Pharma-Geschenke an Ärzte beinahe Alltag
23.01.2011
Laut einer Studie der medizinischen Fachgesellschaft "American Medical College" sehen es viele Ärzte nicht als Problem an, auch mal "Pharma-Geschenke" anzunehmen. Zwar bezogen sich die Studienergebnisse auf die Vereinigten Staaten, allerdings könne die Situation in Deutschland eine ähnliche sein, wie Dr. Eckhard Schreiber-Weber von der Mediziner-Initiative "Mezis" (Initiative für unbestechliche Ärzte) gegenüber der Süddeutschen Zeitung unlängst sagte. "Zwar gibt es in Deutschland keine Studien dazu. Aber unsere Erfahrung lässt den Schluss zu, dass eine subjektiv empfundene soziale Benachteiligung eine Rolle spielt, wenn Ärzte der Meinung sind, es sei kein Problem, Geschenke von der Pharmaindustrie zu erhalten." Viele Ärzte sehen es offenbar als "gerechte Teilhabe" am Profit der Pharmaindustrie an.
Rund 15.000 Pharmareferenten in Deutschland
Laut Schätzungen soll es in Deutschland rund 15.000 Pharmareferenten geben, die täglich Apotheken, Ärzten und Kliniken einen Besuch abstatten. Dabei kommen pro Jahr rund 20 Millionen Besuche zustande. In den meisten Fällen werden keine direkten Offerten unterbreitet. Statt dessen werden Ärzte von den unterschiedlichen Unternehmen zu Fachkongressen eingeladen oder zum Essen eingeladen. Im Rahmen solcher Besuche werde beispielsweise auch angeboten, eine regionale Fortbildung zu finanzieren. Der psychologische Effekt ist laut Studie recht einfach: Bei der nächsten Verschreibung eines Arzneimittels "bedanken" sich viele Mediziner mit der Wahl des einladenen Herstellers. (sb)
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Bild: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de
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