Kollegen, Mitarbeiter oder Vorgesetzte sollten nur im Notfall zu Hause kontaktiert werden
13.02.2012
In der heutigen Zeit verlangen immer mehr Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar zu sein. Vor allem leitende Angestellte werden oft in die Pflicht genommen, beispielsweise auch am Wochenende erreichbar zu sein. Kollegen und Vorgesetzte sollten sich jedoch mit Anrufen außerhalb der normalen Arbeitszeiten stark zurückhalten, wie die Expertin für Etikette Bettina Geißler aus Noderstedt, in einem Interview betonte.
Viele Anrufe sind unnötig und können bis zum nächsten Arbeitstag warten
Geißler berichtet, dass es „viele Anrufe gibt, die nicht nötig sind“. Der Anrufer sollte sich daher die Frage stellen, „ob der Anruf wirklich sein muss“. Brennt es in der Firma, sei natürlich ein Anruf angemessen. Wurde eine ständige Erreichbarkeit im Arbeitsvertrag vereinbart, dann könnten Mitarbeiter auch angerufen werden. Das gilt beispielsweise auch bei „Rufbereitschaften“ wie sie vielfach in sozialen Einrichtungen Gang und Gebe sind, berichtet Pädagoge Sebastian Bertram. Aber auch hier müssen die Zeiten eindeutig geklärt sein. Jedoch gibt es „nur wenige Positionen, wo das wirklich erforderlich ist“, betont die Expertin.
Der Hinweis sollte auch aus ökonomischer Sicht betrachtet werden. Können Angestellte nicht gedanklich abschalten und eine ausreichende Erholungsphase einlegen, reagieren sie irgendwann mit Stress-Symptomen. Im schlimmsten Fall drohen Depressionen oder ein Burnout-Syndrom. Das wiederum erhöht den Krankenstand und provoziert höhere Ausfallzahlen.
Kollegen oder Mitarbeiter am Morgen oder Abend in der Freizeit anzurufen, sollte nicht zum Regelfall werden. Eine dezente Variante ist das Versenden eine Email oder SMS. Dann wird dem Gegenüber überlassen, „ob er die Nachricht wahrnimmt und darauf reagiert“, sagt Geißler. Dann allerdings sollte der Versender darauf gefasst sein, dass keine Antwort zurück kommt. Ist der Fall dringend, sei ein Anruf besser. Ist der Fall nicht dringend, könne man sich das Versenden einer SMS sparen. Dann hat die Information oder Frage auch Zeit bis zum darauffolgenden Arbeitstag.
Bertram entgegnet, auch „das Versenden von Kurzmitteilungen versetzt den Empfänger in eine Anspannung“. Müssen keine sofortigen Entscheidungen getroffen werden, hat die Klärung einer Angelegenheit auch Zeit bis zum nächsten Arbeitstag, so der Sozialpädagoge. (ag)
Bild: Grey59 / pixelio.de
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