80 Prozent der Jugendlichen treiben zu wenig Sport
12.03.2013
Sportliche Aktivitäten gehören zum alltäglichen Programm von Kindern und Jugendlichen – eigentlich. Wie Forscher der Universität Bielefeld jetzt herausgefunden haben, bewegen sich nur noch 20 Prozent der Jungen und Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren ausreichend. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit einen der hinteren Plätze. Sind deutsche Kinder deshalb Bewegungsmuffel?
Eine Stunde Bewegung am Tag – auch für Sportmuffel
Kinder und Jugendliche haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Stundenlang in der Schule stillsitzen fällt vielen schwer. Dennoch scheinen die meisten deutschen Kinder ihre Freizeit nicht auf Fußballplätzen, in Fitnesscentern, im Sportverein oder beim Ballettunterricht zu verbringen. Mehr als 80 Prozent der Kinder bewegen sich laut der neuen Studie zu wenig. Das betrifft vor allem Kinder vom elften bis zum 15. Lebensjahr wie die Wissenschaftler nachweisen konnten.
Nur jeder vierte Junge und jedes fünfte Mädchen treibt demnach ausreichend Sport. Die Zahlen sinken bei den 15-Jährigen sogar noch weiter ab: In dieser Altersgruppe bewegen sich nur noch 13,6 Prozent der Jungen und 8,6 Prozent der Mädchen in einem angemessenen Maß. Dabei sollten sich Jugendliche laut internationalen Empfehlungen eine Stunde am Tag sportlich betätigen, so dass sich ihr Pulsschlag erhöht und sie zu schwitzen beginnen. „Nur ein geringer Teil der deutschen Jugendlichen erreicht diesen Schwellenwert", berichtet die Bielefelder Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip gegenüber der Nachrichtenagentur „AFP“.
Mädchen treiben weniger Sport als Jungen
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während sich immerhin 20 der Jungen in allen Altersgruppen ausreichend bewegen, ist das nur bei 14 Prozent der Mädchen der Fall. Damit ist Deutschland im europäischen Vergleich eines der Schlusslichter.
38 Prozent der elf- bis 15-jährigen Jungen treiben mindestens vier Stunden Sport pro Woche. Bei den Mädchen sind es in dieser Altersgruppe nur 25 Prozent. Dennoch habe sich das Bewegungsverhalten in den letzten zwölf Jahren verbessert, so die Forscher. Unterschiede bei den Geschlechtern seien jedoch weiterhin deutlich. Deshalb sei eine geschlechterspezifische Bewegungsförderung nötig, die „die unterschiedlichen Bewegungsmotive und Vorlieben von Mädchen und Jungen“.
Die Studie der bielefelder Forscher ist Teil einer umfangreichen Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in der das Gesundheitsverhalten von Kindern aus 40 verschiedenen Ländern analysiert wird.
Warum bewegen sich deutsche Kinder zu wenig?
Eine Ursache sieht die Sozialpädagogin Gritli Bertram aus Hannover in den Terminkalendern, die zum teil schon bei den Jüngsten mehr als voll sind: „Wenn wir davon ausgehen, dass Jugendliche häufig nicht vor 15 nach der Schule zuhause sind, dann noch Hausaufgaben machen müssen und vielleicht noch Nachhilfeunterricht haben, ist es offensichtlich, warum unsere Kinder zu wenig Sport treiben.“ Bereits in der Grundschule komme es nicht selten vor, dass die Kinder unter der Woche keine Zeit für Verabredungen oder den Sportverein hätten. „Vor allem Kinder aus besser gestellten Haushalten haben häufig zusätzliche Termine wie Gesangs- und Musikunterricht außerhalb der Schule. Bei Kindern aus finanziell schwächeren Familien ist dagegen häufig kein Geld für den Sportverein übrig“, erläutert Bertram. Es sei auch Aufgabe der Schulen und nicht zuletzt der Kultusminister, für ein entsprechendes Sportangebot im Rahmen des Unterrichts zu sorgen. (sb)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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