Genforschung: Nutzungsrechte auf Organtransplantation und Embryonen?
Der Münchener Verein Testbiotech hat in einer am Mittwoch veröffentlichten Presserklärung mitgeteilt, dass er beim Europäischen Patentamt Einspruch gegen ein Patent der Firma Merck Serono eingelegt hat. Merck Serono hat unter anderem ein Patent auf die Herstellung menschlicher Eizellen angemeldet. Nach Testbiotech widerspricht das Patent dem Verbot der Patentierung „des menschlichen Körpers in allen Phasen seiner Entwicklung, das im Europäischen Patentrecht verankert ist“.
Aber neben der ethischen Komponente weist Testbiotech noch auf weitere Fakten hin, die grundsätzlich die Patentanmeldungen der Firma in einem merkwürdigen Licht erscheinen lassen. Das jetzt in die Kritik geratene Patent sei nur eines von mehreren Patenten, die Serono bis 2005 angemeldet hatte. Serono wurde 2006 von Merck gekauft. Die schweizer Firma galt als Marktführer bei Fruchtbarkeitstherapien. Aber nun stellt sich heraus, dass Serono laut der Wochenzeitung „Die Zeit“, „ neben Wirkstoffen auch menschliche Eizellen, Spermien und sogar Embryos patentiert haben wollten“. Und hatte bis 2005 unter Einschaltung einer, laut Testbiotech, unseriös erscheinenden Firma, namens Applied Research Systems ARS Holding, Patente angemeldet, von denen einige auch schon erteilt wurden. Die Firma hatte ihren Sitz in Curacao auf den Niederländischen Antillen. Testbiotech wurde anscheinend investigativ tätig und fand heraus, dass sich die ARS patentrechtlich in einer Art Grauzone aufhält.
Testbiotech hat sich neben dem Einspruch beim Patentamt in einem offenen Brief an Merck Serono direkt gewandt und ein Gesprächsangebot unterbreitet. Zu hoffen ist, dass der Verein dahingehend intervenieren kann, dass der menschliche Organismus und Einzelteile nicht patentiert werden können und eine ethische Komponente nicht zugunsten der ökonomischen geopfert wird. (Thorsten Fischer, Heilpraktiker Osteopathie, 17.04.2010)
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