Hirndoping bald salonfähig? Professor Klaus Lieb, Hirnforscher und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz befragte zusammen mit dem Arzt Andreas Franke ca. 1500 Schüler und Studenten nach persönlichen Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit bzw. der grundsätzlichen Bereitschaft zum „Hirndoping“.
Professor Klaus Lieb, Hirnforscher und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz befragte zusammen mit dem Arzt Andreas Franke ca. 1500 Schüler und Studenten nach persönlichen Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit bzw. der grundsätzlichen Bereitschaft zum „Hirndoping“.
In einem Interview mit der FR-online berichtet Lieb, dass zwar lediglich vier Prozent der Befragten diesbezüglich über eigene Erfahrungen verfügen, jedoch 80 Prozent offen ihre Bereitschaft signalisierten, auf Medikamente zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Wachheit und Merkfähigkeit zurückzugreifen.
Erst vor zwei Wochen meldeten Wissenschaftler vom Ernest Gallo Center an der University of California, San Francisco Forschungsergebnisse, nach denen Ritalin möglicherweise als Mittel zur „kognitiven Leistungssteigerung“ nicht nur bei Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen (AD/H/S) interessant erscheinen lassen. In Versuchen an Ratten führte das Methylphenidat zu einer erhöhten Aktivität betimmter Dopaminrezeptoren im Gehirn. Im Resultat lernten die so „gedopten“ Ratten besser und schneller als die der mit Kochsalz behandelten Vergleichsgruppe. Neben den Methylphenidaten kommen außerdem Präparate aus den Gruppen der Amphetamine und Antidementiva, die zur Behandlung von Alzheimer eingesetzt werden, in Frage.
Die große Bereitschaft, so Lieb, sei auf den steigenden Leistungsdruck von außen zu interpretieren, während der tatsächliche Gebrauch dadurch gering gehalten wird, dass die genannten Medikamente der Verschreibungspflicht bzw. dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen. Frei erhältliche Wachmacher wie das Getränk „Red Bull“ würden, genau wie Koffeintabletten, von Jugendlichen längst zum Aufputschen genutzt.
Einen freieren Umgang mit leistungssteigernden Substanzen lehnt der Wissenschaftler ab. Dabei warnt er einerseits vor unabsehbaren Langzeitwirkungen der Medikamente, andererseits könnte eine Liberalisierung Druck auf diejenigen ausüben, die eigentlich auf das „Doping“ verzichten wollen.
Alternativ existieren zahlreiche Konzepte aus Psychologie, Pädagogik und Naturheilkunde, mit denen die Gehirnarbeit optimiert und die Leistungsfähigkeit insgesamt gesteigert werden kann. Dazu zählen beispielsweise eine förderliche Ernährungsweise, Mentaltrainings, NLP, (Selbst-)Hypnose sowie strukturiertes Lernen nach verhaltenspsychologischem Ansatz. (Dipl.Päd. Jeanette Viñals Stein, Heilpraktikerin, 24.03.2010)
Weiterführende Literatur:
Klaus Lieb:
„Hirndoping: Warum wir nicht alles schlucken sollten.“
Artemis & Winkler, Mannheim 2010.
Weiterführende Artikel:
Nahrung für´s Gehirn: Hochleistung durch Ernährung
Ritalin für gute Schulnoten
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.