Studie: Männer leben ungesünder als Frauen und erkranken in jungen Jahren häufiger an schwerwiegenden Erkrankungen.
Eine Auswertung der privaten Krankenversicherung DKV ergab, dass Männer in Deutschland häufiger in jungen Jahren erkranken, als Frauen. Die Studie fußt auf einer Gesamtauswertung der Datensätze der DKV Versicherung. Insgesamt wurden 400.000 Datensätze der Versicherten anonymisiert ausgewertet.
Männer leben häufig ungesund
Die vielmals ungesunde Lebensweise von Männern hat nach Angaben der DKV Studie zur Folge, dass die Erkrankungsrate bei Männern deutlich höher ist, als bei Frauen. Frauen achten durchschnittlich mehr auf ihre Gesundheit, treiben mehr Sport und ernähren sich zudem gesünder. Die Studienergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, doch anhand der Daten könne man einen deutlichen Trend bei Männer und Frauen erkennen. Bereits im Sommer 2010 hatte die Krankenversicherung einen Report „Wie gesund lebt Deutschland“ veröffentlicht. Für die Auswertung wurden insgesamt 2500 DKV-Versicherte zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt. Hierbei zeigte sich, dass Männer öfter rauchen und mehr Alkohol zu sich nehmen. Nach Angaben der DKV könne man daran ableiten, dass Männer gegenüber Frauen über ein höheres Adipositas und Herz-Kreislauf Erkrankungsrisiko verfügen. Allein das Risiko einer Adipositas (krankhaftes Übergewicht) ist um ein Drittel höher als bei Frauen.
Männer erleiden besonders häufig einen Herzinfarkt
Einen signifikanten Anstieg von Erkrankungen konnte die Studie vor allem bei Männern ab dem 45 Lebensjahr ausmachen. Besonders häufig erleiden Männer einen Herzinfarkt. Unterhalb der Altersgrenze von 70 Lebensjahren erleiden Männer mehr als drei mal so oft einen Infarkt, wie Frauen. Ein Herzinfarkt wird neben einer genetischen Disposition vor allem durch Rauchen, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung begünstigt. So könne man auch hier Rückschlüsse auf eine ungesündere Lebensweise der Männer schließen, wie es hieß.
Sterberisiko bei Männern doppelt so hoch
Bestätigt werden die Auswertungsergebnisse auch von anderen Studien. So veröffentlichte Anfang des Jahres das Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin eine Auswertung zum Sterberisiko von Frauen und Männern in Deutschland. Laut der Ergebnisse haben Männer eine Lebenserwartung von knapp 76, Frauen werden hingegen älter und leben im Durchschnitt bis zum 80. Lebensjahr. In jüngeren Jahren (zwischen 30 und 64) sterben doppelt so viele Männer wie Frauen. So fasste Prof. Dr. Frank Sommer zusammen: "Frauen leben in ihrem Körper. Männer benutzen ihren Körper eher als Instrument – und vernachlässigen ihn dabei". Frauen verfügen zudem über besser Strategien bei Problemen und Erkrankungen: „Sie reden mehr über ein Problem, Männer fressen das eher in sich rein." resümierte unlängst Prof. Peter Falkai, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen.
Nach Angaben des DKV Vorstandsvorsitzenden Günter Dibbern bedingen genetische Positionen das Herzinfarkt Risiko bei Männern. Doch das allein führe nicht zwangsläufig dazu, dass Männer einen Infarkt erleiden. Der DKV-Report wies beispielsweise nach, dass Männer weniger Obst und Gemüse essen, dafür aber mehr Fleisch konsumieren. Rund 25 Prozent der Männer essen jeden Tag Fleisch, bei Frauen liegt die Rate bei 15 Prozent. Männer bewegen sich weniger und sind zudem häufiger von Stress geplagt.
Frauen zahlen dennoch mehr für ihre Krankenversicherung
Frauen müssen für die private Krankenversicherung höhere Prämien zahlen. Diesen Umstand begründen die Versicherer vielmals mit einer höheren Lebenserwartung. Im Schnitt müssen die Frauen zwischen 10 und 30 Prozent mehr für ihre Versicherungspolice bezahlen. Doch nicht nur die höhere Lebenserwartung ist für die hohe Versicherungssumme verantwortlich: Zwar leben Frauen gesünder und sind dadurch weniger anfällig für schwerwiegende Erkrankungen, allerdings gehen Frauen anscheinend häufiger und frühzeitiger zum Arzt. Laut der DKV Studie nehmen Frauen eine Behandlung im Vergleich auch länger in Anspruch.
Ehe könnte Männer retten
Die DKV will nun die Studienergebnisse dazu nutzen, verbesserte Gesundheitsangebote an die versicherten Männer zu stellen. So sollen Männer dazu bewegt werden, sich gesünder zu ernähren und häufiger Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Allerdings ist man sich auf bei der DKV bewusst, dass das gesellschaftliche Umfeld eine große Rolle spielt und bei Männern grundsätzlich ein Umdenken erfolgen muss. Sehr interessant in diesem Kontext ist, dass eine Ehe das Sterberisiko bei Männern senkt. So hatte das Robert-Koch-Institut unlängst festgestellt, dass die Sterberate bei unverheirateten Männern zwischen 30 und 60 Jahren, 2,5 mal größer ist, als bei verheirateten. Das liege laut Experten daran, dass Frauen in der Ehe auf die Gesundheit der Männer achten und sie beispielsweise zu Arztterminen drängen und erinnern. Auch sei die Ernährung im Verlauf einer Ehe insgesamt gesünder, als bei unverheirateten Männern. (sb, 08.10.2010)
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