Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3 Fettsäuren und Vitamin-B schützen anscheinend nicht vor Herzinfarkten und Schlaganfällen, wie eine französische Studie berichtet.
20.01.2011
Nahrungsergänzungsmittel haben keinen Einfluss auf Herzinfarkt oder Schlaganfälle. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie teilte mit, dass „der Gebrauch von Nahrungsergänzungsmitteln zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse (…) nicht empfohlen werden“ kann.
Zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel mit den verschiedensten versprochene Wirkungen sind auf dem Markt erhältlich. Doch schützen weder Omega-3-Fettsäuren noch B-Vitamine vor Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine randomisierte französische Studie mit 2.501 Teilnehmern, bei der kein Unterschied in der Häufigkeit schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse nach der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln festgestellt werden konnte. Inklusive dieser aktuellen französischen Untersuchung haben nun bereits neuen große Studien belegt, dass die Nahrungsergänzungsmittel bei kardiovaskulären Ereignissen keine präventive Wirkung entfalten.
Über 2.500 Patienten knapp 5 Jahre lang untersucht
Im Rahmen der französischen Studie wurden die 2.501 Teilnehmern in vier Gruppen unterteilt und erhielten anschließend durchschnittlich 4,7 Jahre lang nach dem Zufallsprinzip entweder B-Vitamine (konkret ein Gemisch aus B6, B12 und der Folsäure-Verbindung 5-Methyltetrahydrofolat), Omega-3-Fettsäuren, beide Wirkstoffe oder ein Scheinmedikament. 1.150 der teilnehmenden Patienten hatten gerade einen Herzinfarkt überstanden, 638 einen Schlaganfall erlitten und bei 713 Patienten lag die Diagnose einer instabilen Angina pectoris (Herzschmerzen) vor. Im Rahmen der Studie wurden die zwischen 45 und 80 Jahre alten Patienten durch ein Netzwerk von 417 Ärzten und Fachärzten betreut, wobei sie durchschnittlich 101 Tage nach ihrer Herzerkrankung mit der Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel und Scheinmedikamente begannen. Das Forscherteam um Pilar Galan von der Université Paris stellte dabei fest, dass weder die B-Vitaminpillen noch die Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel die Anzahl der schweren kardiovaskulären Ereignisse deutlich vermindern konnten.
Keine Reduzierung kardiovaskulärer Ereignisse durch Nahrungsergänzung
Letztendlich konnte keines der Nahrungsergänzungsmittel die Gesamtzahl schwerer kardiovaskulärer Ereignisse gegenüber dem Scheinmedikament verringern. So hätten beim Vergleich zwischen B-Vitaminen und Placebo 75 gegenüber 82 Patienten ein schwerwiegendes vaskuläres Ereignis erlitten, was eine statistisch zu vernachlässigende Größenordnung bilde und durch Zufall bedingt sein kann. Der Vergleich von Omega-3-Fettsäuren und Placebo ergab sogar 81 gegenüber 76 schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen, was eher für eine Erhöhung des Risikos sprechen würde. Positiver sah das Ergebnis auf den ersten Blick bei der Reduzierung der Schlaganfälle durch die B-Vitaminen aus: die Anzahl war von 36 auf 21 Ereignisse zurückgegangen. Allerdings sei die Sterblichkeit mit 72 gegenüber 45 Todesfällen signifikant angestiegen, berichten die französischen Forscher. Daher kann „der Gebrauch von Nahrungsergänzungsmitteln zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse“ auch nach Ansicht des Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Professor Hans-Christoph Diener, „weiterhin nicht empfohlen werden – und darf erst recht keine bewährten Therapien ersetzen.“
B-Vitamine senken Homocystein-Konzentration
In Bezug auf die Ergebnisse der französischen Studie betonte Professor Diener: „Diese Untersuchung bestätigt somit erneut, dass positive Zusammenhänge aus Beobachtungsstudien keine gute Grundlage für Empfehlungen gegenüber den Patienten sind.“ Zwar konnten einige epidemiologische Studien zeigen, dass erhöhte Konzentrationen der alpha-Aminosäure Homocystein im Blut ein Risikoindikator für kardiovaskuläre Ereignisse sind und die französische Studie bestätigte eine Homocystein senkende Wirkung des Vitamin-B-Cocktails – die Homocystein-Konzentration im Blutplasma wurde gegenüber der Placebogruppe um 19 Prozent. Doch haben inzwischen neun große Studien belegt, dass trotz der Verringerung der Homocystein-Konzentration, keinen Reduzierung der kardiovaskulären Ereignisse eintritt. So berichten auch die französischne Forscher bei der Veröffentlichung ihrer Studie in der aktuellen Ausgabe des „British Medical Journal“, dass ihre Untersuchung „nicht die routinierte Einnahme dieser Nahrungsergänzungsmittel zur Prävention von Herzkreislauferkrankung“ unterstütze. Folsäure senke zwar den Risikofaktor Homocystein, „Interventionsstudien konnten jedoch keine Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen durch eine Therapie mit Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure demonstrieren“ betonte auch Prof. Diener. (fp)
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