Trotz Zunahme der Anzahl berufstätiger Ärzte drohender Ärztemangel?
14.04.2014
Knapp 360.000 Ärzte stehen in Deutschland mittlerweile zur Versorgung der Patienten zur Verfügung. Um 2,5 Prozent ist die Zahl der berufstätigen Ärzte im vergangenen Jahr laut Angaben der Bundesärztekammer (BÄK) gestiegen. Auf den ersten Blick eine durchaus überraschende Meldung, angesichts der wiederholten Berichte über den drohenden Ärztemangel. In der aktuellen Pressemitteilung der BÄK, erläuterte deren Präsident Frank Ulrich Montgomery, wieso trotz der steigenden Anzahl berufstätiger Ärzte weiterhin von einem Ärztemangel auszugehen ist.
„Der Ärztemangel und der Mangel an Arztstunden sind keine Prognose mehr, sondern in vielen Regionen Deutschlands längst Realität“, betonte der BÄK-Präsident. Montgomery ergänzte, „dass sich dieser Mangel in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen wird.“ Im Hinblick auf den Anstieg der berufstätigen Ärzte um rund 8.500 auf 357.252 im vergangenen Jahr zunächst eine etwas verblüffende Äußerung. Doch die BÄK wies darauf hin, „dass schon allein aufgrund der Zunahme der Behandlungsintensität in einer alternden Gesellschaft heute mehr Ärztinnen und Ärzte gebraucht werden als früher.“ So sei die Zahl der ambulanten Behandlungsfälle in Deutschland zwischen 2004 und 2012 um rund 136 Millionen und die der stationären um rund 1,8 Millionen auf 18,6 Millionen Fälle gestiegen. Des Weiteren habe der medizinische Fortschritt zahlreiche neue Eingriffsmöglichkeiten eröffnet. Für diese Untersuchungen und Therapiemethoden werde ebenso wie für die zunehmende Spezialisierung der Medizin deutlich mehr Personal benötigt, erläuterte Montgomery.
Immer mehr Ärzte in Teilzeit
Die wachsende Anzahl berufstätiger Ärzte ist laut Mitteilung der BÄK auch vor dem Hintergrund der Tatsache zu relativieren, dass immer mehr Ärzte in Teilzeit arbeiten. Hier wachse eine „Ärztegeneration heran, die der Work-Life-Balance eine höhere Bedeutung zumisst und die sich immer häufiger für Teilzeitarbeit entscheidet.“ Die Bundesärztekammer berichtet unter Berufung auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dass im Jahr 2011 bereits 54.000 Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit arbeiteten, während die Zahl im Jahr 2001 noch bei 31.000 lag. Montgomery erläuterte hierzu, dass „junge Menschen mit einer hochqualifizierten Ausbildung zu Recht nicht mehr bereit (sind), ihren Lebensstil, ihre Lebensqualität und ihre Arbeitnehmerrechte an den Pforten der Krankenhäuser und Arztpraxen abzugeben.“
Überalterung der Ärzteschaft
Ein Weiteres Problem, das in Zukunft zu einer Verschärfung des Ärztemangels führt, ist laut Mitteilung der BÄK das steigende Durchschnittsalter der Ärzteschaft. Immer mehr Ärzte würden sich in den Ruhestand verabschieden. Ihre Zahl habe sich im Jahr 2013 um 3,8 Prozent auf 72.540 erhöht. Hier belegt die Statistik laut Aussage des BÄK-Präsidenten „eindeutig, dass die demografische Entwicklung auch die Ärzteschaft erfasst hat.“ Seit Jahren nehme das Durchschnittsalter der Ärztinnen und Ärzte zu. Der Anteil der über 59-jährigen Ärzte sei mittlerweile auf 15,6 Prozent gestiegen.
Arbeitsbedingung für Ärzte attraktiver gestalten
Um dem drohenden Ärztemangel zu begegnen forderte die Bundesärztekammer einen Ausbau der Studienplätze in der Humanmedizin und eine attraktivere Gestaltung der Arbeit mit flankierende Maßnahmen wie dem Abbau von Überstunden, einer Entlastung von Bürokratie, flexiblen Arbeitszeitregelungen und mehr Angeboten für die Kinderbetreuung. Hier gehe „es um nicht weniger, als die Motivation einer ganzen Generation nachwachsender Ärztinnen und Ärzte“, betonte Montgomery. (fp)
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