Seehundsterben: Kein Staupevirus feststellbar
20.10.2014
Wie Dr. Hendrik Brunckhorst, Pressesprecher der Nationalparkverwaltung im Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein in Tönning mitteilt, wurde seit Anfang Oktober ein vermehrtes Auftreten schwer kranker und toter Seehunde an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins festgestellt. So wurden auf Helgoland, Sylt, Amrum und Föhr 350 Seehunde gefunden. Zur Ermittlung der Ursache wurden einige der Tiere an Stellen der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Büsum und Hannover geschickt.
Ergebnis der Untersuchungen war, das die Tiere an Lungenentzündungen erkrankt sind, Lungenwürmer haben und außerdem mit Streptokokken infiziert sind. Ursache für das Sterben ist vermutlich ein Influenzavirus, das bei einem Großteil der untersuchten Tiere festgestellt wurde. Dieses soll nun genauer untersucht werden. Das befürchtete Staupevirus, das 1988 und 2002 zu einem Massensterben unter den Seehunden geführt hatte, konnte dagegen nicht nachgewiesen werden. Damals waren 60 bzw. 40 Prozent der Bestände verendet. Insgesamt liegt die Mortalitätsrate unter den Tieren dann auch unter denen der beiden Staupeepidemien damals.
Abstand halten, Hunde anleinen
Generell gilt für Menschen, Abstand zu den Tieren zu halten, sie auf keinen Fall anzufassen und Hunde an der Leine zu halten, um möglichen Übertragungen der Erreger vorzubeugen. Denn grundsätzlich können die Seehunde einige Viren und Bakterien auch auf den Menschen übertragen.
Sollte sich das Seehundsterben verstärken oder ausbreiten, seien der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN-SH) und die Seehundjäger gut vorbereitet, Dr. Detlef Hansen Leiter der Nationalparkverwaltung: „Mit den anderen beteiligten Behörden und Institutionen haben wir den bei der Staupeepidemie bewährten Aktionsplan mit seinem Ampelsystem ‚Grün–Gelb–Rot’ weiterentwickelt. Er legt für die gesamte Westküste fest, wie auch größere Mengen toter Tiere geborgen und entsorgt werden. Wir sind jetzt in der Stufe Grün, bei der noch alles mit der üblichen Logistik zu bewältigen ist. Die meiste Arbeit leisten unsere speziell ausgebildeten Seehundjäger, die ehrenamtlich arbeiten. Sie haben einen im Wortsinn oftmals schweren Job. Mitunter müssen sie sterbenskranke Tiere von ihren Leiden erlösen. Meine Hochachtung und mein Dank gehen an sie.“
Der Seehundbestand sei nicht gefährdet, so Hansen: „Wir gehen davon aus, dass die Seehundgrippe ein natürlicher Vorgang ist. Unsere Nationalparks sind Orte, an denen natürliche Prozesse möglich und gewollt sind. Hier gilt das Prinzip ‚Natur Natur sein lassen’. Natur, das sind aber nicht nur blühende Salzwiesen und riesige Vogelschwärme. Auch der Tod ist Teil der Natur“, so Hansen weiter. (jp)
Bild: Roland Pfeifer / pixelio.de
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