Kindersterblichkeit geht zurück, ist jedoch immer noch deutlich zu hoch
13.09.2012
Stark rückläufige globale Kindersterblichkeit. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Zahl der Todesfälle von Kindern im Alter unter fünf Jahren weltweit fast halbiert, so die aktuelle Mitteilung des Kinderhilfswerks UNICEF. Trotzdem sterben auch heute noch täglich rund 19.000 Kinder, so das Ergebnis eines gemeinsamen Berichtes von UNICEF und anderen UN-Organisationen.
Von mehr als zwölf Millionen Todesfällen bei unter fünfjährigen Kindern im Jahr 1990 ist die Kindersterblichkeit auf 6,9 Millionen im Jahr 2011 zurückgegangen, berichtet UNICEF. Allerdings seien die Fortschritte sehr ungleich verteilt. Die besonders armen Kinder und Kleinkinder tragen laut Angaben des UN-Kinderhilfswerks weiterhin das höchste Risiko. Häufig treten hier Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt auf, die für den Nachwuchs tödlich enden. „Zusammen genommen sind Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren“, berichtet UNICEF. Dem aktuellen Zahlen zufolge ereignen sich 40 Prozent der Todesfälle bei Kindern in den ersten 28 Tagen des Lebens. Im vergangenen Jahr haben rund drei Millionen Babys diesen Zeitraum nicht überlebt.
Hohe Kindersterblichkeit durch mangelhafte Hygiene und Trinkwasserversorgung
Wie UNICEF berichtet, sind die „meisten Todesfälle bei Kindern auf fünf Ursachen zurückzuführen: Lungenentzündungen (18 Prozent), Frühgeburtskomplikationen (14 Prozent), Durchfallerkrankungen (11 Prozent), Komplikationen bei der Geburt (9 Prozent) und Malaria (7 Prozent).“ Rund "ein Drittel der Todesfälle bei Kindern hängt mit chronischer und akuter Unterernährung zusammen", so die Experten des UN-Kinderhilfswerks weiter. Als effektivste Waffen im Kampf gegen die Kindersterblichkeit hätten sich Verbesserungen der Hygiene, der Trinkwasserversorgung und der Krankheitsprävention erwiesen. Impfaktionen – UNICEF beschafft weltweit rund 50 Prozent aller Impfstoffe – aber auch einfache und kostengünstige Maßnahmen wie die Verteilung imprägnierter Moskitonetzen zur Vorbeugung von Malaria, zeigten einen durchaus vielversprechenden Erfolg. Auch die Ausbildung von Hebammen habe die Überlebenschancen von Kindern deutlich verbessert. Entscheidend sei jedoch vor allem die Hygiene und sauberes Trinkwasser. Denn „mehr Kinder sterben an Durchfallerkrankungen als Folge eines mangelnden Zugangs zu sauberem Wasser und sicherer Hygiene als an Aids, Malaria und Masern zusammen“, erläuterte Barbara Frost von der britischen Hilfsorganisation WaterAid.
Drei Millionen Kinder im Alter unter fünf Jahren verstorben
„Der Kampf gegen die Kindersterblichkeit ist erfolgreich. Mit Impfungen, imprägnierten Moskitonetzen und besserer Geburtshilfe stehen kostengünstige Methoden bereit, die Leben retten können“, so die Aussage des Geschäftsführers von UNICEF Deutschland, Christian Schneider. Durch die Umsetzung entsprechender Maßnahmen sei die weltweite Kindersterblichkeitsrate von 87 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten im Jahr 1990 auf 51 Todesfälle pro 1.000 Lebendgeburten im Jahr 2011 gesunken, was einen Rückgang um 41 Prozent darstelle, berichtet UNICEF. Dabei ist laut Aussage des UNICEF-Direktors Anthony Lake, auch in armen Ländern wie beispielsweise Bangladesch, Liberia oder Ruanda ein deutlicher Fortschritt zu beobachten. Hier sei die Zahl der Todesfälle bei Kindern in den vergangenen zwanzig Jahren um mehr als zwei Drittel gesunken. Dennoch gebe „es noch einiges zu tun“, denn „Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben weiter jedes Jahr durch vermeidbare Ursachen, gegen die es bewährte und bezahlbare Mittel gibt“, betonte Lake. Die bisherigen Fortschritte reichen eindeutig nicht aus, um das Millenniumentwicklungsziel, die Kindersterblichkeit bis zum Jahr 2015 weltweit um zwei Drittel zu senken, zu erreichen, kritisierte der UNICEF-Direktor.
Besonders hohe Kindersterblichkeit in Sierra Leone, Somalia, Mali und Tschad
Laut UNICEF ist das „Risiko für Kinder, an vermeidbaren oder behandelbaren Krankheiten zu sterben, insbesondere in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und in Südasien weiterhin sehr hoch. Beispielsweise erleben in Sierra Leone, dem Land mit der höchsten Kindersterblichkeit, 185 Kinder pro 1.000 Lebendgeburten nicht ihren fünften Geburtstag. In Deutschland betrifft dies drei von 1.000 Kindern. Obwohl kostengünstige Möglichkeiten bestehen, die Kindersterblichkeit zu senken, habe sich in einigen Statten in den vergangenen Jahren wenig getan. Es sei „nicht hinnehmbar, dass in Ländern wie Sierra Leone, Somalia, Mali oder Tschad immer noch jedes fünfte bis sechste Kind nicht überlebt“, betonte Christian Schneider. Die globale Entwicklung macht jedoch durchaus Hoffnung: So hat sich beispielsweise die Zahl der Kinder, die an Masern gestorben sind, von geschätzten 500.000 im Jahr 2000 auf 100.000 im Jahr 2011 reduziert.
Bei den Todesfällen wegen schwerem Durchfall war in den letzten zehn Jahren ein Rückgang von 1,2 Millionen auf rund 700.000 zu beobachten. Dies wird vor allem der verbesserten Hygiene und Trinkwasserversorgung zugeschrieben. Im Sinne einer Erreichung des Millenniumsentwicklungsziels müssen die internationale Staatengemeinschaft, die Regierungen vor Ort und die Hilfsorganisationen weltweit ihre Bemühungen im Kampf gegen die Kindersterblichkeit jedoch noch deutlich intensivieren. (fp)
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