Kölner Ärzte implantieren erstmals einen neuen Hirnschrittmacher
An der Universitätsklinik Köln haben Mediziner einem Parkinson-Patienten erstmals ein neues Hirnschrittmacher-Modell erfolgreich implantiert, dass acht Kontakte auf jeder Hirnseite aufweist statt der bisher üblichen vier. So soll das neue Gerät nicht nur effizienter Arbeiten sondern auch weniger Nebenwirkungen auf andere Hirnregionen haben.
Bisherige Hirnschrittmacher bereits 50.000 Mal implantiert
Sogenannte Hirnschrittmacher werden bereits seit längerem zum Beispiel für die Behandlung von Parkinson-Krankheiten (Schüttellähmung), Essentiellem Tremor und Dystonie eingesetzt. Bei dem wissenschaftlich als „Tiefe Hirnstimulation“ bezeichneten Verfahren, werden den Patienten in einem medizinischen Eingriff Elektroden im Gehirn implantiert, um krankheitsbedingte Fehlleistungen mittels minimaler elektrischer Impulse zu korrigieren. Über subkutan verlegte Leitungen werden die Elektroden mit einem Impulsgeber im Bereich der Brust oder dem Oberbauch verbunden. Weltweit wurden bisher rund 50.000 Patienten Hirnschrittmacher implantiert.
Effizienter dank zusätzlicher Elektroden
Das neue Modell könne individueller und differenzierter eingesetzt werden als seine Vorgänger, so die Aussage an der Universitätsklinik Köln. Das Gerät befinde sich momentan noch in der Testphase und soll in den kommenden Monaten zunächst 40 Menschen eingesetzt werden, um mit begleitenden Studien die Auswirkungen auf die Patienten genauer zu untersuchen. Die Implantation bei dem 58-Jährige Parkinson-Patient bildet den Auftakt zu der geplanten Testphase. Erste Ergebnisse könnten nach Ansicht der Wissenschaftler Ende nächsten Jahres vorliegen. „Der neue Hirnschrittmacher ist ein Meilenstein in der Parkinson-Therapie, da wir nun nicht mehr über vier, sondern über acht Kontakte auf jeder Hirnseite verfügen können“, betonte Prof. Lars Timmermann von der Universitätsklinik Köln bei Vorstellung des aktuellen Operationserfolgs.
Neuer Hirnschrittmacher hat weniger Nebenwirkungen
Die Forscher gehen davon aus, dass das neue Gerät dank der acht Kontakte auf jeder Hirnseite besser dosiert und bestimmte Hirnregionen gezielter angesprochen werden können, so dass weniger Nebeneffekte wie zum Beispiel Sprachstörungen durch die Reizung von Nachbarregionen auftreten. Vor allem das für Schüttellähmung typische und im Alltag äußerst hinderliche Zittern könne so gezielt und ohne Nebenwirkungen „blockiert“ werden. Aber auch Krankheitssymptome von Parkinson wie Steifigkeit (Rigor) und Bewegungsarmut (Bradykinese) lassen sich mit Hilfe des Hirnschrittmachers behandeln. (fp, 10.11.2010)
Bildnachweis: Dieter Schütz / pixelio.de
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