Weniger Krebstodesfälle in Europa als in den Jahren zuvor
09.02.2011
Die Zahl der Todesfälle aufgrund einer vorangegangen Krebserkrankung ist in der Europäischen Union (EU) gesunken. Italienische und Schweizer Wissenschaftler kommen bei einer Hochrechnung der Todesrate durch Krebserkrankungen zu dem Ergebnis, dass in der EU im Jahr 2011 fast 1,3 Millionen Menschen in Folge einer Krebserkrankung sterben werden – deutlich weniger als noch im Jahr 2007.
Auf Basis der medizinischen Daten der vergangenen 40 Jahre kommen die Forscher der Universitäten in Mailand und Lausanne bei ihren Hochrechnungen zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2011 europaweit 1.281.466 Menschen an Krebs sterben werden. Damit sinke die Todesrate bei vielen Krebsarten deutlich um rund sieben Prozent, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Annals of Oncology“.
Krebs-Sterberate durch Hochrechnungsverfahren prognostiziert
Zur Berechnung der Krebs-Sterberate nutzte das Forscherteam um Carlo La Vecchia von der Universität Mailand und Fabio Levi vom Universitätsspital Lausanne für Europa erstmals ein neues mathematisches Modell, dass sie mit den medizinischen Daten der Jahre 1970 bis 2007 aus allen EU-Mitgliedsstaaten fütterten. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass im Vergleich zum Jahr 2007 die Zahl der krebsbedingten Todesfälle altersbereinigt um sieben Prozent bei den Männern und um sechs Prozent bei den Frauen zurückgehen wird. Insgesamt wurde für die meisten Krebsarten ein Rückgang der Sterberate prognostiziert. So sinken den Hochrechnungen zufolge zum Beispiel die Todesfälle durch Brustkrebs und Dickdarmkrebs deutlich. Doch es gibt auch Ausnahmen: Bei den Frauen wird eine deutliche Zunahme der Todesfälle durch Bronchialkarzinome (Lungenkrebs) vorhergesagt. Für das Jahr 2011 prognostizieren die Forscher auf Basis ihrer Hochrechnungen insgesamt 721.252 männliche und 560.184 weibliche Krebstodesfälle.
Krebstodesfälle seit fast 30 Jahren rückläufig
In ihrer Studie zu den europaweiten Krebstodesfällen erklären die Forscher, das bereits „seit den späten achtziger Jahren (…) bei Männern in der EU ein Rückgang bei den Todesraten für Krebs festzustellen“ ist , welcher „bei den Frauen (…) sogar noch früher“ eingesetzt habe. Dabei sei der Rückgang der Todesrate bei den Krebserkrankungen insgesamt vor allem auf die sinkenden Todesfälle bei den drei häufigsten Krebstodesursachen – Brustkrebs, Lungenkrebs und Darmkrebs – zurückzuführen, so die Aussage der Wissenschaftler. Insbesondere die verbesserten Behandlungs- und Früherkennungsmöglichkeiten bei Brust- und Darmkrebs haben hier deutlich zur Reduzierung der Krebstodesfälle beigetragen, betonten Carlo La Vecchia und Kollegen. Ihre Hochrechnung habe ergeben, dass bei den Männern im Jahr 2011 weiterhin Lungenkrebs mit rund 28.000 Todesfällen die häufigste Krebstodesursache bilden wird und bei den Frauen Brustkrebs – mit bis zu 17.300 erwarteten Todesfällen, berichten die Experten.
Tödliche Lungenkrebserkrankungen bei Frauen gestiegen
Neben dem Rückgang bei den drei häufigsten Krebserkrankungen, sinkt auch die Sterberaten bei anderen Krebsarten deutlich, so das Ergebnis der aktuellen Hochrechnung. Sowohl beim Magenkrebs als auch beim Gebärmutterkrebs und Prostatakrebs gehen 2011 die Todesfälle aller Voraussicht nach zurück, erklärten die Forscher. Besorgniserregend sei indes die berechnete Zunahme der Lungenkrebssterblichkeit bei Frauen. Diese sei in ganz Europa zu beobachten, außer in Großbritannien, wo allerdings bereits mehr Frauen an Lungenkrebs sterben als in allen anderen Mitgliedsstaaten der EU, erklärten die Wissenschaftler. In Deutschland wird die Anzahl der Lungenkrebs-bedingten Todesfälle den Aussagen der Forscher zufolge auf 13.600 im Jahr 2011 steigen – 2006 lag die Zahl noch bei 11.900 Frauen. Am beunruhigendsten ist nach Ansicht der Forscher die Entwicklung der Lungenkrebserkrankungen bei Frauen in Polen, wo Bronchialkarzinome als Todesursache sogar den Brustkrebs überholt haben. Polen weise ihrer Hochrechnung zufolge insgesamt sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die höchste Krebs-Sterberate auf, erklärten die Wissenschaftler.
Krebs in Deutschland zweithäufigste Todesursache
Obwohl ein durchaus positiver Trend bei den Krebstodesfällen zu beobachten sei, werde die Zahl der Krebstoten in der EU langfristig wahrscheinlich nicht entsprechend sinken, erklärte Studienleiter Carlo La Vecchia. Aufgrund des demografischen Wandels und der damit verbundene Überalterung der Bevölkerung gehen die Experten davon aus, dass die Krebstodesfälle in den kommenden Jahren vergleichsweise konstant bleiben werden. In Deutschland bildeten Krebserkrankung im Jahr 2010 mit mehr als 216.000 Todesfällen weiterhin die zweithäufigste Todesursache. Krebs ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hierzulande für rund ein Viertel der gesamten Todesfälle verantwortlich, wobei Männer am häufigsten in Folge bösartiger Darm-, Leberkrebs und Lungenkrebs Tumoren verstarben, bei Frauen indes Brustkrebs die häufigste Todesursache bildete. (fp)
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