Grippeimpfung bietet Schutz gegen Herzinfarkt?
(23.09.2010) Pharmahersteller und Ärzte betonen, eine Grippeimpfung wäre nun von Vorteil, um sich vor der saisonalen Grippewelle zu schützen. Da kommt eine britische Studie gerade recht, angeblich soll nämlich die Grippeimpfung auch das Herzinfarktrisiko mindern. Die Ergebnisse der Studie sind in dem wissenschaftlichen Fachmagazin "Canadian Medical Association Journal" veröffentlicht worden. Die Studie basiert auf einer Auswertung von Prof. Niroshan Siriwardena von der Universität Lincoln.
Gefahr einer Grippe vor allem im Winter
Der Sommer ist vorbei und damit nähern sich auch die typischen Herbstkrankheiten. Mediziner Gesundheitsexperten fordern vor allem sogenannte Risikogruppen dazu auf, sich gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen. Erstmals wird auch dazu aufgerufen, dass sich Schwangere an der Impfung beteiligen. Dieser Umstand wird damit begründet, dass Schwangere über ein geschwächtes Immunsystem verfügen. Zu den typischen Risikogruppen gehören ältere Menschen, Kinder, Herz-Kreislauf-Patienten und chronisch Kranke. Laut Gesundheitsbehörden sind die Monate September, Oktober und November am Besten dazu geeignet, um eine Grippeschutzimpfungen vorzunehmen. Allerdings benötigt das Immunsystem etwa 10 bis 14 Tage, um einen wirksamen Grippeschutz aufzubauen.
Studie wertete daten von britischen Hausarztpatienten aus
Im Rahmen einer englischen „Fall-Kontroll-Studie“ wurden die Daten von rund fünf Prozent der britischen Hausarztpatienten untersucht und analysiert. Die Daten entstammten aus dem Archiv des „Kingdom General Practice Research Database“. Dabei stellten die Forscher fest, dass eine Grippeschutzimpfung nicht nur vor einer schweren Lungenentzündung schützt, sondern auch Risiko eines Herzinfarktes senken kann. Die Wissenschaftler konnten beobachten, dass die Geimpften Personen nach einer Grippeimpfung seltener an einem Herzinfarkt erkrankten, als diejenigen, die über keinen Grippeschutz verfügten. Das Herzinfarktrisiko senkte sich um rund ein Fünftel.
Herzinfarkt Risiko im Winter höher als im Sommer
Im Winter ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher einen Herzinfarkt zu erleiden, als in wärmeren Monaten im Sommer. Denn im Winter steigt aufgrund der kälteren Temperaturen auch der Blutdruck. Die Gefahr von Bluthochdruck ist im Winter deutlich höher. Um die Kälte zu kompensieren, ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Das Herz muss nun durch die engeren Blutgefäße gegen einen größeren Widerstand anpumpen. Zudem vermuten die Forscher der Universität Lincoln, dass zwischen Grippeimpfung, einer Atemwegsinfektionen sowie einem Herzinfarkt ein Zusammenhang besteht. In diesem Kontext wurden dann die Daten ausgewertet.
Patienten die sich impfen ließen, verfügten über ein geringeres Herzinfarktrisiko
Die Forscher werteten die Daten von rund 78.000 Patientendaten britischer Hausärzte aus England und Wales aus. Alle Patienten waren bereits über 40 Lebensjahre alt. In der Analyse wurde zwischen Herzinfarkt-Patienten und gesunden Probanden unterschieden. Zwischen 2001 und 2007 hatten 16.012 Studienteilnehmer bereits einen Herzinfarkt erlitten. Rund 8000 davon hatten sich bereits einer Grippeimpfung unterzogen. Anhand dieser Daten berechneten die Wissenschaftler nun unter Berücksichtigung weiterer Werte das Herzinfarktrisiko von geimpften Patienten, und denjenigen, die keine Impfung erhalten hatten. Hieraus ergab sich das Vergleichsergebnis, dass das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden, bei einer Grippeimpfung um 19 Prozent sinkt. Die Wissenschaftler argumentierten zudem, dass ein frühzeitige Impfung zwischen den Monaten September und November das Herzinfarktrisiko sogar um 21 Prozent sinken kann. Lassen sich Menschen später, also erst im Dezember oder Januar impfen, so liegt die Minderung nur noch bei 12 Prozent. Pneumokokken-Impfungen, die gegen eine Lungenentzündung schützen soll, zeigte indes keine mindernde Wirkung. Dieser Impfung beeinflusst das Herzinfarkt-Risiko bei Menschen nicht.
Aussagekraft der Studie in der Kritik
Doch wie aussagekräftig sind solche Studien? Es besteht der Verdacht, dass solche Studien den Nutzen einer Grippeimpfung unterstreichen soll, damit sich mehr Menschen daran beteiligen. Auch von fachlicher Seite wird der Studie eine Ungenauigkeit vorgeworfen. Für Prof. Hans-Jürgen Becker von der Deutschen Herzstiftung ist die Aussagekraft dieser Studie weniger sensationell. Becker ist der Ansicht, dass potenziell gefährdete Herzinfarkt Patienten aus der Grippeimpfung einen Nutzen ziehen können, weil sie durch die Impfung vor einem geschwächten Immunsystem geschützt werden. Der Herzspezialist hält es für unwahrscheinlich, dass auch bei gesunden Menschen dieser Effekt eintritt.
Kritiker weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sogenannte Fall-Kontroll-Studien eine hohe Anfälligkeit für Verzerrungen von Daten haben. Besser wäre es, wenn zwischen den Jahren differenziert worden wäre. So hätte man prüfen können, ob der Impfstoff mit den tatsächlichen Viren der Grippesaison übereinstimmten und wann dies nicht der Fall war. Impf-Kritiker bemängeln auch, dass in Impfstoffen nach wie vor zum Teil Konservierungsstoffe enthalten sind. Diese Stoffe können auch Formaldehyd und Quecksilber enthalten. Zudem werden Grippeviren zum Teil mit Hühnereiweiß vermehrt, was bei einigen Menschen eine Allergie auslösen kann. (sb)
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