Impfung gegen multiresistente Krankenhauskeime (MRSA). US-Forscher entwickeln Impfstoff gegen multiresistente Krankenhauskeime.
18.01.2011
US-Wissenschaftler sind bei der Entwicklung eines Impfstoff gegen multiresistente Krankenhauskeime (MRSA) einen guten Schritt voran gekommen. Die Wissenschaftler der Universität in Rochester haben ein Schlüsseleiweiß identifiziert, welches das Wachstum des multiresistenten Erregers verhindern könnte.
Das Enzym Glucosaminidase fungiert bei der Zellteilung als eine Art Reißverschluss, der die Zellwand öffnet und so den Austritt der Tochterzelle ermöglicht, berichten die US-Forscher. Die Wissenschaftler konnten nun im Rahmen ihrer Studie gleich vier unterschiedliche Antikörper identifizieren, welche sich gezielt an die MRSA-Version des Proteins Glucosaminidase anheften und es dadurch ausschalten. So konnten sich die multiresistenten Erreger des Stammes Staphylococcus aureus (Staphylokokken) durch die Blockade ihres Zellteilungsmechanismus nicht mehr halbieren und platzen. Die Ausbreitung der gefährlichen Krankenhauskeime im Körper ließe sich so deutlich reduzieren und gegebenenfalls sogar verhindern, erläuterten die US-Wissenschaftler auf dem Jahrestreffen der Orthopaedic Research Society in Long Beach, Kalifornien.
Antikörper verhindern Ausbreitung der MRSA
Im Rahmen ihrer Untersuchungen hatten die US-Forscher die vier monoklonalen Antikörper, welche die Glucosaminidase bei den multiresistenten Krankenhauskeimen ausschaltet, sowohl im Laborversuch als auch im Tierversuch getestet. Das Ergebnis: In den Zellkulturen konnte das Wachstum der gegen alle gängigen Antibiotika resistenten Staphylococcus aureus-Stämme unterbrochen werden. Auch bei Mäusen seien nach einer Impfung der entsprechenden Antikörper bei Kontakt mit den MRSA-Erregern nur halb so viele Versuchstiere erkrankt wie ohne Impfschutz. Der Schutzeffekt habe dabei deutlich mit der Impfstoffdosis korreliert, berichten die Forscher weiter. Auch beim Menschen ließe sich laut Aussage von Edward Schwarz von der University of Rochester kein Impfschutz von 100 Prozent erreichen, doch selbst wenn die Erkrankungsrate nur um 35 Prozent gesenkt werden könnte, wäre dies seiner Ansicht nach schon eine enormer Erfolg – denn die Verbreitung multiresistenter Krankenhauskeime und die damit einhergehende Infektionsgefahr steigt.
Gesundheitsrisiko durch MRSA-Infektionen weltweit gestiegen
Weltweit hat die Anzahl der multiresistenten Bakterien des Stammes Staphylococcus aureus den Angaben der internationalen Gesundheitsbehörden zufolge in den letzten Jahren stark zugenommen. Da die klassische Behandlung mit Antibiotika bei den multiresistenten Krankenhauskeimen nicht hilft, sind die Mediziner schon länger auf der Suche nach Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung von MRSA-Infektionen. MRSA sind insbesondere in Krankenhäusern relativ verbreitet und führen hier jährlich zu einer Vielzahl von Erkrankungen. Sie stellen in den Kliniken ein ernsthaftes Problem dar, weil die Bakterien insbesondere bei offenen Wunden und geschwächtem Immunsystem der Betroffenen leichter in den Körper eindringen können und hier schlimmstenfalls lebensbedrohlichen Krankheiten wie zum Beispiel Lungenentzündungen, Blutvergiftungen (Sepsis), Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis) oder das Toxische Schock-Syndrom (TSS) auslösen können. Eine Hochrechnung des Robert-Koch-Instituts (RKI) geht davon aus, dass rund 132.000 Krankenhaus-Patienten in Deutschland im Jahr 2008 an einer Infektion mit MRSA litten. In den USA verursachen die MRSA den Angaben von Edward Schwarz und Kollegen zufolge rund 500.000 Erkrankungen und 19.000 Todesfällen jährlich. Eine Impfung gegen die multiresistenten Krankenhauskeime wäre daher nach Ansicht der Forscher ein erheblicher Fortschritt. (fp)
Lesen Sie auch zum Thema Krankenhauskeime:
Jede zehnte Krankenhausbehandlung schadet
Ansteckungsgefahr im Krankenhaus
Krank durch Krankenhaus Keime
Resistente Bakterien in deutschen Krankenhäusern
Bild: Sabine Holzke / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.