Glaube an Schicksal hilft bei Trauer: Der Glaube die Bestimmungskraft des Schicksals, hilft Menschen dabei den Tod des Partners oder nahestehender Personen besser zu verarbeiten.
Der Glaube die Bestimmungskraft des Schicksals, hilft Menschen dabei den Tod des Partners oder nahestehender Personen besser zu verarbeiten. Zu dem Ergebnis kommen Psychologen aus Münster und Mainz auf Basis einer neunjährigen Studie, die sie in der aktuellen Ausgaben der Fachzeitschrift "Social Psychological and Personality Science" veröffentlicht haben.
Tod des Partner eines der einschneidendsten Erlebnisse
Über neun Jahre lang haben die Wissenschaftler der Universitäten Münster und Mainz Informationen von 414 Menschen, die ihren Partner verloren hatten, gesammelt und untersucht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Lebenszufriedenheit nach einem Todesfall bei Personen, die an Zufall oder Schicksal glauben, deutlich weniger stark sank als bei den übrigen Testpersonen. Sogar vier Jahre nach dem Tod des Partners spüren Menschen, die nicht an Schicksal oder Zufall glauben, noch erhebliche Beeinträchtigungen ihrer Lebenszufriedenheit durch den Verlust des Partners. Menschen, die an eine Bestimmung ihres Lebens durch Schicksal glauben, konnten den Verlust hingegen weit besser verkraften und spürten eine entsprechend geringere Beeinträchtigung ihrer Lebenszufriedenheit. „Der Tod eines nahestehenden Menschen ist eines der einschneidendsten Ereignisse im Leben der Betroffenen und bedeutet eine enorme Belastung", erklärte die 24-jährige Diplompsychologin Jule Specht von der Universität Münster. Die Expertin ergänzte: „Die Menschen unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer Reaktion auf den Tod ihres Partners. Eine Ursache dafür liegt in der grundsätzlichen Lebenseinstellung, also was sie ganz allgemein als Ursache für Ereignisse in ihrem Leben ansehen: das eigene Verhalten oder unbeeinflussbare Faktoren wie Zufall oder Schicksal."
Schicksal als Schutzfaktor
Bisherige Studien kamen meist zu dem Ergebnis, das der Glaube an die Bestimmungskraft des Schicksals, eher einen Nachteil darstellt, erklärten die Initiatoren der Studie Prof. Dr. Stefan Schmukle und Jule Specht. So seien Personen mit einer entsprechenden Grundeinstellung unzufriedener mit ihrem Leben, weniger erfolgreich im Beruf und häufiger krank. „Unser Ergebnis zeigt nun, dass der Glaube an das Schicksal nicht nur Nachteile mit sich bringt, sondern in bestimmten Situationen auch vorteilhaft sein kann", betonte Jule Specht. Hier wirkt „diese Lebenseinstellung (…) also wie eine Art Schutzfaktor" bei der Bewältigung tragischer Ereignisse. Nach Ansicht der Forscher kommen Menschen, die an Schicksal oder Zufall glauben mit derartigen Ereignissen besser zurecht, da sie die unbeeinflussbare Faktoren in ihrem Leben akzeptieren. „Menschen jedoch, die diese Einflussmöglichkeiten unterschätzen, müssen nicht nur den Tod des Partners bewältigen, sondern sie stellen darüber hinaus wahrscheinlich auch ihre Weltanschauung in Frage", erklärte die Diplompsychologin Jule Specht.
Basisdaten aus dem "Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)"
Die Basisdaten der Studie stammen aus der Langzeiterhebung "Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)" zum Leben in Deutschland, welche vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin bereitgestellt wurden. Außer Jule Specht und Prof. Dr. Stefan Schmukle von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster war auch Prof. Dr. Boris Egloff von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz maßgeblich an der Ausarbeitung der Studie beteiligt. (fp, 11.10.2010)
Autoren- und Quelleninformationen
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