Britin spricht nach Migräne mit französischem Akzent.
(16.09.2010) Die Britin Kay Russel hat nach einem schweren Migräneanfall plötzlich angefangen mit französischem Akzent zu reden. Während ihre Mitmenschen den Akzent eher belächeln, ist die Britin keineswegs begeistert. Sie fühlt sich isoliert und sucht nach einer möglichen Erklärung. Dabei ist das „Fremdsprachen-Akzent-Syndrom“ (engl. „Foreign Accent Syndrome") unter Fachleuten bereits seit längerem bekannt.
Nach einem schweren Migräneanfall stellten die Mitmenschen von Kay Russel Veränderungen in ihrer Phonetik fest, die annehmen ließen Kay spräche in französischem und bisweilen auch osteuropäischem Akzent. Ein Phänomen, dass nach Aussage der Fachleute häufiger auftritt und unter dem Namen Fremdsprachen-Akzent-Syndrom (FAS) bereits seit längerem untersucht wird, wie auch Sophie Scott vom Londoner University College betont.
Bei den bisherigen FAS-Patienten ging die Sprachstörung nach Aussage der Experten fast immer von einer kleinräumigen Verletzung der linken Gehirnhälfte aus. Und auch im Fall der 49-jährigen Britin haben vermutlich erweiterte Blutgefäße im Gehirn zu schlaganfallähnlichen Lähmungen und einer Schädigung der linken Gehirnhälfte geführt. Es konnte von den Medizinern bisher jedoch keine spezielle Hirnregion ermittelt werden, die für das Auftreten des Syndroms verantwortlich ist. Die akzentähnliche Aussprache tritt bei allen Betroffenen auf, wobei schon Patienten mit deutschem, spanischem, italienischem oder irischem Akzent untersucht wurden. Im Rahmen der Behandlung konnten die Mediziner jedoch feststellen, dass die auftretenden Sprachmuster nicht einem bestimmten Akzent entsprechen, sondern sich nur in der Betonung verändern, was bisweilen
akzentartig klingt. So erklärte Sophie Scott, dass der vermeintliche Akzent auch auf die Art wie Menschen ihren Mund bewegen oder bestimmte Silben betonen zurückzuführen ist.
Da FAS-Patienten zu Beginn des Syndroms außerdem häufig an kurzfristiger Stummheit leiden, anschließend jedoch schnell wieder zu Sprechen anfangen, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass es sich bei FAS nicht um die erlernte Umgehung eines Hirnschadens bzw. eines geschädigten Bereichs im Gehirn handelt, sondern vielmehr von einer direkten Schädigung des Sprachzentrums oder der für die Sprache notwendigen motorischen Zentren auszugehen ist. (fp)
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