Warum Besuche in der Sauna auch im Sommer sinnvoll sind
12.03.2014
Saunieren gehört für viele Menschen in die kalte Jahreszeit. Wer für seine Gesundheit schwitzen möchte, sollte aber regelmäßig – mindestens einmal pro Woche und zu jeder Jahreszeit – in die Sauna gehen. So haben die abrupten Temperaturwechsel ganzjährig eine positive Wirkung. „Nach drei Monaten regelmäßiger Saunagänge ist ein Abhärtungseffekt des Immunsystems messbar: Der Interferonspiegel im Blut steigt an", erläuterte Ursula Marschall, Leiterin des Kompetenzzentrums Gesundheit bei der Krankenkasse Barmer GEK, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Interferon hat eine schützende Wirkung vor Virusinfektionen.
Wechselnde Temperaturreize bei Sauna-Gängen haben eine gesundheitsfördernde Wirkung
Hans-Jürgen Gensow vom Deutschen Sauna-Bund in Bielefeld kennt das Phänomen der leeren Saunen im Sommer und vollen im Winter. Wenn die Temperaturen im Freien steigen, würden öffentliche Saunabäder etwa ein Drittel weniger Besucher verzeichnen, erklärte der Experte gegenüber der Nachrichtenagentur. „Wer die Sauna als Therapiemittel betrachtet, der muss sie regelmäßig das ganze Jahr über mindestens einmal wöchentlich nutzen", sagte Rainer Brenke, Facharzt für physikalische Medizin aus Berlin, zur Agentur. „Wenn man nur im Herbst und Winter schwitzen geht, dann sind kaum Veränderungen im Körper nachweisbar." Brenke interessieren vor allem die physiologischen Wirkungen von Saunagängen, die auf den Temperaturreizen beruhen. So steigt die Körpertemperatur in der Sauna um 1,0 bis 1,5 Grad – ein Alarmsignal für den Körper. Er regiert unter anderem mit einer erhöhten Immunabwehr, um mögliche Krankheitserreger unschädlich zu machen. Zudem steigt der Puls und der Herzschlag erreicht eine höhere Frequenz. „Dadurch wird bei jedem Herzschlag mehr Blut durch die Adern gepumpt", erläuterte Dirk Peters vom Deutschen Wellness Verband in Düsseldorf gegenüber der Nachrichtenagentur. Die Gefäße weiten sich bei Hitze und ziehen sich beim Abkühlen wieder zusammen. Dadurch wird auch die Durchblutung gefördert und die Muskulatur entspannt sich. Hinzu kommt ein Verbesserung des Hautbildes. „Auch die Durchblutung der Nasenschleimhäute wird verbessert", berichtete Marschall. „Das beugt Erkältungen vor, weil damit der natürliche Schutz durch Entzündungsabwehrstoffe in der Schleimhaut gestärkt wird."
Abhärtungseffekt für finnische Sauna wissenschaftlich belegt
Die Ärztin und Gesundheitsökonomin erläutert weiter, dass es bisher keine Studien über die Wirkung unterschiedlicher Temperaturen und Luftfeuchtegrade auf den Abhärtungseffekt gebe. „Es gibt eine ganze Reihe von Studien, die nahelegen, dass die physiologischen Wirkungen einer klassischen finnischen Sauna und eines Dampfbades sehr ähnlich sind", ergänzt Peters. „Häufig ist zu beobachten, dass eine trockene Sauna mit Temperaturen von 90 bis 100 Grad von Männern bevorzugt wird.“. Frauen würden dagegen häufiger ein Dampfbad bevorzugen, da ihre Schleimhäute der Nasenscheidewand empfindlicher seien. Generell profitierten Menschen mit Atemwegsbeschwerden mehr von einem Dampfbad. „Die feuchte Luft befeuchtet die Schleimhäute gut", berichtete auch Brenke. Zusätze wie Eukalyptus könnten die Beschwerden zudem lindern. „Allerdings ist die Kreislaufbelastung höher, weil das Schwitzen durch die Feuchte behindert ist."
Sauna-Regeln befolgen
Vor dem ersten Saunagang sollte der Körper gereinigt und abgetrocknet werden, da trockene Haut schneller schwitzt. Die einzelnen Saunagänge dauern im Idealfall zehn bis 20 Minuten. Nach jeder Runde sollte eine Abkühlung erfolgen. In der sich daran anschließenden Ruhephase muss ausreichend Flüssigkeit zugeführt werden. Diese Regeln gelten zu jeder Jahreszeit.
Im Herbst und Winter fällt es vielen nicht leicht, sich nach dem Saunagang abzukühlen. „Im Sommer hingegen ist der Kältekick eine willkommene Erfrischung", erklärte Gensow. Bei hohen Temperaturen seien vor allem Saunabäder mit ansprechenden Außenbereichen gefragt. „Wenn man aus der heißen Sauna direkt ins Meer gehen und ein paar Züge schwimmen kann, dann ist das anschließend ein ähnlich prickelndes Gefühl, wie wenn man sich nach dem Saunabad mit Schnee eingerieben hat."
Generell sollten bestimmte Personengruppen vorsichtig beim Saunieren sein. Das gilt unter anderem für Menschen mit starken Krampfadern oder anderen venösen Gefäßerkrankungen. Wer an einer chronischen Erkrankung leidet, kommt nicht umhin, vor dem ersten Saunabesuch mit einem Arzt über mögliche gesundheitliche Risiken sprechen. Insbesondere bei Herz-Kreislauf- oder Gefäßerkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen (Herzflattern, Herzrasen) oder Asthma kann ein Saunagang sehr wohltuend sein, ebenso aber auch zu einer Gesundheitsgefährdung werden. Grundsätzlich sollte die Sauna nicht bei Kreislaufbeschwerden wie Schwindel besucht werden. Alkohol und Saunieren verträgt sich ebenfalls nicht.
Beim Saunieren sei die individuelle Belastbarkeit entscheidend, so Marschall. „Diese kann man gut auf einem Fahrradergometer testen.“ Für Sauna-Neulinge gilt, es langsam angehen zu lassen. Marschall zufolge reiche es aus, an bis zu drei Tagen in der Woche zu saunieren. Dabei solle zunächst die unterste Stufe gewählt werden. Auch bei der Dauer sei es ratsam, vorsichtig zu sein. So genügten bei Anfängern zehn bis zwölf Minuten. (ag)
Bild: Espressolia / pixelio.de
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