Pestizid in Pflanzenschutzmittel als Auslöser von Parkinson identifiziert
04.12.2012
Bereits seit längerer Zeit vermuten Forscher zusätzliche äußere Umwelteinflüsse und Faktoren, die das Risiko einer Parkinson-Erkrankung signifikant erhöhen. Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Neurologie unter der Leitung von Prof. Heinz Reichmann der Universitätsklinik Carl Gustav Carus und des Instituts für Anatomie an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus in Dresden haben anhand einer eingehenden Forschungsarbeit herausgefunden, dass ein spezielles Pestizid zur Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft maßgeblich zur Entstehung von Parkinson beiträgt und bestehende Beschwerden von Patienten verstärken kann. Zwar wurde die nachprüfbaren Resultate im Tierexperiment erzielt, eine Übertragung auf den Menschen sei aber durchaus denkbar.
Als ursächlich entschlüsselt haben die Neurologen und Mediziner das Insektizid Rotenon. Dieses kann laut der Forschungsergebnisse Symptome von Parkinson auslösen und zusätzlich verstärken. Hierbei sollen „Nervenverbindungen zwischen dem Darm und Gehirn eine wesentliche Rolle spielen“, wie die Wissenschaftler in dem Studienbericht im „Nature Scientific Reports“ schreiben.
Parkinson schreitet langsam und beständig voran
Rund drei Prozent der Menschen in Deutschland sind an Parkinson erkrankt. Überdurchschnittlich sind von der degenerativen Krankheit Menschen im fortgeschrittenen Alter betroffen. Parkinson schreitet langsam voran und macht sich äußerlich vor allem durch Zitternde Hände, starren Muskeln, einem beinahe maskenhaften Gesichtsausdruck und Muskelzittern ( Medizinisch: Tremor) bemerkbar. Zitternde und oft sogar schüttelnde Hände gelten bei der neurologischen Erkrankung als Hauptsymptom. Das Muskelzittern wird durch das Absterben von Nervenzellen in einzelnen Regionen des Mittelgehirns (Substantia nigra) verursacht. In Folge leiden die Betroffenen an einem Mangel an Dopamin, weshalb Patienten medikamentös Dopamin als Ausgleich therapeutisch verabreicht bekommen.
Häufig in der Landwirtschaft tätige Menschen betroffen
Ältere Studien wiesen immer wieder auf den auffälligen Aspekt hin, dass vor allem Menschen die in der Landwirtschaft arbeiten, häufiger an Parkinson erkranken. Eben jene Erkenntnis führte in Medizinerkreisen zur der Vermutung, dass äußere Umwelteinflüsse bei der Entstehung der Krankheit eine wichtige Rolle spielen. Naheliegend war, dass Pestizide hierfür verantwortlich sind. Aus diesem Grund untersuchten die Forscher die Auswirkungen und Mechanismen von Pflanzenschutzmitteln um so intensiver. Bei den Studien stießen die Forscher schließlich auf das Pestizid Rotenon.
In einigen Staaten ist der Wirkstoff Ronoton als Insektizid zugelassen. Wie die Studie zeigte, verursacht der Stoff, dass „Nervenzellen im Darmtrakt das Protein Alpha-Synuclein ausschütten“. Dieses Protein wird im Anschluss von den Enden der Nerven der Nervenzellen im Gehirn aufgenommen und weiter zum Zellkörper transportiert. In diesen Zellkörpern lagert sich Alpha-Synuclein ab und sorgt für eine Zellzerstörung. Im Experiment mit Mäusen durchschnitten die Forscher die speziellen Nerven im Darm, die den Verdauungstrakt und das Gehirn miteinander verbinden. Nachdem die Nerven durchtrennt waren, fand der beschriebene Vorgang nicht mehr statt. So konnten die benannten Proteine „die Neuronen des Mittelgehirns nicht mehr erreichen und die ähnlichen Symptome einer Parkinson-Erkrankung waren stark reduziert“, wie die Forscher in einer Mitteilung schreiben.
Bislang konnte dieser Zusammenhang nur bei Mäusen beobachtet werden. Zu vermuten sei aber, dass dies ähnlich auch beim Menschen wäre. “Wenn sich das auch bei Parkinson-Patienten bestätigt, dann haben wir einen wichtigen Schritt getan, um zukünftig neue Ansätze zur frühzeitigen Diagnose und Therapiestrategien gegen die Krankheit zu entwickeln”, so der Studienleiter Francisco Pan-Montojo vom Dresdner Institut für Anatomie. Weitere Studien sollen zu diesem Thema folgen. (sb)
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Bild: siepmannH / pixelio.de
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