Implantat zur Warnung vor Herzinfarkten erstmal in Europa eingesetzt
02.11.2012
Neues Implantat warnt vor einem drohenden Herzinfarkt. Erstmals europaweit wurde am Universitäts-Herzzentrum (UZH) Freiburg „Patienten ein Gerät implantiert, das in der Lage ist, noch vor den ersten Symptomen einen Herzinfarkt zu erkennen“, berichtet das Universitätsklinikum Freiburg in einer aktuellen Pressemitteilung.
Rund 250.000 Patienten erleiden laut Mitteilung des Klinikums pro Jahr einen sogenannten akuten Myokardinfarkt (Herzinfarkt), wobei viele bereits versterben, bevor sie überhaupt ein Krankenhaus erreichen. Den Schätzungen der Experten zufolge könnten bis zu 95 Prozent der Patienten ihren Herzinfarkt überleben, wenn sie rechtzeitig in ein Krankenhaus beziehungsweise ein Herzkatheterlabor eingeliefert würden. „Das Problem ist, dass viele Patienten keine Symptome verspüren oder diese zu lange ignorieren“, so die Mitteilung des Universitätsklinikums Freiburg. Das nun erstmals in Europa eingesetzte Implantat mit dem vielversprechenden Namen „Guardian“ soll Betroffene frühzeitig vor einem drohenden Herzinfarkt warnen.
Neues Implantat erkennt Mangeldurchblutung des Herzens
Der stellvertretenden ärztliche Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie I des UHZ, Professor Dr. Dr. Manfred Zehnder, erläuterte: „Unser Ziel ist es, die Zeit vom ersten Auftreten von Symptomen bis zum Beginn der medizinischen Betreuung zu verkürzen, um noch rechtzeitig eingreifen zu können – mit Guardian können wir dieses Ziel erreichen.“ Das winzige Gerät wird laut Angaben des Klinikums „wie ein Herzschrittmacher in den Brustraum eingesetzt und ist über einen dünnen Draht mit dem Herzen verbunden.“ Auf diese Weise sei „Guardian“ dazu in der Lage eine Mangeldurchblutung des Herzens frühzeitig zu erkennen. Anschließend erfolgt eine visuelle und akustische Warnung der Patienten. Diese ist vor allem für Patienten, die keine der typischen Symptome wie Herzschmerzen, Brustschmerzen, Druck- und Engegefühl oder Stechen in der Brust verspüren, besonders wichtig. Durch die frühe Warnung lassen sich die verengten beziehungsweise verschlossenen Herzkranzgefäße in einem Herzkatheterlabor rechtzeitig wieder eröffnen, so dass es gar nicht zu einem Herzinfarkt kommt, berichtet das Universitätsklinikum Freiburg.
Implantat zur Warnung vor Herzinfarkten eine Erfolgsgeschichte
In Kooperation mit mehreren Kliniken in den USA hatte die Arbeitsgruppe um Professor Zehnder maßgeblich an der Entwicklung des „Guardian“ mitgewirkt. Dementsprechend zeigte sich der Freiburger Kardiologe „stolz darauf, dass wir nach zehn Jahren Weiterentwicklung eines Konzepts, das in Freiburg geboren wurde, nun an diesem Ort den europaweit ersten beiden Patienten das Gerät erfolgreich implantieren konnten.“ Seiner Ansicht nach ist das „Guardian“-Implantat „eine Erfolgsgeschichte, die in Zukunft eine große Bedeutung in der Behandlung von infarktgefährdeten Patienten erlangen wird.“ Das Gerät soll künftig vor allem Patienten zu Gute kommen, die einem besonders hohen Risiko für einen Gefäßverschluss unterliegen oder die beim ersten Herzinfarkt keinerlei oder nur atypische Symptome gezeigt haben. Auch ist der Einsatz bei Patienten vorgesehen, „die einen weiteren Herzinfarkt aufgrund einer Vorschädigung des Herzens mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überleben würden“, berichtet das Universitätsklinikum Freiburg.
Neues Implantat hat sich bereits bewährt
Da sich das Gerät derzeit noch in der Erprobung befindet, darf die Implantation bislang „ausschließlich unter streng kontrollierten, von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA vorgegebenen Bedingungen“ erfolgen, so die Mitteilung des Universitätsklinikums. „Guardian“ könne daher bis jetzt nur bei ausgewählten Patienten, die besonders davon profitieren, im Rahmen einer kontrollierten wissenschaftlichen Studie angewandt werden. An der laufenden Studie nehmen 80 Behandlungszentren in den USA teil, an denen das Implantat bislang fast 500 Patienten eingesetzt wurde. In mehr als 20 Fällen habe sich das Gerät bereits bewährt und durch eine entsprechend frühzeitige Intervention konnte ein Herzinfarkt verhindert werden, so die Mitteilung des Universitätsklinikums Freiburg. (fp)
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