Hausärzte streiken und protestieren damit gegen die "Demontage des Hausärtzmodells"
(29.08.2010) Hausärzte und Allgemeinmediziner in ganz Bayern haben für zwei Tage die Arbeit niedergelegt, um die Patienten auf die politische Demontage des Hausarztmodells aufmerksam zu machen und zu „zeigen, dass die Hausärzte auf dem Land erhaltenswert sind“, so Dr. Alexander Zaune gegenüber der „Augsburger Allgemeine“. Kritik folgte umgehend von den Kassenärztlichen Vereinigungen: die Ärzte würden mit ihrem Protest die Pflicht gegenüber den Patienten vernachlässigen und tragen den Streit auf ihrem Rücken aus.
Diese Anschuldigungen sind aus Sicht der Ärzte jedoch aus der Luft gegriffen, denn der Streik sei unter den zuständigen Dienstgruppen so organisiert, dass jeder Patient versorgt werden könne. Es wurden spezielle Notdienste eingerichtet, die Patienten müssen allerdings eventuell etwas längere Wartezeiten in Kauf nehmen, erklärte Dr. Alexander Zaune das Vorgehen der Hausärzte und Allgemeinmediziner. Er hofft auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung, da ein Großteil der Patienten „den Erhalt eines Vertrauensarztes wünscht“. .Verärgert sind die Hausärzte insbesondere aufgrund der massiven Förderung der Konzernmedizin und dem Einzug von Kapitalgesellschaften in das Gesundheitswesen, da aus ihrer Sicht so die patientennahe Versorgung verdrängt wird. Weil zudem die finanzielle Planungssicherheit nicht mehr gegeben ist, sind vor allem die Hausärzte in ihrer Existenz bedroht. Einen Nachfolger für eine zu übergebende Praxis zu finden, ist hier kaum noch möglich, so dass die hausärztliche Versorgung immer weiter zurückgehen wird, so der Standpunkt der Ärzte. Auch der Druck auf die noch bestehenden Hausärzte, wächst mit jeder altersbedingten Schließung einer Praxis, so dass junge Mediziner einen Einstieg schon aufgrund des enormen Leistungsdrucks nicht in Betracht ziehen. Die Experten schätzen, dass sich die Anzahl der Hausärzte in manchen Regionen innerhalb der nächsten zehn Jahre halbieren wird.
Insbesondere die Forderung der FDP, die Sondervergütung der Hausarztverträge bei künftigen Vertragsabschlüssen zu begrenzen, ist den Hausärzten ein Dorn im Auge. Dies sei Lobbypolitik für kapitalorientierte Großkliniken, denen die freiberuflichen Hausärzte als Hüter der Patientendaten im Wege stünden, erklärte Dr. Jürgen Arnhardt gegenüber der „Augsburger Allgemeine“. Ihm zu Folge ist nicht nur die massenhafte Patientenabfertigung ohne persönliche Kontakte ein Problem, sondern es bestehe die Gefahr, dass die Konzerne mit Hilfe der Daten Selektion bei der Auswahl der Patienten betreiben. Die meisten Patienten zeigten Verständnis für den Streik, zumal sie sich aufgrund der guten Vorbereitung in ihrer Behandlung nicht negativ betroffen sahen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.