Wenn man sich die Fakten zur Schweinegrippe anschaut, dann stellt man fest, dass das Thema von allen Seiten sehr zur Panikmache missbraucht wird. Sowohl Impfgegner, als auch –Befürworter und die Berichterstattung über die Erkrankung sind geprägt von persönlichen Interpretationen in den Publikationen, die als Fakten oder sichere Vorhersage präsentiert werden.
Die aktuellen Zahlen
In Bezug auf die Neue Grippe oder Schweinegrippe, gibt es zurzeit Meldungen darüber, dass sich die Zahl der Neuerkrankungen stark erhöht hat. Im Epidemiologischen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts vom 10. November 2009 kann man erkennen, dass die wenigsten Neuerkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern auftreten. Insgesamt sollen in Zusammenhang mit dem A/H1N1- Virus 16 Menschen in Deutschland verstorben sein, in Europa 501 Menschen.
Das Paul-Ehrlich-Institut vermeldet in seinem aktuellen Bericht über Verdachtsfälle in Zusammenhang mit der Impfung vom 16.11. 2009 197 Fälle von der 44. bis zur 46. Kalenderwoche. So kam es zu 652 „unerwünschten Ereignissen“, darunter elf Fälle des Verdachtes einer anaphylaktischen Reaktion, sechs Fälle mit neurologischen Reaktionen, drei als schwerwiegend zu beurteilende kardiovaskuläre Reaktionen und ein Fall einer Autoimmunreaktion.
Zwei Patienten (2 Jahre und 92 Jahre alt) sind im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung verstorben, hier soll eine Obduktion Klarheit über die Todesursachen bringen. Der 55 Jahre alte Thüringer, der am vergangenen Donnerstag nach seiner Impfung verstarb, soll einem Herzinfarkt erlegen sein. Weiterhin ungeklärt ist die Todesursache eines anderen 66 Jahre alten Thüringers, der nach seiner Impfung am Freitag tot aufgefunden worden war. Das Paul-Ehrlich-Institut kritisiert die Gesundheitsministerien der Länder, weil sie sehr nachlässig mit der Übermittlung der Impfdaten seien.
Wer wird getestet? Wer bekommt Tamiflu?
Seit Samstag den 14.11. 2009 gilt eine veränderte Meldepflicht: Es werden nur noch durch das Labor bestätigte Fälle gemeldet.
Im Labor wird mit dem PCR-Test durchgeführt. Er kann den Erreger im Nasen- und Rachenabstrich nachweisen. Dieser Gen-Test wird aber nur noch durchgeführt, wenn Betroffene einer Risikogruppe angehören (Schwangeren, Säuglingen unter 6 Monaten, chronisch Kranken, Menschen mit einem schwachen Immunsystem und Menschen, die im pflegenden oder medizinischen Bereich tätig sind). Wenn man nicht der Risikogruppe angehört, dann muss man den Labortest selbst bezahlen. Er kostet zwischen 60 und 100 Euro. Der Schweinegrippen Schnell-Test wird nur noch selten verwendet, da er ungenaue Ergebnisse brachte.
In den ersten Stunden nach der Ansteckung kann versucht werden, Betroffenen der Risikogruppe verschreibungspflichtige Mittel wie Tamiflu und Relenza zu geben. Aber auch Tamiflu ist, ähnlich wie die Impfstoffe, in der Diskussion: Es gab schon ab 2005 Berichte aus Japan, wonach nach Einnahme von Tamiflu bei Jugendlichen auffälliges Verhalten, Krämpfe, Delirium und Halluzinationen beobachtet worden waren. Bei älteren Personen seien Übelkeit und Erbrechen aufgetreten. Tamiflu besitzt den Arzneistoff Oseltamivir. Er wird im Körper zu Oseltamivircarboxylat umgewandelt und hemmt die Ausbreitung von Viren, indem es den Austritt von Tochter-Zellen aus bereits infizierten Zellen stoppt.
Bei den Impfstoffen gibt es viel Kritik an den Wirkverstärkern und Vergleichen mit dem Golfkriegssyndrom. Das Mittel Celvapan, welches Regierung und Bundeswehr erhalten, ist frei von diesen Stoffen. Angeblich soll auch ein neues Mittel (Panenza von Sanofi- Pasteur), das bald auf den Markt kommen wird, besser verträglich sein.
Was sind die Symptome? Wie kann man „normale“ und „Schweinegrippe“ unterscheiden?
Anhand der Anamnese und Beobachtung der Symptome, sind die normale Grippe und die neue Influenza so gut wie gar nicht zu unterscheiden. Hauptmerkmal der Schweinegrippe ist nach wie vor das plötzliche hohe Fieber über 38 Grad, aber es wurden wohl auch Fälle mit nur geringem Fieber beobachtet. Vielfach verläuft die Schweinegrippe sehr mild, weswegen es schwierig ist, hier eine Unterscheidung durchzuführen. Zusätzliche unspezifische Symptome sollen, Husten, starke Halsschmerzen, Schnupfen, z. T. Verdauungsbeschwerden und starkes Krankheitsgefühl mit Kopf- und Gliederschmerzen sein.
Insgesamt also sehr unspezifische Symptome, die wahrscheinlich nur durch Diagnostik keine eindeutige Zuordnung zulassen. Da aber der Verlauf der Neuen Grippe bisher sehr milde ist, besteht auch kein Grund zur Panik. Die wöchentlichen Neuansteckungen von 15.000 Personen im Bundesgebiet müssen weiter verfolgt werden. (tf)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.