Milliardenkosten für die Krankenkassen? Vorsitzende der Barmer GEK, Birgit Fischer, und Vertreter einer evidenzbasierten Medizin warnen vor möglicher Verursachung von Milliardenkosten durch Gesundheitspolitik der schwarz- gelben Bundesregierung
Medienberichte über Maßnahmen beim IQWiG
Nach einem Bericht des ARD- Magazins „Monitor“ vom 7 Januar 2010 mit dem Titel “Sieg der Pharma-Lobby- Aus für den Pillen-TÜV?“ könnte das „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)“ in seiner Arbeit für mehr Transparenz und unabhängige Arzneimittelkontrolle eingeschränkt werden.
Das IQWiG war 2004 von der rotgrünen Bundesregierung ins Leben gerufen worden, um medizinische Leistungen und vor allem Arzneien von einer unabhängigen Institution auf ihre Wirksamkeit prüfen zu lassen. Nach Aussagen von „Monitor“ wird seit seiner Gründung das IQWiG von „Pharma- Industrie und Geräteherstellern vehement bekämpft“, „weil es in vielen Fällen nachgewiesen hat, dass teure Medikamente keinen relevanten Zusatznutzen für die Patienten haben, aber hohe Kosten für die Krankenkassen verursachen.“
Laut Monitor und einem Artikel von Spiegel- Online "Ärzte machen sich für kritischen Arzneimittelprüfer stark" wird das kritische Institut nun auch von der schwarz- gelben Bundesregierung attackiert. Es existiert danach ein Papier mit dem Titel „Kernforderungen an eine scharz- gelbe Gesundheitspolitik“, in dem führende Gesundheitspolitiker der CDU- Fraktion für eine Neustrukturierung des IQWiG eintreten.
Leiter des Instituts bekommt Unterstützung
Der Leiter der Einrichtung, Peter Sawicki, ist ein, auch über unsere Landesgrenzen hinaus, bekannter Vertreter einer streng wissenschaftlichen Medizin. Er soll nach weiteren Medienberichten wegen als gering einzuschätzender Fehlabrechnungen abgelöst werden. Dagegen regt sich nun aber Widerstand in Form einer Petition von ca. 600 Ärzten, die darauf hinweisen, dass Sawicki es war, der dem IQWiG Anerkennung und Reputation auf internationaler Bühne verschafft habe. Weiter wird in der Petition, die an Gesundheitsminister Philipp Rösler und an den IQWiG-Stiftungsrat geschickt wurde, darauf hingewiesen, dass die gesamte medizinische Wissenschaft in Deutschland und die internationale Vernetzung des Instituts Schaden nehmen würden.
Mehrkosten für unser Gesundheitssystem?
Die Frage, die sich nach Ansicht vieler Journalisten hier stellt, ist nicht nur, ob die Wirtschaftlichkeit deutscher Pharma- Unternehmen vor der unabhängigen Bewertung von medizinischen Leistungen gehen. Gerd Antes, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, Sprecher der Initiativgruppe für den Aufbau eines nationalen Registers für klinische Studien und Leiter des Cochrane- Institutes am Universitätsklinikum Freiburg, spricht auf Spiegel- Online zusätzlich von einem „erheblichen Qualitätsverlust in der Versorgung“ und vor allem dass es „die Krankenkassen möglicherweise Milliarden kosten könnte“.
Dieses nicht geringe Kostenproblem mahnt auch die neue Vorsitzende Birgit Fischer der frisch fusionierten Barmer GEK (mit ca. 8,5 Millionen Versicherten nun „Marktführer“ unter den gesetzlichen Krankenkassen) an. Sie weist gleich zu Beginn ihrer Amtszeit auf die Mehrkosten hin, die die Einführung der einkommensunabhängigen Kopfpauschale nach dem Willen der schwarz- gelben Bundesregierung verursachen würde. Nach ihren Aussagen müsste Deutschland mindestens 20 Milliarden Euro aus Steuergeldern zusätzlich aufbringen, wenn es zu einem sozialem Ausgleich zwischen Mehr- und Geringverdienern kommen soll.
Es bleibt abzuwarten, ob die Entscheidungen in Bezug auf das IQWiG und die Kopfpauschale noch einmal gründlich von den Entscheidungsträgern auf diesen Qualitätsverlust und mögliche Mehrkosten überprüft und im Zweifelsfall dann korrigiert werden.
(Thorsten Fischer, Heilpraktiker Osteopathie, 10.1. 2010)
Weitere Themen dazu:
IQWiG: Ist Peter Sawicki zu kritisch?
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.