Vitamine in Süßigkeiten? Haben die zusätzlich beinhaltenen Vitamine und Zusatzstoffen tatsächlich einen Nutzen für den menschlichen Körper?
(23.07.2010) Auf den unterschiedlichen Verpackungen der Hersteller kann man es immer wieder lesen: Mit Sprüchen wie "plus wertvolle Vitamine", "plus Traubenzucker oder "plus natürlichem Fruchtsaft" werben Süßwaren Hersteller für ihre Zucker-haltigen Produkte. Eltern sind dann beruhigt, denn in den Süßigkeiten sind vermeintlich wertvolle Zutaten für ihre Kinder. Doch ist das Verzehren von Süßigkeiten tatsächlich gesund? Die Verbraucher- und Ernährungsorganisation "Foodwatch" sagt eindeutig nein. Die Angaben und Zusätze von "Vitaminen" seien ein "plumper Verkaufstrick".
Falscher Eindruck wird vermittelt.
"Foodwatch" weist darauf hin, durch die Zusätze würden den Verbrauchern ein falscher Eindruck vermittelt. So sagt die Initiatorin Anne Markwardt der Foodwatch Kampagne "Abgespeist" gegenüber dem Hamburger Abendblatt: "Den Eltern wird auf diese Weise der falsche Eindruck vermittelt, sie könnten ihren Kindern etwas Süßes geben und gleichzeitig etwas Gutes tun". Denn in den überwiegenden Fällen sind Kinder in Deutschland ausreichend mit Vitaminen versorgt, so dass es keiner Zusätze bedarf.
Wer kennt sie nicht die "Nimm 2" Bonbons von Stock. Der Hersteller wirbt, die Bonbons hätten einen hohen Anteil an "Vitaminen" und "Fruchtsaft". Gern greifen Eltern zu den Produkten, ganz im Sinne der Werbung dürfen die Kinder dann ruhig auch zwei Bonbons essen. Viele Eltern kennen "Nimm 2" noch aus ihrer eigenen Kindheit und verbinden damit oftmals auch schöne Momente. Tatsächlich sind in den Bonbons auch die Vitamine C, E und B sowie Folsäure enthalten. Foodwatch beäugt dieses Produkt allerdings besonders kritisch. Doch die Versorgung von Vitamin C ist zu mindestens in Deutschland besonders gut. Der künstliche Zusatz von Vitamin C sei daher nicht nur überflüssig, sondern sogar "höchst problematisch". Und da, wo die empfohlenen Mengen nicht erreicht werden, sind angereicherte Süßigkeiten kein Ersatz für mehr Obst und Gemüse, so die Verbraucherinitiative. "Im Gegenteil, sie verleiten dazu, häufiger zuzugreifen." Da aber auch jede Menge Zucker in ihnen steckt steigt damit das Risiko für Karies und Übergewicht. Denn "Kinder bekommen vermittelt, dass Süßigkeiten so wertvoll und reich an wichtigen Nährstoffen sein können wie Obst und Gemüse.", so Markwardt von Foodwatch. In einer Nimm 2 300 Gramm Verpackung ist 215 Gramm Zucker enthalten. Der Anteil von Fruchtsaftkonzentrat liegt gerade einmal bei 1,3 Prozent.
Aber auch andere Produkte kritisiert Foodwatch. So wird für den Saft "Capri-Sonne" und das Produkt "Froot Loops" ebenfalls mit wertvollen Zusätzen geworben. Beispielsweise wird für "Froot Loops" ebenfalls damit geworben, es würden "Vitamine, Calcium und Eisen" enthalten sein. Doch auch diese Produkte enthalten einen hohen Anteil von Zucker, dennoch würde den Konsumenten ein "gesunder Eindruck" vermittelt. Die Frühstücksflocken enthalten laut Foodwatch "hochgradig verarbeitetes Getreide" und einen hohen Anteil von Zucker. Um das negative Zucker-Image zu überdecken, würden zahlreich Hersteller auf den Zusatz von Traubenzucker hinweisen. Doch Traubenzucker hat gegenüber dem konventionellem Zucker "überhaupt keine Vorteile", erklärte Foodwatch-Expertin Marquardt. So kann man auf dem Kakao-Produkt von Nestlé lesen: "plus Vitamin und Traubenzucker".
Lebensmittelkonzerne wehren sich gegen die Vorwürfe.
Die Produkt Hersteller wehren sich indes gegen die Kritik von Foodwatch. So sagte ein Sprecher von Stock, das Produkt sei nicht irreführend, man weise auf die Vitamine und den Fruchtsaftgehalt "zutreffend und transparent" hin. Zudem würden die Käufer das Traditionsprodukt zu schätzen wissen. Die Kritik sei "nicht vereinbar mit dem Leitbild eines mündigen und ebenso verständigen Verbrauchers", so ein Sprecher des Konzerns. Auch Nestlé weist darauf hin, die Zusätze von Traubenzucker und Vitamine seien angeblich von den Kunden gewünscht. "Wir werben damit nicht offensiv und weisen nur in sehr zurückhaltender Form auf der Verpackung auf die Zusätze hin", so eine Sprecherin des Lebensmittelherstellers. Der Hersteller Kellogg’s erklärte eine Einteilung von guten und vermeintlich schlechten Lebensmitteln sei aus "ernährungswissenschaftlicher Sicht" nicht sinnvoll. Insbesondere der Eisen-Anteil der "Froot Loops" sei wertvoll, da in Europa noch immer 40 Prozent der Frauen an Eisenmangel leiden.
Ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist gesund.
Eine ausgewogenen Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Ballaststoffe und Fisch ist viel effektiver und fördert die Gesundheit. Das meint auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung: "Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht haben Vitaminzusätze in Süßigkeiten nichts verloren. Das sind reine Marketinginstrumente", so Antje Gahl gegenüber dem Blatt.
Doch was meint Heilpraxisnet.de dazu? Natürlich sollten Kinder auch Süßigkeiten essen. Doch Eltern sollten nicht dem Glauben erliegen, solche Produkte könnten eine ausgewogene Ernährung ersetzen. Vielmehr komme es darauf an, den Kindern zu vermitteln, dass Obst, Gemüse, Fisch sowie Vollkornprodukte die Gesundheit stärken, da dort auf natürlicher Basis alle wertvollen Mineralien, Vitamine und Ballaststoffe enthalten sind. Süßigkeiten sind ein Genuss, aber keine "wertvolle oder ergänzende" Ernährung, so Sebastian Bertram. (sb)
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Links zu weiterführenden Informationen:
foodwatch.de
vegetarische-rezepte.com
fisch-rezepte.info
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