Britische Ärzte fordern Verbot von Metall-Prothesen für Hüftgelenke
13.03.2012
Laut einer aktuellen Studie versagen künstliche Hüftgelenke aus Metall früher als bislang angenommen. Britische Forscher fordern daher ein Verbot der Metallimplantate. In Deutschland nimmt derzeit das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Risikoprüfung der sogenannten "Metall-auf-Metall-Hüftendoprothesen" vor.
Deutsche Risikobewertung für Hüftimplantate noch nicht abgeschlossen
Im renommierten Fachblatt „The Lancet“ schreiben die britischen Wissenschaftler, Datenanalysen hätten eindeutig bewiesen, dass Implantate, bei denen Metall auf Metall gleitet, schneller weitere Hüftoperationen zur Folge hätten als andere auf dem Markt angebotene Produkte. Deshalb fordern die Forscher als Folge ein Verbot der Metall-auf-Metall-Hüftimplantate. Außerdem sei es besser, medizinische Produkte vor deren Zulassung länger und gründlicher zu testen.
In Deutschland führt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit eine Risikobewertung durch. Laut Angaben des BfArM sei die Behörde in Kontakt mit der englischen Gesundheitsbehörde MHRA sowie medizinischen Fachgesellschaften und Herstellern. „Ziel ist es, mögliche gesundheitliche Risiken für Patienten verlässlich eingrenzen zu können." Die medizinischen Fachgesellschaften DGOOC und DGU sind vom BfArM bereits über erweiterte Nachsorge-Empfehlungen informiert worden, die im Februar als Empfehlungen einer Expertengruppe von der MHRA veröffentlicht worden waren. So wurde z.B. der empfohlene Nachsorgezeitraum für bestimmte Prothesentypen von fünf Jahren auf die Prothesentragezeit verlängert.
Sogenannte Metall-auf-Metall-Gelenkimplantate standen lange Zeit in dem Ruf, besonders stabil und haltbar zu sein. Sie wurden vor allem bei sehr aktiven Patienten eingesetzt. Doch bereits seit längerer Zeit stehen die Implantate unter dem Verdacht, nicht das halten zu können, was sie versprechen. Deshalb werteten britische Forscher um Alison Smith von der University of Bristol die Daten von etwa 402.000 Hüftoperationen aus den Jahren 2003 bis 2011 in England und Wales aus. Dabei fanden sie heraus, dass in rund 31.200 Fällen besagte Metall-auf-Metall-Hüftimplantate eingesetzt wurden. Bei den restlichen Operationen wurden Alternativmodelle beispielsweise aus Keramik oder Polyethylen verwendet. Etwa sechs Prozent der Metall-auf-Metall-Hüftprothesen mussten nach fünf Jahren ausgetauscht werden, weil Betroffene über gesundheitliche Beschwerden klagten. Im Falle der Alternativmodelle musste nur etwa zwei Prozent ausgetauscht werden.
Durch Metallabrieb können Entzündungen entstehen
Die britischen Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die Größe der Gelenkflächen der Metall-auf-Metall-Prothesen ausschlaggebend war. Je größer die Fläche, desto höher das Risiko, dass die Prothese ausgetauscht werden muss. Bei den Alternativmodellen aus Keramik konnten die Forscher das Gegenteil feststellen. Je größer die Gelenkflächen, desto höher die Dauer der Haltbarkeit.
Im Fall der in Verruf geratenen Prothesen sitzt ein Gelenkkopf aus Metall in einer Gelenkpfanne aus Metall. Durch das Aneinanderreiben der Metallteile kann ein giftiger Abrieb entstehen, der Entzündungen auslösen kann. „Alle Patienten, die solche Implantate haben, sollten gut überwacht werden", schreiben die Wissenschaftler in „The Lancet“. Ärzte sollten betroffene Patienten mit jährlich stattfindenden Blutuntersuchungen überwachen. Im Blut kann festgestellt werden, ob Metallverbindungen in den Körper des Betroffenen gelangt sind.
Das BfArM berichtete, dass die medizinischen Fachgesellschaften, zu denen die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) sowie die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) gehören, darüber informiert wurden, dass für Betroffene erweiterten Nachsorge-Empfehlungen ausgesprochen wurden. „So wurde zum Beispiel der empfohlene Nachsorgezeitraum für bestimmte Prothesentypen von fünf Jahren auf die Prothesentragezeit verlängert."
Heute erhält fast jeder ältere Mensch eine Knie- oder Hüftprothese
Seit einiger Zeit steigen die Zahlen für Hüft- und Knieprothesen in Deutschland deutlich an. Experten sprechen bereits davon, dass bald fast jeder ältere Mensch in der Bundesrepublik eine Prothese des Knies oder der Hüfte benötigen werde. Bei grob geschätzten 30 Millionen Rentnern sind dies beunruhigende Zahlen. Dabei stellen Fachleute aus dem Bereich der Naturheilkunde die Frage, warum sich die Krankenkassen auch weiterhin vielfach dagegen währen, Kosten für alternative Methoden wie die Osteopathie zu bezahlen. In vielen Fällen könnte durch diese weitaus sanfteren Behandlungsmethoden viel Geld gespart werden. Zudem sind die Nebenwirkungen der Behandlungen für den Patienten wesentlich geringer. Eine Operation ist immer und besonders für ältere Menschen ein Risiko dar. Sicherlich können alternative Verfahren nicht in jedem Fall Linderung verschaffen, jedoch könnten sie als Ergänzung zur Schulmedizin zur Heilung beitragen. (ag)
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