Übergewicht als Auslöser für Krebserkrankungen könnte nach Ansicht des Krebsforschungszentrums das Rauchen als Hauptursache bald ablösen.
Nach Ansicht des Krebsexperten Professor Dr. Otmar Wietler könnte die Zunahme des Übergewicht-Problems in den westlichen Industrieländern den schädlichen Risikofaktor Rauchen als Hauptursache für Krebserkrankungen bald ablösen. Denn nicht nur der Zigarettenkonsum sondern auch Übergewicht erhöht die Gefahr für bösartige Tumorerkrankungen.
Übergewicht wird zunehmend zu einem massiven Gesundheitsproblem in der westlichen Industriewelt. Immer mehr Menschen leiden an Fettleibigkeit und Übergewicht. Schuld daran ist eine ungesunde Lebensweise, zu wenig Bewegung und eine zu ungesunde und Kalorienreiche Ernährung. Das Übergewichtsproblem wird bald das Rauchen als Hauptursache für Krebskrankheiten ablösen, erklärte der Krebsspezialist Professor Otmar Wiestler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Grund hierfür sei eine massive Zunahme des Übergewichtsproblems, so Wiestler. Laut neuster Erhebungen des Robert Koch Instituts sind 41 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen in Deutschland übergewichtig. Tendenz weiterhin ansteigend. Der Mediziner erwartet zukünftig insgesamt mehr Krebsleiden, weil die Menschen zunehmend eine höhere Lebenserwartung haben und immer älter werden. Allerdings erwarte der Experte auch eine höhere Heilungsrate durch verbesserte individuelle Therapien und Krebsmedikamente.
450.000 Krebs-Neuerkrankungen in diesem Jahr
Nach Angaben von Prof. Wiestler sind in Deutschland im Jahr 2010 rund 450.000 Menschen neu an Krebs erkrankt. Etwa die Hälfte der Patienten konnte eine Krebstherapie erfolgreich meistern und geheilt werden. In rund 30 Prozent der Erkrankungen war Rauchen die Hauptursache. In der Bundesrepublik Deutschlandsterben jährlich ungefähr 200.000 Menschen an einer Krebserkrankung. Eine Krebserkrankung ist die zweit häufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Anstieg der Krebserkrankungen erwartet
Insgesamt erwarten die Wissenschaftler einen Anstieg der Krebserkrankungen. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum hat das damit zu tun, dass die Menschen immer älter werden. "Krebserkrankungen sind ja Krankheiten, die vor allem im höheren Lebensalter auftreten." Grund hierfür ist nicht, "dass jetzt neue Risikofaktoren für Krebserkrankungen auf uns einwirken, von denen wir bisher nichts wussten", so der Krebsforscher Wiestler. In den letzten Jahren haben die Forscher einen rasanten Anstieg der Krebsfälle beobachtet, die in einem Zusammenhang mit dem Übergewicht als Risikofaktor stehen. Diese Krebsarten sind vor allem Speiseröhrenkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs, Nierenkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es ist zwar zu vermuten, dass die höheren Raten der Krebserkrankungen aufgrund des Anstiegs von Übergewicht in einem Zusammenhang stehen, doch der genaue Grund sei bislang noch nicht eindeutig erwiesen. "Das ist ein wichtiges Thema für die Forschung in der nächsten Etappe", erläuterte Prof. Wiestler.
Individuelle Krebsmedikamente
Der Krebsexperte ist davon überzeugt, dass die Heilungschancen sich in Zukunft insgesamt verbessern werden. Die Wissenschaftler hätten inzwischen "bei der Mehrzahl aller Krebserkrankungen eine relativ gute Vorstellung", welche Veränderungen im Erbgut und in den Zellen des Patienten abliefen. "Damit ist es möglich, Medikamente zu entwickeln, die genau an solchen Veränderungen angreifen". Immer mehr Arzneimittel werden konzipiert, die auf den Patienten individuell abgestimmt werden können. Denn die Krebserkrankungen unterscheiden sich auch innerhalb der einzelnen Krebsarten. Aus diesem Grund muss der Krebs auch unterschiedlich therapiert werden. Zukunftsweisende Behandlungsmöglichkeiten werden vielen Patienten ermöglichen, viele Jahre mit einer Krebserkrankung zu leben, auch wenn eine spezielle Krebsart wohl möglich nicht mehr heilbar ist. Die Medikamente müssten nach Ansicht des Experten zudem mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung oder miteinander und mit einer dritten Komponente kombiniert werden. „Das wird erlauben, dass man in Zukunft mehr und mehr die Krankheit Krebs in ein Stadium bringen kann, wo man viele Jahre gut damit leben kann – auch wenn man sie vielleicht nicht immer komplett beseitigen oder heilen kann. Und insgesamt werden auch die Heilungsraten ansteigen.“ (sb)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftler erforschen im DKFZ wie Krebserkrankungen entstehen, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Ansätze, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Lesen Sie auch:
OECD: Jeder sechste Deutsche ist fettleibig
Diät kann Nierensteine verhindern
Übergewicht bei Kindern: Opfer des Lebensstils
Bild: by-sassi / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.