Kopfpauschale stößt auf klare Ablehnung
Nach einer – im Auftrag des Handelsblatts – durchgeführten Studie des Instituts Faktenkontor und Toluna sind 80% der deutschen Bevölkerung ganz klar gegen eine so genannte „Kopfpauschale“, d.h. also vier von fünf Befragten lehnen eine Umstrukturierung des Gesundheitssystems ab.
Doch trotz dieses klaren Ergebnisses fragt sich vielleicht so manch einer, was sich eigentlich genauer hinter der „Kopfpauschale“ verbirgt: Mit dem Begriff „Kopfpauschale“ wird eine "Reform" der gesetzlichen Krankenkassen bezeichnet, welche ab dem kommenden Jahr laut dem Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP Schritt für Schritt umgesetzt werden soll und das Ziel verfolgt, die bisherigen Einkommen abhängigen Beiträge durch ein pauschales Vergütungssystem zu ersetzten. Im Klartext heiß das: Jeder zahlt das gleiche, völlig egal wie viel er verdient, oder in anderen Worten: Die Krankenschwester zahlt genau so viel wie die Chefärztin und der Hausmeister so viel wie der Vorstandsvorsitzende. „Verrückte Welt“ denkt man sich und stellt gleichzeitig die Frage, wer von einem solch irrsinnigen und augenscheinlich ungerechten System profitieren soll. Die Antwort liegt auf der Hand: Derjenige, der viel Geld hat bzw. verdient, denn die Loslösung der Beiträge vom Einkommen bedeutet in diesen Fällen langfristig eine enorme finanzielle Entlastung. Verlierer sind in diesem Spiel einmal mehr diejenigen, die gering verdienen, denn im Vergleich zu den derzeitigen Kosten wird hier ordentlich drauf gezahlt
werden müssen.
Der Gedanke, dass dieses Modell also im Prinzip gar nicht funktionieren kann, ohne eine Vielzahl neuer Hilfebedürftigen
hervorzubringen, scheint aber von Schwarz/Gelb bislang nur am Rande mit gedacht worden zu sein. So ist zwar ein durch Steuern finanzierter sozialer Ausgleich für gering verdienende Versicherte geplant, wie dieser allerdings angesichts des eh schon stark belasteten Staatshaushalts genau aussehen geschweige denn funktionieren soll, ist bisher noch nicht geklärt und innerhalb der Regierungskoalition zudem sehr umstritten.
Aber wie auch immer diese Reform am Ende genau aussehen wird – die Folgen sind bereits jetzt zu erahnen: Höhere Kosten für eine große Anzahl Versicherter und eine damit einhergehend immer weiter wachsende Zwei-Klassen-Medizin. Schon heute ist die medizinische Versorgung längst nicht mehr für alle die gleiche und so belegen Studien, dass die Lebensdauer von Menschen mit hohem Einkommen durchschnittlich zehn Jahre mehr beträgt ist als die von Menschen mit niedrigem Einkommen.
Doch statt hier aktiv zu werden und eine gute und gerechte medizinische Versorgung für alle Menschen zu ermöglichen, werden mit der geplanten Reform insbesondere für „Geringverdiener“ nicht zu unterschätzende finanzielle Belastungen entstehen und die Zwei-Klassen-Medizin für immer mehr Menschen zur Realität werden. (23.01.2010)
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