Lava Red kann süchtig machen und die Gesundheit gefährden: Drogenexperten, Polizei und Psychologen warnen: Die gesundheitlichen Folgen der neuen Modedroge „Lava Red“ sind heute noch kaum abzuschätzen. Es bestehen Anzeichen dafür, dass die Kräuterdroge ein hohes Abhängigkeitspotenzial inne hat. Einige Jugendliche mussten bereits nach dem Konsum der Droge stationär behandelt werden.
12.12.2010
In sogenannten „Head-Shops“ wird derzeit eine Kräutermischung mit der Bezeichnung „Lava red“ angeboten. Die Kräutermischung ist laut Herstellerangaben angeblich dazu gedacht, um als „Raumduftmischung“ oder zum „Meditieren „verwendet zu werden. Doch vor allem junge Menschen verwenden Lava Red nicht etwa, um einen angenehmen Raumduft herzustellen. Vielmehr wird die Mischung zum Inhalieren verwandt, um einen Rausch zu produzieren. Viele junge Menschen gehen davon aus, dass das Rauchen der Mischung völlig harmlos sei. Doch nach Ansicht des Leiters der Sucht-Klinik „Teen Spirit Island“ im Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover, Prof. Christoph Möller, ist der Konsum der bislang legalen Droge sogar lebensgefährlich. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass der künstliche Cannabis-Wirkstoff süchtig macht. Er greift in den Gehirnstoffwechsel und die seelische Entwicklung ein“, erläuterte Psychiater Möller. Immer wieder müssen Jugendliche stationär in eine Klinik aufgenommen werden, weil sie durch das Inhalieren der Mischung unter schweren Kreislaufstörungen und weiteren Beschwerden litten.
Mittlerweile sind auch die Polizeibehörden auf die „Droge“ aufmerksam geworden. Derzeit ermittelt das Landeskriminalamt in Hannover gegen verschiedene Anbieter von Lava Red. Vor einigen Tagen mussten zwei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren mit massiven Kreislaufstörungen eingeliefert werden, nachdem sie „LavaRed“ geraucht haben. In Wolfsburg wurde die Cannabis-ähnliche Mischung bereits an einen 12-Jährigen verkauft. Auch hier ermittelt bereits die Polizei gegen den Händler.
„Lava Red“ besteht aus getrockneten Pflanzenstoffen, die mit einem künstlich hergestellten Cannabinoid besprüht werden. Lava Red ist im Gegensatz zu der bereits verbotenen Mischung „Spice“ zwar noch nicht verboten, hat sich allerdings derzeit zu der „legalen“ Nachfolgedroge entwickelt. „Es ist ein bundesweites Phänomen, dass immer mehr Kräutermischungen angeboten werden, die einen Rausch auslösen“ können, erklärt Frank Federau vom niedersächsischen Landeskriminalamt. Alle diese Mischungen enthalten synthetisch hergestellte Cannabinoide, die gesundheitlich dem Körper schaden können. Doch die Ermittler kommen kaum nach, alle angeblichen Kräutermischungen vom Markt zu nehmen. Denn, ist „ein solcher Baustein entdeckt und wird verboten, ändert der Hersteller einen Baustein in der chemischen Zusammensetzung und bietet den Stoff unter anderem Namen an.“ erläutert der Beamte.
Langzeitfolgen von Lava Red kaum untersucht
Die Langzeitfolgen von Lava Red sind bislang noch kaum untersucht. Die Wirkungsweisen der Kräutermischung sind noch unerforscht und daher auch hoch bedenklich. Jede Packung werde vom Landeskriminalamt im Labor einzeln untersucht, um die tatsächlichen Inhaltsstoffe zu analysieren. „Wir gehen davon aus, dass die Hersteller bewusst das Betäubungsmittelgesetz umgehen“, denn es werden nach Aussagen des Landeskriminalamts „vorsätzlich falsche Angaben zum Gebrauch gemacht. Auch die Preisempfehlung sollte insgesamt stutzig machen. Denn 10 Euro pro Gramm bezahlt niemand, um einen Badezusatz oder Räucherware zu erwerben. Daher ist das Landeskriminalamt der Meinung. In mehreren Internetforen wird zum Verkauf der Mischung animiert und über Rauschzustände berichtet. Erst so kommen die potenziellen Käufer auf Idee, das Produkt zum Inhalieren und Berauschen zu verwenden. Die Darstellungen in den Foren sind allerdings fast ausnahmslos verharmlosend und beschönigend geschrieben. Von Negativerfahrungen oder gesundheitlichen Einschränkungen ist fast nirgends in den einschlägigen Portalen zu lesen.
Die Folgen des Konsums werden vor allem von den Jugendlichen deutlich unterschätzt. Vor allem besteht eine hohe Gefahr der Überdosierung. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Kinderkrankenhauses „Auf der Bult“ ist Lava Red bereits bekannt. Schon oft mussten junge Konsumenten mit zum Teil erheblichen Beschwerden eingeliefert werden. Neben Übelkeit, Erbrechen und schweren Kreislaufstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit kann das Mittel auch lebensgefährliche Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Wahrnehmungsveränderungen und Panikattacken auslösen. Zudem bestehe ein hohes Suchpotenzial für junge Menschen, die sich noch in der Entwicklungsphase befinden. Nach Angaben des Psychiaters Möller greifen synthetische Cannabinoide massiv den Gehirnstoffwechsel ein und können zudem die psychische Entwickelung stören.
Eltern und Ärzte fragen nun, warum der Stoff bislang nicht verboten ist. Das liegt daran, dass zunächst die Substanzen eindeutig nachgewiesen werde müssen. Erst dann können die Produkte als schädlich eingestuft werden und im Betäubungsmittelgesetz aufgenommen werden. Wurde eine Mischung verboten, verändern die Hersteller die chemische Formel und setzen eine neue Variante mit neuem Namen auf.
Gesundheitliche Folgen von Lava Red
Das Rauchen von „Lava red“ kann zu Atemnot, Krämpfen, Sehstörungen, Übelkeit, Schweißausbrüchen, gefährlichen Herzrhythmusstörungen und Bewusstlosigkeit führen, so die aktuelle Warnung des Giftinformationszentrums. Selbst langjährige Kiffer zeigten sich in entsprechenden Onlineforen über die Wirkung sehr erstaunt. Diese erinnere teilweise weniger an Marihuana sondern eher an harte chemische Substanzen, so die Äußerung einiger User. Für junge Menschen besonders gefährlich, denn auf ihren Stoffwechsel wirken die Substanzen meist noch stärker und auch geistig sind sie weniger gefestigt, so dass die entsprechende Wirkung weitreichende Folgen auf die Psyche der Jugendlichen haben kann. Auch die Assoziation mit Marihuana hat dabei eine fatale Wirkung. Denn während die Wirkung des ohnehin heutzutage schon sehr starken Cannabis noch einigermaßen zu kontrollieren sei, kann der gefährliche Mix von chemischen Substanzen mit den verschiedenen Kräutern extreme gesundheitliche Folgen haben, so die Warnung der Fachleute.
Erste Hilfemaßnahmen
Verspüren Betroffene oder Angehörige die Negativfolgen, sollte sofort ein Arzt verständigt werden. Als erste Hilfemaßnahme bis zum Eintreffen des Arztes sollte reichlich Wasser gereicht werden, wenn der Betroffene noch bei Bewusstsein ist. Ist der Betroffene bewusstlos, sollte bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine stabile Seitenlage durchgeführt werden. Um Panikattacken zu verhindern, sollte Angehörige beruhigend auf den Patienten einwirken. (sb)
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