Keine Wirkung des Sägepalmen-Extraktes bei Prostatahyperplasie
30.09.2011
Das US-amerikanische National Institute of Health hat eine Untersuchung zur Wirkung von Sägepalmen-Extrakt bei gutartigen Prostatavergrößerungen (Prostatahyperplasie) durchführen lassen, deren Ergebnis in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) veröffentlicht wurden. Den US-Wissenschaftlern zufolge zeigt das Extrakt aus den Früchten der Sägepalme (Serenoa repens) bei Beschwerden einer Prostatahyperplasie keine Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinausgehen würde.
Im Rahmen der Untersuchung des National Institutes of Health wurden 369 freiwillige Männer im Alter ab 45 Jahren, die unter einer gutartigen Prostatavergrößerung mit Beschwerden bei der Miktion (Entleerung der Harnblase) litten, über einen Zeitraum von 18 Monaten mit Sägepalmen-Extrakt oder Placebo-Präparaten behandelt. Leiden die Patienten wie im Fall der Studienteilnehmer unter Problemen beim Wasserlassen, so wird dies als benignes Prostata-Syndrom (BPS) bezeichnet. Zur Behandlung des BPS werden vor allem in der Naturheilkunde, aber teilweise auch in der Schulmedizin pflanzliche Arzneimittel (Phytotherapeutika) eingesetzt, wobei vor allem der Kombinationen aus Brennesselwurzeln und Sägepalmen-Extrakt eine positive Wirkung gegen die Prostatahyperplasie nachgesagt wird.
Keine Linderung der Symptome des benignen Prostata-Syndroms
Entgegen der bisherigen Annahme, dass Sägepalmen-Extrakt die Ausbreitung der Prostatavergrößerung verlangsamen oder gar stoppen kann und die typischen Beschwerden des BPS wie den häufigen Harndrang, den abgeschwächten Harnstrahl und das Nachtropfen lindert, konnten die amerikanischen Forscher in ihrer aktuellen Untersuchung keinen signifikante Wirkung des Sägepalmen-Extrakts bei Prostatahyperplasie feststellen. Während der 18-monatigen Untersuchung wurde die Dosis des Sägepalmen-Extraktes alle sechs Monate um 320 Milligramm erhöht – von 320 Milligramm auf 640 Milligramm nach sechs Monaten, auf 960 Milligramm nach 12 Monaten. Doch auch die dreifache Standarddosis habe in der aktuellen Untersuchung nur eine leichte Besserung der BPS-Symptome bewirkt, berichten die US-Wissenschaftler im Fachmagazin „JAMA“. Zur Bemessung des BPS-Schweregrades nutzten die Wissenschaftler den American Urological Association Symptom Index (AUASI), der in einer Skala von 0 bis 35 die Ausprägung der Beschwerden wiedergibt. Dabei berücksichtigt der AUASI die typischen BPS-Symptome wie Restharngefühl, häufigen Harndrang, Beschwerden beim Wasserlassen, Abschwächungen des Harnstrahls und Nachtröpfeln. Je niedriger der Wert auf der 36-Stufigen-Skala des AUASI, umso geringer die Beschwerden der BPS-Patienten.
Wirkung niedriger als bei Placebo-Präparaten
Nach den 18 Monaten Studienlaufzeit konnten die US-Forscher bei den Patienten, die mit dem Sägepalmen-Extrakt versorgt wurden, eine durchschnittliche Reduzierung des AUASI-Wertes von 14,42 auf 12,22 feststellen. Damit sei in der Verumgruppe keine effektivere Wirkung als bei der Kontrollgruppe festzustellen gewesen. Die Studienteilnehmer, die ein Placebo-Präparat erhielten, zeigten mit einem durchschnittlichen Rückgang des AUASI-Wertes von 14,69 auf 11,70 sogar einen deutlicheren Effekt, als die Probanden aus der Verumgruppe, berichten die US-Wissenschaftler. Nebenwirkungen seien bei dem Einsatz des Sägepalmen-Extraktes nicht aufgetreten. Frühere Studien hatten bereits die Wirkung einer Kombinationstherapie aus Sägepalmen- und Brennnesselwurzel-Extrakt mit der Wirkung synthetischer Medikamente verglichen, wobei zum Beispiel das Präparat „Finasterid“ eine lediglich zwei Prozent höhere Wirkung zeigte, als die pflanzlichen Arzneimittel. Somit legt die aktuelle Untersuchung des National Institutes of Health die Vermutung nahe, dass auch manche synthetische Arzneimittel keine wesentlich höhere Wirkung gegen das benigne Prostata-Syndrom zeigen, als Placebo-Präparate, jedoch deutlich häufiger Nebenwirkungen zu erwarten sind. (fp)
Lesen Sie auch:
Rotes Öl: Das gesunde Palmöl
Prostata-Drüsengewebe bei Frauen entdeckt
Gendefekt führt zur Unfruchtbarkeit beim Mann
Neuer Prostatakrebs Test
Kaffee schützt vor Prostatakrebs
Prostatakrebs soll zum Teil erblich bedingt sein
Immunabwehr blockiert Krebs-Wachstum
Unfruchtbarkeit Hinweis auf späteren Prostatakrebs
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.