Birkenrinde als Mittel gegen Stoffwechselprobleme und Übergewicht. Chinesische Forscher haben herausgefunden, das der in Birkenrinde enthaltene Wirkstoff Betulin gegen Übergewicht, Diabetes und Arteriosklerose helfen kann.
06.01.2011
Im Rahmen ihrer Studie hatten die Wissenschaftler um Bao-Liang Song von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Schanghai, den Wirkstoff Betulin und den bereits auf dem Markt erhältlichen Cholesterinsenker Lovastatin an Mäusen getestet. Mit dem Ergebnis, dass der aus Birkenrinde gewonnen Wirkstoff den Cholesterinspiegel senkte, ein übermäßiges Zunehmen verhinderte und sich positiv auf die Blutfettwerte und den Zuckerstoffwechsel der Nager auswirkte, wie die Wissenschaftler in er aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Cell Metabolism“ berichten. Darüber hinaus hätten die mit Betulin behandelten Mäuse weniger zu arteriosklerotischen Ablagerungen in den Blutgefäßen, sogenannten Arterienverkalkungen, tendiert.
Wirkstoff aus Birkenrinde positiv für den Stoffwechsel
Die chinesischen Wissenschaftler unterteilten die Mäuse für ihre Untersuchung in drei verschiedenen Gruppen, wobei eine Gruppe den Cholesterinsenker Lovastatin, eine andere den Wirkstoff Betulin und die dritte lediglich ein Placebo erhielt. Anschließend fütterten Song und sein Team sie Mäuse sechs Wochen lang mit sehr fettreicher Nahrung. Am Ende des Untersuchungszeitraums hatten die Mäuse der Lovastatin- und der Betulin-Gruppe deutlich weniger zugenommen als die Tiere der Kontrollgruppe, berichten die Forscher von ihrer Studie. Dabei habe ihre Untersuchung jedoch gezeigt, dass Lovastatin und Betulin sehr unterschiedlich wirken, betonte Bao-Liang Song von der chinesischen Akademie der Wissenschaften. Lovastatin habe offenbar die Fettaufnahme aus der Nahrung reduziert, während Betulin dafür sorgte, dass die Tiere mehr Kalorien verbrannten, erklären die Experten im Rahmen ihrer Veröffentlichung. Weiterführende Untersuchungen hätten zudem ergeben, dass die Tiere der Betulin-Gruppe geringere Fettwerte in Blut und Leber aufwiesen und darüber hinaus besser auf das Blutzucker-regulierende Hormon Insulin reagierten, eine Eigenschaft, die bei Typ 2-Diabetes-Patienten stark eingeschränkt ist. So kommen die Forscher der chinesischen Akademie der Wissenschaften zu dem Schluss, dass Betulin dem Wirkstoff Lovastatin mindestens gleichwertig gegenüber stehe und eventuell sogar leichte Vorteile biete.
Wirkungsweise von Betulin interessant für die medizinische Verwendung
Der Wirkstoff aus der Birkenrinde greife im Körper eine Gruppe von Proteinen namens SREBPs an, welche normalerweise verschiedene Gene aktivieren, die der Körper zum Aufbau von Cholesterin und Fettsäuren benötige, erklärten Song und Kollegen die Ergebnisse ihrer Studie. Durch die Blockade der SREBPs bremse Betulin die Aktivität der entsprechenden Gene und bringe so die positiven Effekte für den Fett- und Zuckerstoffwechsel mit sich, erläuterten die chinesischen Forscher weiter. Diese grundlegende Wirkung auf den Stoffwechsel mache die Substanz für eine medizinische Verwendung besonders interessant, denn schließlich wirke sie auf diese Weise gleich mehreren Stoffwechselproblemen entgegen, die als Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten. So sei ein hoher Cholesterinspiegel zum Beispiel Hauptrisikofaktor für Arteriosklerose, welche ihrerseits die häufigste Ursache für Herzinfarkte und Schlaganfälle ist, betonten die Forscher der chinesischen Akademie der Wissenschaften. Auch hohe Blutfettwerte zählen zu den Risikofaktoren für Arteriosklerose und scheinen außerdem beim Entstehen von Diabetes eine Rolle zu spielen, so dass Betulin hier ebenfalls eine positive Wirkung entfalte, erklärten die Wissenschaftler weiter.
Wenn sich die bei den Mäusen festgestellte positive Wirkung auch für Menschen bestätigen sollte, könnte Betulin künftig die Basis zur Entwicklung neuer Medikamente gegen Diabetes und ähnliche Erkrankungen bilden, so die Hoffnung von Song und seinen Forscherkollegen an der chinesischen Akademie der Wissenschaften. Dabei ist der Betulin in der Medizin bereits seit längerem wegen seiner anti-entzündlichen und antibakteriellen Wirkung bekannt. Doch zur Bestätigung der jetzt entdeckten Fähigkeiten als blutfettsenkendes Mittel, ist nach Ansicht von Bao-Liang Song noch eine Vielzahl von Untersuchungen nötig.
Birkenrinde in der Naturheilkunde
Die Naturheilkunde kennt die heilsame Wirkung der Birkenrinde schon seit längerer Zeit. Die Birkenrinde wird zur Blutreinigung, als Mittel gegen Blasenentzündung, Nierensteine, Rheuma und Gicht von Heilpraktikern eingesetzt. Zudem lindert Birkenrinde Ekzeme, Allergien und Schuppen. Die wissenschaftliche Studie bestätigt nun die heilsame Wirkung der Baumrinde. (fp)
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Bild: Andreas Hermsdorf / pixelio.de
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