Verbraucher sind durch die Gesundheitsreform verunsichert: Lieber gesetzlich oder privat krankenversichert?
(27.07.2010) Der Einstieg in die private Krankenversicherung soll nach dem Willen des Bundesgesundheitsministers Philipp Rösler für Angestellte erleichtert werden. Doch ist die Abkehr aus der gesetzlichen Krankenkasse tatsächlich kostengünstiger? Die Verbraucherzentrale Sachsen versucht Antworten zu geben.
Es ist das Hin und Her, das die Bürger verunsichert. Es gibt ein Dafür und viel Dagegen. Die Entscheidung fällt den meisten Menschen nicht leicht. Denn wer einmal der gesetzlichen Krankenkasse den Rücken kehrt, dem ist die Rückkehr fast immer versperrt. Einen deutlichen Anstieg der Nachfrage in diesem Zusammenhang verzeichnen auch die Verbraucherzentralen. So sagte Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen: "Wir verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Nachfrage", so die Finanzexpertin. Viele wollen wissen, ob sie zukünftig in der gesetzlichen verbleiben sollen oder in die private Krankenversicherung wechseln. Doch von einem Anstieg der Beitragskosten sind beide Varianten betroffen. Wer aufgrund von Kostenersparnissen in die PKV wechseln will, wird unter Umständen enttäuscht sein, auch wenn die Privaten zunächst mit guten Angeboten locken. Denn auch die privaten Versicherer erhöhen in einer wachsenden Regelmäßigkeit die Beiträge. Das ist dann vor allem ein Problem im Alter oder wenn sich die Lebensumstände des Versicherten ändern. "Bei uns melden sich immer wieder Senioren, die nicht wissen, wie sie dieses Geld noch aufbringen sollen", erläutert die Expertin der Verbraucherzentrale. Doch "ein Zurück in die gesetzliche Krankenversicherung gibt es aber dann nicht mehr." Für Rentner bleibt dann nur noch die Möglichkeit, die Versicherungsleistungen zu reduzieren, um Kosten zu minimieren.
Deshalb der Rat der Verbraucherzentrale: Wer dennoch in die PKV wechseln will und zunächst Beiträge spart, sollte das Ersparte gewinnbringend bei der Bank anlegen. Später könnte das Ersparte sich dann auszahlen, wenn die Beiträge der Privaten Krankenversicherung ansteigt.
Wer jedoch aufgrund der medizinischen Leistungen die Krankenversicherungen wechseln will, sollte sich genau informieren und nicht gleich beim ersten Angebot zugreifen, sondern die Anbieter entsprechend vergleichen. Denn schon längst nicht mehr übernehmen auch die PKV nicht mehr alle medizinischen Leistungen, wie noch vor zehn Jahren.
Bei dem Vergleich sollte genau darauf geachtet werden, welche Leistungen für die Gesundheit tatsächlich notwendig sind. Denn es gibt auch Leistungen bei den gesetzlichen Krankenkassen, die von den Privaten überhaupt keine Beachtung finden. Bestes Beispiel sind die Familienversicherungen (das Kind oder der erwerbslose Partner werden kostenlos mitversichert) oder die Eltern-Kind-Kuren. In der Regel werden auch keine häuslichen Krankenpflege bzw. Haushaltshilfen übernommen, sehr wohl unter Umständen jedoch bei der Gesetzlichen.
Wer sich genau informieren will, kann sich ein Termin bei der Verbraucherzentrale machen. Hier kann unabhängig und individuell geschaut werden, welche Variante für den Betroffenen am Sinnvollsten ist. (sb)
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