublik nicht zugelassen sind. Anschließend werden die illegal erworbenen Wirkstoffe individuell auf den Patienten abgemischt und zu sehr hohen Preisen bei den Krankenkassen abgerechnet.
Doch laut weiteren Recherchen werden heutzutage gefälschte Arzneien nicht nur im Ausland hergestellt. Mittlerweile soll es auch Produzenten in Deutschland geben, die neben Muskelaufbaupräparate und Nahrungsergänzungsmittel nun auch Antibiotika oder Schmerzmittel herstellten. Diese nachgemachten Medikamente werden dann im Internet verkauft.
Gefälschte Medikamente schaden nicht nur den Krankenkassen, sondern könnten auch die Gesundheit der Patienten gefährden. Denn die Quellen der gefälschten Arzneimittel stehen unter keiner Kontrolle der Aufsichtsbehörden. Wenn man nicht einmal mehr den Apotheken trauen kann, wem dann? Der NDR wird am kommenden Montag in der Sendung "Markt" über weitere Fakten und Zahlen berichten. Die Sendung beginnt um 20:15 bei NDR3. (sb)
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