Greenpeace findet Schadstoffe in Paprikaproben: Erste Rückrufaktion belasteter Paprika beim Discounter Lidl
17.01.2011
Recherchen von Greenpeace haben ergeben, dass Proben der gelben und roten Gemüsepaprika, bei Lidl, Tengelmann und Netto mit hohen Rückständen des Wachstumsregulators Ethephon belastet waren. Schon vor Bekanntgabe der Greenpeace-Ergebnisse hatte Lidl bereits am Samstag den 15. Januar eine Rückrufaktion für „Spanischer Paprika Mix“ (Losnummer L-01-05 TUTW) gestartet.
Laut Angaben des Discounters Lidl sind Paprika aus Filialen in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen betroffen und müssen zurückgerufen werden. Das Gemüse enthalte unzulässig hohe Rückstände des Wachstumsregulators Ethephon. Greenpeace hatte am 08. Januar Paprika-Proben in Hamburg, Köln/Bonn, Leipzig, Berlin, München und in Frankfurt erstanden und diese anschließend durch ein akkreditiertes Speziallabor für die Untersuchung von Pestizid-Rückständen in Lebensmitteln überprüfen lassen. Die vorläufigen Messergebnisse wurden dabei in einer zweiten Untersuchung zusätzlich abgesichert.
Ethephon-Belastung der Paprika-Mischungen beim Discounter
Das Ergebnis: die höchsten Ethephon-Belastungen wiesen die Proben von Tengelmann in München, Lidl in Köln und Netto (Edeka) in Bonn auf, wobei in drei der 29 Proben Überschreitungen des gesetzlichen Höchstgehaltes für Ethephon nachgewiesen wurden. Greenpeace forderte daher alle Supermarktketten dazu auf, die verkauften Paprika umgehend zu kontrollieren und belastete Ware gegebenenfalls zurückzurufen. Lidl hatte bereits am 15. Januar – vor Veröffentlichung der Greenpeace-Untersuchung – eine Rückrufaktion für „Spanischer Paprika Mix“ gestartet, wobei lediglich die zwischen dem 10. und 13. Januar 2011 verkauften Produkte betroffen seien, wie das Unternehmen offiziell mitteilte. Jegliche Paprika-Mixe und Paprika-Sorten, welche sich aktuell noch in den Verkaufsregalen befinden, seinen von der Rückrufaktion nicht betroffen, so die Mitteilung des Discounters.
Gesundheitsrisiken durch Ethephon nicht zu unterschätzen
Nach Aussage der Experten von Greenpeace, hat eine der untersuchten Paprika-Proben von Netto (Edeka) in Bonn sogar die akute Referenzdosis (ArfD) überschritten, ab der bereits eine einmalige Aufnahme die Gesundheit schädigen könne – insbesondere bei Kindern. Der Pflanzenwachstumsregulator Ethephon, welcher zur Steuerung biologischer Prozesse wie zum Beispiel das Wachsen und Reifen von Früchte- und Gemüsesorten eingesetzt wird, ist nach Aussage des Greenpeace-Experten Manfred Santen für den Menschen keinesfalls ungefährlich. So könne es bei einer Überdosierung der toxischen Höchstmenge zu gesundheitliche Schäden wie Hautreizungen und Schleimhautreizungen kommen und beim Verzehr größerer Mengen, entfaltet Ethephon eine Wirkung als Nervengift. Dass Ethephon trotzdem in der Lebensmittelproduktion eingesetzt wird, ist nach Aussage des Greenpeace-Experten in erster Linie darauf zurückzuführen, dass „die Paprika (…) im spanischen Winter nicht schnell genug gelb und rot geworden“ sind. So hätten die Produzenten mit Hilfe von Ethephon nachgeholfen, „um den Paprika-Mix in allen drei Farben verkaufen zu können“, betonte Santen. „Verbraucher erkennen die belasteten Paprika an grünen Schattierungen“, so der Fachmann weiter.
Verbraucherschutzministerium warnt vor weiteren Risiken
Lidl weist darauf hin, im Sinne des „vorbeugenden Verbraucherschutzes“ umgehend reagiert zu haben. Das sehen sowohl Greenpeace als auch das Ministerium für Verbraucherschutz in Baden-Württemberg eher kritisch: „Die Pestizid-Eigenkontrolle der Supermarktketten schützt die Verbraucher nur dann, wenn die Testergebnisse umgehend und lückenlos veröffentlicht und die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden", betonte der Greenpeace-Experte. Und von Seiten des Verbraucherschutzministerium Baden-Württemberg hieß es, man könne nicht ausschließen, dass das belastete Gemüse auch außerhalb von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen in den Handel gekommen sei. Außerdem bestehe das Risiko, dass der spanische Paprika-Mix auch über andere Discounter in den Handel gelangt sein könnte, so die Position der Verbraucherschützer. Daher sei nun eine umfassende offizielle Untersuchung eingeleitet worden, deren erste Ergebnisse voraussichtlich in einer Woche vorliegen werden, erläuterte ein Sprecher des Ministeriums. (fp)
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Bild: Benjamin Klack / pixelio.de
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