Millionen Deutsche machen im Herbst krank
Rund 1,7 Millionen Deutsche sind sich jetzt schon sicher, dass sie im Herbst krank sein werden. Zumindest haben sie vor sich krankschreiben zu lassen, auch wenn sie eigentlich kerngesund sind. ZU diesem Ergebnis kommt das Institut tns emnid bei einer Umfrage im Auftrag des Hamburger Gruppendynamik-Instituts Systhema und des Internetdienstleisters Webmail.de.
1,7 Millionen planen Krankschreibung trotz guter Gesundheit
Im Rahmen der Studie hat tns emnid 1.000 Personen befragt und die Ergebnisse anschließend für die Gesamtbevölkerung in Deutschland hochgerechnet. Das erschreckende Resultat: Etwa 5 Prozent der Beschäftigten bzw. umgerechnet 1,7 Millionen Menschen deutschlandweit planen schon jetzt sich während der dunklen Jahreszeit krankschreiben zu lassen, auch wenn sie keinerlei gesundheitliche Beschwerden haben.
Gründe für eine Krankschreibung oft Psychische Probleme und Konflikte auf der Arbeit
Die Befragten gaben dabei verschiedene Gründe dafür an, dass sie bereits jetzt eine Krankschreibung planen. Weit vorne lag die Aussage: eine Krankschreibung fällt im Herbst weniger auf, da die Personaldecke nicht so dünn sei wie im Sommer, wo alle im Urlaub sind. Auch nutzen viele Beschäftigte die Gelegenheit um dem Chef eins auszuwischen bzw. ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen. Einige gaben jedoch auch an, dass sie trotz momentan stabiler Gesundheit im Herbst psychische Probleme bei sich selbst erwarten und daher schon jetzt über eine Krankschreibung nachdenken. Zudem ist für einige der Befragten eine Krankschreibung nur der Weg, um Konflikten auf der Arbeit aus dem Weg zu gehen.
Experten werten die Studienergebnisse als „erschütternd“
Der Studienleiter beim tns emnid Dipl.-Psychologe Bernd Kielmann beurteilte die Ergebnis der Umfrage äußerst kritisch: „Diese Ergebnisse sind erschütternd. Zeigen sie doch einerseits, wie unzufrieden viele der Beschäftigten sind, andererseits aber auch, wie wenig Rechtsbewusstsein einige in ihrer Firma haben.“ Seiner Ansicht nach ist die hohe Anzahl von Personen, die ganz offensichtlich versuchen Konflikte durch Umgehungsmuster zu lösen besonders besorgniserregend. „Dass sie letztlich ihren Arbeitgeber damit betrügen, scheint vielen egal zu sein“, erklärte der Fachmann weiter.
Zwei Tage bis drei Wochen Krankschreibung geplant
Die geplante Dauer der Krankschreibung variiert bei den Angaben der Befragten zwischen zwei Tagen und drei Wochen, wobei zwei Prozent der 1.000 Befragten vorhaben der Arbeit für 2 Tage fern zu bleiben (684 000 Menschen deutschlandweit), ebenfalls zwei Prozent rund eine Woche Krankheit planen und etwa ein Prozent drei Wochen nicht auf der Arbeit erscheinen will (342.000 Menschen deutschlandweit). In Ostdeutschland werden sich voraussichtlich rund sieben Prozent und in Westdeutschland etwa vier Prozent der Beschäftigten krankschreiben lassen.
Am häufigsten wollen sich, den Ergebnissen der tns emnid-Untersuchung zufolge, Personen im Alter zwischen 30 und 50 Jahre vom Arzt beurlauben lassen, jüngere und ältere Beschäftigte gaben hingegen weit seltener an, bereits jetzt eine Krankheit zu planen. (fp, 05.10.2010)
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