Schwedische Forscher bestätigen: Spinat mach stark
02.02.2011
Wer hat als Kind nicht zu hören bekommen, dass Spinat groß und stark macht? Was der Volksmund schon lange wusste, haben schwedische Forscher nun in einer umfassenden Studie bestätigt: Die in Spinat und anderem Blattgemüse enthaltenen Nitrate verbessern die Muskelleistung.
Schon Comic-Held Popeye kannte die stärkende Wirkung des Spinats. Woher diese kommt haben schwedische Forscher nun herausgefunden. Im Rahmen ihrer Studie konnten die Wissenschaftler belegen, dass im Gemüse enthaltene Nitrate die Muskeleffizienz verbessern, wodurch die Muskeln dazu in der Lage sind, bei geringerer Sauerstoffzufuhr die gleiche Leistung zu erbringen. Demnach macht Spinat tatsächlich stark. Ihre Studienergebnisse haben die Forscher um Filip Larsen vom Karolinska-Institut in Stockholm in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Cell Metabolism“ veröffentlicht.
Nitrate haben viele positive gesundheitlicher Effekte
Die schwedischen Forscher hatten im Rahmen ihrer Studie die gesundheitlichen Auswirkungen der Nitrat-Aufnahme genauer unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass die im Blattgemüse enthaltenen Nitrate ihren schlechten Ruf teilweise zu Unrecht haben. Die Wissenschaftler vom Karolinska-Institut unterzogen bei ihrer Untersuchung 14 Freiwillige einer dreitägigen Nitrat-Kur. Vorher und nachher wurden den Freiwilligen Gewebe aus den Oberschenkelmuskeln entnommen sowie ein Leistungstest auf einem Fahrrad-Ergometer durchgeführt. Dabei stellten die schwedischen Forscher fest, dass die als gesundheitsschädlich oder gar krebserregend geltenden Nitrate offenbar auch eine Vielzahl positiver Effekte für die Gesundheit mit sich bringen. Bedingung hierfür sei jedoch eine gesunde Mundflora, denn für die Verarbeitung von Nitrat brauche der Mensch Bakterien, die im Speichel leben, so die Aussage der schwedischen Wissenschaftler
Krebserregende Nitrosamine verantwortlich für den schlechten Ruf
Bei der Nahrungsaufnahme wird ein Teil des Nitrats bereits in der Mundhöhle von den Bakterien in Nitrit umgewandelt, welches anschließend beim Schlucken in den Magen-Darm-Trakt gelangt. Dort wird das Nitrit anschließend zu Stickstoffmonoxid (NO) umgebaut, das vom Körper als wichtiger Botenstoff genutzt wird, oder es entstehen die als krebserregend geltenden sogenannten Nitrosamine. Die Nitrosamine sind einer der wesentlichen Gründe dafür, dass Nitrate in Bezug auf die gesundheitlichen Konsequenzen heute einen relativ schlechten Ruf haben. Dabei konnten verschiedene Studien auch zahlreiche positive Effekte der Nitrataufnahme beobachten, berichten Larsen und Kollegen. So erweitere zum Beispiel das NO die Blutgefäße und könne dadurch den Blutdruck senken. Außerdem seien offenbar positive Effekte auf den Blutzuckerspiegel zu beobachten und der Körper werde gegen die negativen Folgen eines lokalen Sauerstoffmangels gewappnet, erklärten die schwedischen Wissenschaftler.
Nitrate steigern die Muskeleffizienz
Bei den Teilnehmern ihrer Studie sei nach der dreitägigen Nitrat-Kur – mit einer Menge, die in etwa zwei bis drei Rote-Beete-Kugeln oder einer großen Portion Spinat entsprochen habe – eine deutliche Verbesserung der Muskeleffizienz festzustellen gewesen, erklärten die Forscher des Karolinska-Instituts. Die Probanden hatten nach der Nitrat-Kur bei der Leistungsmessung auf einem Fahrrad-Ergometer erheblich weniger Sauerstoff bei gleicher Muskel-Leistung verbraucht, so die Wissenschaftler weiter. Auch die zusätzlich entnommenen Gewebeproben aus dem Oberschenkelmuskel, wiesen auf eine gesteigerte Muskeleffizienz hin, erläuterten Larsen und Kollegen. Den Aussagen der Forscher zufolge ist die erhöhte Leistungsfähigkeit der Muskeln vermutlich auf eine durch das Nitrat verbesserte Effizienz der Mitochondrien in den Muskelzellen zurückzuführen. Bei der Untersuchung der Gewebeproben, hätten sich Anzeichen dafür ergeben, dass die Nitrate eine Art Undichtigkeit in den winzigen Zellkraftwerken schlossen und die Mitochondrien so mehr Energie pro Sauerstoffeinheit generieren konnten. Nach Ansicht der schwedischen Wissenschaftler war außerdem die schnelle Wirkung der Nitrat-Kur im Rahmen ihrer Studie beeindruckend. Unmittelbar nach dem Verzehr von nitrathaltigen Nahrungsmitteln werden die leistungssteigernden Effekte ausgelöst, erklären Larsen und sein Team. Wie bei Popeye, nach einer Dose Spinat.
Weiter Studien notwendig
Die schwedischen Forscher weisen jedoch auch darauf hin, dass noch einige Fragen offen bleiben. Denn die negativen Wirkungen der Nitrosamine bleiben weiterhin bestehen. So ist nach Aussage der Wissenschaftler in weiteren Untersuchungen zum Beispiel zu klären, welche Menge Nitrat optimal ist, ob die regelmäßige, dauerhaften Nitrataufnahme ebenfalls überwiegend positive Wirkungen hat und ob auch chronisch Kranke von den Nitraten profitieren können. Insgesamt haben Nitrate ihren schlechten Ruf jedoch auf jeden Fall zu Unrecht, urteilten Larsen und Kollegen.
Wie gesund ist Spinat?
Spinat enthält nicht nur besonders viel der Muskeleffizienz-steigernden Nitraten, sondern auch eine Vielzahl weitere Mineralstoffe und Vitamine wie zum Beispiel Carotinoide, Vitamin C, Vitamin E, Calcium, und Magnesium. Außerdem enthält Spinat Eisen und einen hohen Eiweißanteil. Insgesamt wird Spinat von Ernährungswissenschaftlern als überaus gesund bezeichnet, wobei dieser jedoch frisch verzehrt werden sollte, da das enthaltene Nitrat mit der Zeit bakteriell zu Nitrit und anschließend zu den krebserregenden Nitrosaminen umgewandelt wird. Außerdem ist zu Bedenken, dass Spinat nicht nur besonders viele Nährstoffen sondern gegebenenfalls auch besonders viele Schadstoffe aus dem Anbauboden aufnehmen kann. Wie bei allen Gemüsearten hat die Art des Anbaus hier wesentlichen Einfluss auf die gewünschte gesundheitsfördernde Wirkung des Spinats. (fp)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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