Medikament gegen Ebola- und Marburg-Viren entdeckt.
(25.08.2010) Ebola ist eine der tödlichsten Krankheiten unseres Planeten, aber zum Glück auch eine der seltensten. Da insbesondere in den USA nach dem 11. September und den Milzbrandanschlägen, die Angst vor bioterroristischen Angriffen mit Viren enorm gestiegen ist, haben die Forscher seither keine Mühe gescheut ein Heilmittel zu finden.
Jetzt konnten Forscher der US-Armee erste Erfolge bei der Suche nach Medikamenten gegen Ebola und das fast ebenso tödliche Marburg-Virus verzeichnen. Bei Versuchen mit Affen, haben 60 Prozent der Tiere, die mit dem Ebola-Zaire-Stamm infiziert waren, ihre Erkrankung überlebt, wenn sie kurz nach der Infektion mit dem Präparat „Avi-6002“ behandelt wurden. Beim Marburg-Virus konnte mit dem Medikament „Avi-6003“ sogar ein 100 prozentiger Heilungserfolg erreicht werden, so die Forscher des United States Army Medical Research Institute of Infectious Diseases (USAMRIID) gegenüber dem Fachjournal „Nature Medicine“.
Der Krankheitsverlauf von Ebola gehört zu den furchtbarsten bekannten Erkrankungen unseres Planeten und endet, je nach Ebola-Stamm bei rund 90 Prozent der infizierten Menschen und 100 Prozent der infizierten Affen tödlich. Wer sich infiziert wird nach etwa 10 tägiger Inkubationszeit erst lethargisch, erbricht sich, bekommt hohes Fieber und fängt an aus allen Poren zu bluten. So sind innere Blutungen, Blutungen ins Gewebe (blaue Flecken), Blut in Stuhl und Urin, sowie Haut- und Schleimhautblutungen kennzeichnend für den Krankheitsverlauf oft begleitet von Leber- und Nierenfunktionsstörungen mit Ödemen. Im Endstadium der Erkrankung lösen sich die inneren Organe regelrecht auf und meist führen die damit einhergehenden Blutungen im Magen-Darm-Kanal, der Milz und in der Lunge anschließend zum Tod des Patienten. Kurz vorm Tod ist das Infektionsrisiko durch Kontakt zu den Betroffenen besonders hoch, da die aus allen Poren austretenden Körperflüssigkeiten hoch ansteckend sind.
Das jetzt erforschte Gegenmittel, soll die Immunabwehr des Körpers stärken indem Gene blockiert werden, die die Viren zur Vermehrung benötigen. Damit gewinnt der Körper Zeit und die eigene Immunabwehr kann besser auf die Infektion reagieren. So ist durch den Einsatz von „Avi-6002“ die Verbreitung der Ebola-Viren im Blut nach einer Woche rund 100-mal niedriger als bei Patienten ohne Behandlung.
Da Avi-6002 unmittelbar nach der Infektion verabreicht werden muss, bietet es für den Einsatz in entlegenen Regionen jedoch eher schlechte Voraussetzungen, bei akuten Epidemien wie z. B. dem Ausbruch der Krankheit in einem Krankenhaus oder der versehentlichen Infektion im Labor kann das Präparat hingegen sehr hilfreich sein.
Die bisher nur an Tieren getestete Wirksamkeit des Medikaments soll nach den Plänen der Herstellerfirma AVI BioPharma, die eng mit dem amerikanischen Militär zusammenarbeitet, nun auch bei Test am Menschen geprüft werden. Dabei geht es jedoch in erster Linie um die Feststellung der Nebenwirkungen, damit das Präparat anschließend seine Marktzulassung erhalten kann. Denn bei so gefährlichen Viren wie Ebola können herkömmliche Studien für die Marktzulassung nicht greifen und das natürliche Vorkommen ist zu selten bzw. unberechenbar, um es für Studienzwecke zu nutzen. So ist bei derartigen Erkrankungen eine Marktzulassung von entsprechenden Gegenmitteln durch die FDA ausnahmsweise zulässig, wenn sie im Tierversuch ihre Wirksamkeit belegen konnten und die Nebenwirkungen bei gesunden Menschen nicht zu weitreichend waren. Um das Genehmigungsverfahren für „Avi-6002“ & „Avi-6003“ zu einem Abschluss zu führen, hat die FDA jetzt Tests mit menschlichen Freiwilligen zugelassen, in denen die Nebenwirkungen der neuen Medikamente überprüft werden können.
Insbesondere vom Verteidigungsministerium der USA geht ein enormer Druck für eine Zulassung des Präparats aus, da hier die Angst vor terroristischen Angriffen besonders Groß ist und bereits Verträge mit den Forschern AVI BioPharma über die weitere Zusammenarbeit ausgehandelt wurden. So kann sich AVI BioPharma darüber freuen, dass bereits jetzt ein Vertrag vereinbart wurde, der dem Unternehmen über 291 Millionen Dollar für die zukünftige Forschungsarbeit sichert.
Würden diese 291 Millionen Dollar jedoch sinnvoll für Entwicklungshilfe und ähnliches in „Amerika-feindlichen“ Ländern eingesetzt, wäre im Kampf gegen den befürchteten Bioterrorismus weit mehr gewonnen, als durch die Erforschung eines Impfstoffs für eine Krankheit an der seit ihrer Entdeckung 1976 weltweit ca. 1.200 Menschen gestorben sind. (fp)
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