Eine Auswertung von Krankenakten hat ergeben, dass Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen rasant angestiegen sind. Zudem wurde eine deutliche Zunahme von psychischen Störungen bei jungen Menschen unter 21 Jahren festgestellt.
Jugendliche leiden immer häufiger an Alkoholsucht und psychische Störungen. Die KKH-Allianz hat in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) 200.000 Krankenakten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgewertet und ist dabei auf einen besorgniserregenden Trend gestoßen: Alkoholmissbrauch und die Anzahl von psychischen Erkrankungen haben bei jungen Menschen unter 21 Jahren erheblich zugenommen.
Alkoholmissbrauch und psychische Störungen nehmen zu
Die Krankenkasse KKH-Allianz hat in Zusammenarbeit mit der MHH das aktuelle Weißbuch zur Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsen erarbeitet. Dafür haben die Experten die Krankengeschichte von 200.000 Personen im Alter zwischen 12 und 21 Jahren ausgewertet. Das Ergebnis ist erschreckend, denn die Forscher haben festgestellt, dass Jugendliche immer häufiger unter psychischen Störungen leiden und zudem der Alkoholmissbrauch dramatisch angestiegen ist.
Jeder Sechste wegen psychischer Probleme in Behandlung
So lässt sich den Aussagen der Studie zufolge mehr als jeder sechste Jugendliche mindestens einmal im Jahr wegen Depression, Belastungsdruck, Angststörungen oder anderen psychischen Störungen behandeln. Ein Ausdruck dafür, dass eine zunehmende Anzahl der Jugendlichen den stetig steigenden Belastungen des Alltags nicht mehr gewachsen zu sein scheint. Frühere Studien kamen bereits zu dem Ergebnis, dass schwere emotionale Störungen und Verhaltensstörungen bei den Jugendlichen häufiger auftreten als gängige körperliche Probleme wie Asthma oder Diabetes. So hat die KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
aus dem Jahr 2008 festgestellt, dass etwa 15 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen ein "erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten“ haben. Weltweit gilt etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen nach nationalen und internationalen Studien als „psychisch auffällig“.
Steigerung der Alkohol-Fälle um 166 Prozent
Noch besorgniserregender ist den Aussagen des Weißbuchs der KKH zufolge die Entwicklung beim Alkoholmissbrauch der Jugendlichen. So hat dieser bei den untersuchten Krankenfällen zwischen 2000 und 2008 um 166 Prozent zugenommen. Bei Jugendliche im Alter zwischen 17 und 21 Jahren haben die Alkohol-Fälle sich sogar verdreifacht.
Nach Bundesländern betrachtet hat es dabei in Bremen die meisten Einweisungen in Kliniken wegen Alkoholmissbrauchs gegeben und in Hamburg die wenigsten. „Der Trend setzt sich ungebremst auch 2009 fort“, so die Stellungnahme der Forscher zu den aktuellen Ergebnissen gegenüber dem „FOCUS“. So geht die Fachwelt davon aus, dass sich die Zahl der Jugendlichen, die wegen Alkoholmissbrauchs in Kliniken eingeliefert werden müssen, in Deutschland seit 1990 mindestens verdoppelt hat. Insbesondere das sogenannte Rauschtrinken erfreute sich in den letzten Jahren unter den Jugendlichen einer wachsenden Beliebtheit, wobei das durchschnittliche Alter des Erstkonsums bei etwa 14 Jahren liegt.
Da der Organismus der Jugendlichen noch nicht ausgewachsen ist und der Alkohol daher eine weit fatalere Wirkung auf die Gesundheit haben kann als bei Erwachsenen, besteht nicht nur nach Aussage des Weißbuchs der KKH dringender Handlungsbedarf. Aufklärung und Prävention müssen einen noch höheren Stellenwert erhalten, damit nicht schon in jungen Jahren der Grundstein für eine lebenslange Alkoholsucht gelegt wird. (sb, 06.11.2010)
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