Mega-Studie soll Volkskrankheiten untersuchen
01.07.2013
Neue Erkenntnisse im Kampf gegen Krebs, Diabetes, Demenz und andere Volkskrankheiten erwarten sich Forscher von einer bislang einmaligen Großstudie, die 2014 starten soll. Die bisher größte medizinische Langzeitstudie Deutschlands soll helfen, die Vorbeugung und Behandlung der Krankheiten zu verbessern.
200.000 Menschen – 20 Jahre lang
Eine Studie in nie dagewesenen Ausmaßen soll ab 2014 Erkenntnisse im Kampf gegen Krebs, Diabetes, Demenz und andere Volkskrankheiten erbringen. Rund 200.000 Menschen zwischen 20 und 69 Jahren sollen an der bisher größten medizinischen Langzeitstudie Deutschlands teilnehmen, wie Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) in Berlin erklärte. Im Rahmen der Studie, die mehr als 20 Jahre laufen soll, sollen vor allem der Einfluss von Umweltbedingungen, Genen, Lebensstil und sozialem Umfeld auf die Entstehung von weit verbreiteten Krankheiten untersucht werden. Wanka erklärte, das Forschungsprojekt biete „die große Chance, einen enormen Wissensschub im Kampf gegen Volkskrankheiten wie Krebs zu erzielen" und „Diese Chance auf eine bessere Prävention müssen wir nutzen."
Frage nach dem Entstehen von chronischen Krankheiten
In Deutschland sind inzwischen gut ein Viertel aller Todesfälle auf Krebserkrankungen zurückzuführen. So waren es 2011 fast 221.600 Patienten, die daran starben. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren es mit rund 342.000 sogar noch mehr. Diabetes wurde bei 4,6 Millionen Menschen diagnostiziert und 1,4 Millionen leiden an Demenz, mit steigender Tendenz. Etwa ein Drittel mehr Menschen erkranken deutschlandweit mittlerweile an Diabetes als noch vor zehn Jahren und fast jeder Dritte hat Bluthochdruck. Von der Studie erhofft man sich, dass Antworten gefunden werden auf die Frage, wodurch chronische Krankheiten entstehen und welche Faktoren sie begünstigen.
Zweite Untersuchung nach fünf Jahren
In einem von bundesweit 18 Studienzentren sollen die Teilnehmenden medizinisch untersucht und zu ihren Lebensumständen und Lebensgewohnheiten, wie beispielsweise Ernährung, Beruf, Rauchen und körperlicher Aktivität, befragt werden. Alle Teilnehmer sollen nach etwa fünf Jahren zu einer zweiten Untersuchung eingeladen werden. Um zu schauen, ob und welche Erkrankungen auftreten, sollen sie weiterhin beobachtet werden.
Breite Palette an Untersuchungen
Unter anderem sollen Blutdruck, Herzfrequenz und Blutzucker untersucht werden, ferner Lungenfunktion, Zahngesundheit und geistige Fähigkeiten. Außerdem stehen auf dem Programm: Augenuntersuchungen, Hörtests und Riechtests. Fitness und Körpergewicht sollen ebenfalls unter die Lupe genommen werden. Außerdem sind Untersuchungen im Magnetresonanztomographen (MRT) geplant. Um zum Beispiel Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung und Nahrung, Stoffwechselfaktoren wie Hormone oder auch genetische Varianten zu untersuchen, werden Blut-, Urin-, DNA- und Gewebeproben entnommen. Risikofaktoren wie Infektionen, chronische Entzündungen oder Stress seien für einige chronische Krankheiten wie bestimmte Krebsarten bedeutsam, legen neuere Studien nahe.
210 Millionen Euro Kosten
Den Angaben zufolge belaufen sich die Kosten der Mega-Studie auf insgesamt 210 Millionen Euro. Bund, 14 Bundesländer und die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren finanzieren das Vorhaben, an dem unter anderem 13 deutsche Universitäten beteiligt sind. Derzeit laufen bereits einige sogenannte Kohortenstudien mit zusammengerechnet bis zu 100.000 Studienteilnehmern. Laut Ministerium wurden diese jedoch unabhängig voneinander geplant, so dass eine Zusammenführung der gesammelten Daten nur teilweise möglich sei. Außerdem seien die Teilnehmenden im Schnitt meist schon über 50 Jahre alt. Weitaus umfassendere und einheitlichere Daten soll nun die Nationale Gesundheitsstudie liefern.
Ab Anfang 2014 Einladung per Post
Um die 200.000 Teilnehmer für die Rekordstudie zu gewinnen, wird ab Anfang 2014 an 400.000 zufällig ausgewählte Bürger per Post eine Einladung zur Beteiligung geschickt, teilte das Bundesforschungsministerin am Montag mit. Die Teilnahme sei freiwillig und man könne auch angeben, ob man Untersuchungsergebnisse mitgeteilt bekommen will oder nicht. Bundesforschungsministerin Wanka rief die Bevölkerung zur Mitarbeit auf. „Das Forschungsprojekt wird uns ein gesünderes Leben ermöglichen.“ (ad)
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