Steigendes Herzinfarkt-Risiko durch Trauer: Trauer bringt das Herz aus dem Takt
15.11.2010
Die Trauer über den Verlust eines nahestehenden Menschen belastet im wahrsten Sinne des Wortes das Herz. Daher sollten Hinterbliebene besonders auf ihr Herz achten und dem erhöhten Risiko mit Vorsorgemaßnahmen entgegenwirken. Australische Forscher haben herausgefunden, dass der Tod eines geliebten Menschen nicht nur die Psyche sondern auch den Körper der Hinterbliebenen belastet. Noch einige Zeit nach dem Todesfall einer besonders nahestehenden Person, wie dem Lebenspartner oder eigenen Kind, ist die Herzfrequenz der Trauernden messbar erhöht.
Trauer – seelische und körperliche Belastung
In der medizinischen Fachwelt ist bereits seit längerem unumstritten, dass Hinterbliebene einem deutlich erhöhten Risiko eines Herzinfarktes bzw. plötzlichen Herztodes unterliegen. Was anhand älterer Studien und medizinischer Statistiken eindeutig belegt werden konnte, ist bisher jedoch nur unzureichend wissenschaftlich erklärt. Hier haben Studienleiter Thomas Buckley und seine Forscherkollegen von der University of Sydney mit ihrer Untersuchung angesetzt, um den Ursachen des erhöhten Herzinfarkt-Risikos auf die Spur zu kommen und zu klären, über welchen Zeitraum die Auswirkungen der Trauer auf das Herz anhalten.
78 Hinterbliebene umfassend medizinisch untersucht
Die australische Wissenschaftler haben im Rahmen ihrer Studie 78 Hinterbliebene (55 Männer; 23 Frauen) im Alter von 33 bis 91 Jahren, die den Verlust des Lebenspartners oder eigenen Kindes zu verkraften hatten, untersucht. Zwei Wochen nach dem Schicksalsschlag und sechs Monate danach wurde die Gesundheit der Testpersonen unter anderem mit Hilfe eines 24-Stunden-Herzfrequenzmessgerätes genau unter die Lupe genommen. Darüber hinaus wurde auch die Anfälligkeit der Probanden für Angstattacken und klinische Depressionen umfassend untersucht. Als Kontrollgruppe diente dabei eine entsprechende Anzahl Freiwilliger, die keine vergleichbaren Trauerfälle erlebt hatten.
Erhöhte Herzfrequenz durch den Trauerfall
Bei der Untersuchung zwei Wochen nach dem Verlust der nahestehenden Person, schlug das Herz der Hinterbliebenen im Durchschnitt 75,1 Mal pro Minute gegenüber 70,7 Mal in der Kontrollgruppe. Demnach erhöhte sich die durchschnittliche Herzfrequenz um fast fünf Schläge pro Minute. Außerdem hat die Studie ergeben, dass Hinterbliebene kurz nach dem Trauerfall knapp doppelt so häufig Phasen mit einem sehr schnellem Herzschlag (mehr als 100 Schlägen pro Minute) aufwiesen wie Personen der Kontrollgruppe. Angstattacken und klinisch zu behandelnde Depressionen kamen bei den Trauernden ebenfalls erheblich häufiger vor als in der Kontrollgruppe. Bei der anschließenden Untersuchung sechs Monate nach dem Trauerfall hatte sich die Herzfrequenz der Hinterbliebenen wieder vollkommen normalisiert und auch das Risiko der Angstattacken und Depressionen war eindeutig zurückgegangen. Wobei die Angstattacken und Depressionen jedoch nicht wieder auf das Normalniveau der Kontrollgruppe sanken, sondern ihre Anzahl stets erhöht blieb.
Das Herz in der Trauerzeit schonen
Ihre Untersuchung belegt nach Aussage des Studienleiters Thomas Buckley auf einem Treffen der American Heart Association in Chicago, dass ein Zusammenhang zwischen dem Verlust besonders nahestehender Personen und veränderten Herzfunktionen besteht, was letztendlich zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko führt. Daher sollten die Hinterbliebenen nach Aussage der Experten, während der Trauerzeit intensiver auf ihr Herz achten und entsprechende Vorsorgemaßnahmen ergreifen. Risikofaktoren wie zum Beispiel erhöhter Stress, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen sollten reduziert oder bestenfalls gänzlich gemieden werden. Wobei die australischen Forscher betonen, dass weitere Untersuchungen des genauen Zusammenhangs zwischen Trauer und Herzkrankheiten das Potenzial hätten, in Zukunft die Basis effektiverer Vorsorgemaßnahmen zu bilden. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
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