Jede zweite Bodylotion mit hormonell wirksamen Chemikalien belastet
06.12.2013
Scheinbar harmlose Kosmetikprodukte wie beispielsweise Bodylotions bergen mitunter ungeahnte Risiken. So hat die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 bei einer Überprüfung von „rund 400 auf dem österreichischen Markt verfügbaren Bodylotions, Zahnpasten und Aftershaves auf das Vorhandensein hormonell wirksamer Chemikalien“ festgestellt, dass jede zweite Bodylotion und jedes zweite Aftershave sowie jede fünfte Zahnpasta entsprechende Chemikalien enthielt.
Besonders für Schwangere und Kinder können die hormonell-belasteten Produkte ein Gesundheitsrisiko darstellen, so die Mitteilung der Umweltschutzorganisation. Global 2000 forderte die Politik auf, umgehend zu handeln und „Kosmetik-Hormone“ zu verbieten. Hormonell wirksame Chemikalien sind laut Aussage der Organisation Stoffe, „die aufgrund ihrer zufälligen strukturellen Ähnlichkeit mit körpereigenen Hormonen die sensiblen hormonellen Steuerungsprozesse im Körper negativ beeinflussen können.“ Die Substanzen werden Global 2000 zufolge mit zahlreichen Erkrankungen beim Menschen in Zusammenhang gebracht. Dr. Helmut Burtscher, Biochemiker bei GLOBAL 2000, erläuterte, dass das Ergebnis des Kosmetik-Checks deswegen so besorgniserregend sei, „weil es sich bei den gefundenen Stoffen um Chemikalien handelt, deren hormonell schädigendes Potenzial an Tieren klar belegt ist.“
Beeinträchtigungen des Hormonhaushalts im Badezimmer
Den Erkenntnissen der aktuellen Studie zufolge, beeinträchtigen viele Menschen – ohne es zu ahnen – schon morgens im Bad ihren Hormonhaushalt und setzen sich schlimmstenfalls gravierenden Gesundheitsrisiken aus. Denn „mit der Anwendung der Kosmetikprodukte gelangen diese Stoffe in den Körper, können dort das hormonelle Gleichgewicht stören und irreversible Gesundheitsschäden auslösen“, erklärte Dr. Burtscher. In der Mitteilung der Umweltschutzorganisation wird Professor Dr. Andreas Lischka, langjähriger Vorstand der Kinderklinik Glanzing, zudem mit der Aussage zitiert, dass „hormonelle Schadstoffe mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Zusammenhang gebracht (werden), die seit einigen Jahrzehnten in der industrialisierten Welt auf dem Vormarsch sind.“
Mögliche Gesundheitsschäden durch hormonell wirksame Chemikalien
Als solche seien zum Beispiel „Beeinträchtigungen des Fortpflanzungssystems, Hormon-assoziierte Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs, verfrühte Pubertät bei Mädchen, sowie Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern“ zu nennen, berichtet Prof. Lischka. Der Fachmann erläuterte weiter, dass die möglichen Störungen der hormonell regulierten Entwicklungsprozesse beim heranreifenden Fötus und beim Säugling besonders heikel seien, da während des sogenannten „entwicklungskritischen Zeitfensters“ vor und kurz nach der Geburt bereits kleinste Mengen der hormonell wirksamen Chemikalien irreversible Schäden verursachen können. Aus diesem Grund „sollte uns die Tatsache, dass hormonell wirksame Chemikalien aus Kosmetikprodukten auch im Blut von Neugeborenen und in der Muttermilch nachweisbar sind, nachdenklich machen“, betonte Professor Lischka.
Kinderzahnpasten besonders stark belastet
Kritisch bewerteten die Experten der österreichische Umweltschutzorganisation auch, dass bei den untersuchten Zahnpasten, die höchsten Belastungen in den Kinderzahnpasten festzustellen waren. Als problematischen Inhaltsstoffen seien dabei vor allem „Konservierungsmittel aus der Gruppe der Parabene und chemische UV-Filter“ zu erwähnen. Da Kinder die Zahnpasta oft schlucken, ist hier nach Auffassung der Umweltschutzorganisation dringend ein Verbot entsprechender Inhaltsstoffe erforderlich. Dies gelte allerdings auch für die übrigen getesteten Kosmetikprodukte. „Solange dies noch nicht geschehen ist, müssen die Hersteller ihrer Verantwortung gegenüber den KundInnen gerecht werden und diese Stoffe vorsorglich aus ihren Produkten nehmen“, forderte Dr. Helmut Burtscher. Als kleine positive Nachricht des Kosmetik-Checks kann hingegen gewertet werden, dass „die 38 stichprobenartig mituntersuchten Naturkosmetikprodukte“ laut Global 200 alle frei von hormonell wirksamen Chemikalien waren. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben demnach die Möglichkeit, mit ihrer Kaufentscheidung ein deutliches Signal in Richtung der Hersteller zu senden. (fp)
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