Migräne Auslöser sollten nicht gemieden werden.
Auf dem derzeit statt findenden Schmerzkongress 2010 wurden erstaunliche Erkenntnisse von den Experten unterbreitet: Sogenannte Migräne Auslöser wie Schokolade oder Sekt sollten nicht gemieden werden. Im Gegenteil: Es ist besser ab und zu mal ein Schluck Sekt zu trinken, denn dadurch könne der Organismus an vermeintliche Migräne-Auslöser gewöhnt werden. Auch Stress und Ärger sind keine Auslöser für Migräne. Vielmehr sind sie ein Ergebnis von Vorsymptomen.
Eine Migräne kündigt sich mit Vorsymptomen an
Nach neuen Schätzungen leiden rund 10 Prozent der Deutschen an wiederkehrender Migräne. Frauen sind etwa drei mal so oft betroffen, wie Männer. Eine Migräne äußert sich mit Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit aber auch mit Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen. Manche Betroffene entwickeln während eines Anfalls auch eine Geräuschempfindlichkeit. Oftmals kündigt sich eine Schmerzattacke durch sogenannte Vorboten Signale an. Solche Symptome kündigen sich einige Stunden vor einen Anfall an. Ein Vorbote ist beispielsweise die Heißhunger-Attacke.
Rund 70 Prozent der Migräne Patienten kennen einen solchen Heißhunger. Betroffene essen dann Unmengen an Süßigkeiten wie z.B. Schokolade. Da nach dem Heißhunger eine Migräne erfolgt, gehen viele Patienten davon aus, der Schokoladenkonsum hätte den Anfall provoziert. Doch das ist ein Irrtum, wie der Rostocker Kopfschmerzexperte Peter Kropp zum Auftakt des Deutschen Schmerzkongresses 2010 erläuterte. Eine Studie hatte heraus gefunden, dass Schokolade nämlich überhaupt kein Migräne Auslöser ist. Lediglich das Verlangen nach Schokolade deutet auf eine bevorstehende Migräne hin. Das Gehirn weiß sehr genau, dass es für den nahenden Anfall viel Energie benötigt. Aus diesem Grund ist das Verlangen nach Süßem im Vorfeld entsprechend groß.
In den letzten Jahren wurde Patienten quasi immer eingeimpft, sie sollten sogenannte Migräne Auslöser wie Sekt, Wein oder Stress meiden. Doch eine solche Vermeidungs-Taktik führt unweigerlich zur Verstärkung von Symptomen. Lieber sollte man den Körper de-sensibilisieren, so der Rat der Experten. Auch hier hätten Studien gezeigt, das eine solche Vermeidungshaltung Migräne Symptome erst verstärke. Den Betroffenen rät Professor Peter Kropp, lieber ab und zu mal ein Gläschen Wein zu trinken. Das klappt im Übrigen auch mit einer verdünnten Weinschorle.
Stress und Streit keine Auslöser für eine Migräne
Stress, Streit und Sorgen wurden irrtümlicherweise ebenfalls als Migräne Auslöser angesehen. Doch auch hier unterliegen viele Mediziner und Patienten einer Fehlannahme. Vorboten einer Migräne sind u.a. Greiztbarkeit, Müdigkeit, Nervosität und Konzentrationsschwierigkeiten. Daraus gerät man unweigerlich in Stress-Situationen. Bislang nahm man an, Stress und Streit würden eine Migräne begünstigen. Vielmehr sind es Resultate der Vorboten.
Noch sind keine wirklich adäquaten Mittel gegen Migräne gefunden worden. Es existieren zwar zahlreiche Medikamente gegen die Schmerzen, jedoch konnte noch kein Verfahren entwickelt werden, um Migräne Attacken im Vorfeld gänzlich zu verhindern. Im Gegenteil, in Studien konnte nachgewiesen werden, das der häufige Griff zu Schmerzmitteln Migräne Symptome sogar verstärke. „Werden diese Medikamente immer häufiger und in immer höheren Dosierungen eingenommen, können sie selbst Kopfschmerzen auslösen und haben natürlich Nebenwirkungen, etwa auf Magen und Darm“, so Dr. Stefanie Förderreuther, Neurologin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.
Entspannung, Akupunktur, Biofeedback: Alternative Behandlungen bei Migräne
Empfehlenswert sind Entspannungstechniken, Reinigung der Darmflora (Darmdysbiose), Biofeedback, Neuraltherapie, Yoga, autogenes Training, leichter Ausdauersport, Osteopathie und Akupunktur. Als ein sinnvolles Verfahren wird mittlerweile auch von Wissenschaftlern die Akupunktur als Migräneprophylaxe genannt. Diese sei laut Studienerkenntnissen mindestens genauso effektiv wie eine konventionelle medikamentöse Prophylaxe. Der Vorteil: Es bestehen keine Nebenwirkungen. Solche Verfahren können dazu beitragen, die Anfälligkeit für akute Schmerzen zu reduzieren. Auf der anderen Seite könnten auch Bereiche im Gehirn aktiviert werden, die für eine Dämpfung der Schmerzen zuständig sind. In einer Verhaltenstherapie können Betroffene zudem erlernen, mit den Symptomen und den verbundenen Belastungen besser umzugehen. (sb, 07.10.2010)
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Autoren- und Quelleninformationen
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