Kindesmissbrauch in der Türkei: Elfjährige schwanger
06.01.2012
In der vergangenen Nacht wurde ein elfjähriges Mädchen in Bolu in der Türkei ins Krankenhaus gebracht. Dort stellte man bei dem Kind eine Schwangerschaft fest. Weltweit gab es 2011 sieben bekannte Fälle, in denen erst elfjährige Mädchen Kinder zur Welt brachten.
Kindesmissbrauch mit religiösem Hintergrund
Nachdem der 25-jährige Ehemann das Mädchen in die Notaufnahme des Krankenhauses brachte, stellten die Ärzte fest, dass das Kind im achten Monat schwanger ist. Daraufhin lies der Ehemann jedoch nicht zu, dass die Elfjährige zur Beobachtung im Krankenhaus bleibt. Warum er seine minderjährige Ehefrau überhaupt in die Klinik gebracht hatte, ist unbekannt.
Das Ehepaar wurde nach einem religiösen Ritus verheiratet, der in der Türkei allerdings keine juristische Grundlage hat. Die Elfjährige ist nach dem Gesetzt zu jung, um legal zu heiraten. Trotz der Tatsache, dass das Mädchen minderjährig ist, erstattete das Krankenhaus keine Anzeige. Das ungleiche Paar konnte die Klinik ungehindert verlassen.
Schwangerschaften von Kindern vor allem in armen Regionen
Im Jahr 2011 wurden weltweit sieben Fälle gemeldet, in denen erst elfjährige Mädchen Kinder zur Welt brachten. Die Dunkelziffer liegt möglicherweise weitaus höher. Die meisten Schwangerschaften dieser Art ereigneten sich in Südamerika, aber auch in Vietnam, USA und den Philippinen. In einigen ethnischen Minderheiten, wie zum Beispiel indianische Stämme im Amazonasgebiet, aber auch bei den Sinti und Roma in Europa sind Kindermütter nicht ungewöhnlich. In diesen Kulturen ist eine sehr frühe Heirat und Fortpflanzung durchaus üblich. Eines haben diese Schwangerschaften jedoch gemeinsam, denn sie treten alle in ländlichen Gebieten in Familien, die von Armut betroffen sind, auf.
Missbrauch hinterlässt Spuren
Der jüngste Fall aus der Türkei hat reichlich Bestürzung aber auch Unverständnis erzeugt. Wenn ein erwachsener Mann mit einer Elfjährigen Geschlechtsverkehr hat und sogar ein Kind zeugt, ist das strafbar. Warum das Krankenhaus keine Anzeige erstattete, ist nicht bekannt.
In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 10.000 Kinder körperlich, seelisch oder sexuell missbraucht. Betroffene sind in den meisten Fällen ein Leben lang traumatisiert. In einer kürzlich veröffentlichten Studie deckten Wissenschaftler auf, dass die Gehirne Betroffener veränderte Strukturen aufweisen, die den Gehirnstrukturen von Menschen mit manifestierten Depressionen sehr ähnlich sind. Das Ergebnis der Studie legt den Schluss nahe, dass missbrauchte Kinder ein Leben lang anfälliger für psychische Erkrankungen sind. Während die Täter in vielen Fällen von der Justiz unbehelligt bleiben, "müssen die Opfer oftmals ein Leben lang therapeutisch begleitet werden" berichtet Sozialarbeiterin Gritli Bertram, Leiterin einer therapuetischen Mädchenwohngruppe. "Im Verlauf einer Therapie werden u.a. Bewältigungsstrategien entwickelt, damit die Betroffenen wenigstens ihren Alltag meistern können". (ag)
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Bild: Martin Schemm / pixelio.de
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