Übergewicht ist kein Schicksal. Durch Sport und gesunder Lebensweise kann eine genetische Veranlagung gesenkt werden.
(01.08.2010) Selbst wenn Menschen eine genetische Veranlagung zum „Dick werden“ haben, heißt das nicht automatisch, dass Betroffene auch an Übergewicht leiden. Vielmehr hängt Übergewicht davon ab, wie viel man sich körperlich bewegt und welchen Lebensstil man pflegt. Das berichtet eine aktuelle Studie der Epidemiologischen Abteilung des Medizinischen Forschungsrats in Cambridge.
Die Forscher berichteten in dem Wissenschaftsmagazin „Plos Medicine“, dass zwar eine genetische Veranlagung schnell zum Übergewicht führt, jedoch um rund 40 Prozent gesenkt werden kann, wenn man einen aktiven und gesunden Lebensstil pflegt. Die Wissenschaftler um Ruth Loos untersuchten rund 20.000 Probanden. Bei den Untersuchungen wurden die genetischen Dispositionen der Teilnehmer mit einander verglichen. Dabei kam zutage, dass jeder einzelne genetische Risikofaktor das Körpergewicht eines durchschnittlichen Menschen um 592 Gramm erhöht. Waren die Teilnehmer trotz genetischer Übergewichts-Veranlagung sportlich aktiv, so minimierten sich die genetischen Dispositionen zum Übergewichtshang auf 364 Gramm. Daraus lässt sich erklären, dass durch gesunde Lebensweisen das Übergewichtsrisiko gesenkt werden kann. Das erläuterte auch die Studienleiterin Loos: Übergewicht ist damit kein Schicksal, sondern kann bewusst gesteuert werden. Als Grundlage zur Berechnung wurde ein statistischer Modellmensch verwendet, der 1,70 Meter groß war.
Es kann durch die Studie festgestellt werden, dass trotz einer persönlichen Veranlagung zum Übergewicht, die genetische Disposition um 40 Prozent durch Sport und gesunde Ernährung ausgeglichen werden kann. In der Versuchsreihe trugen die Studienteilnehmer zwischen sechs und 17 der genetischen Risikofaktoren im Erbgut. Die unterschiedliche Effekte der Dispositionen subsumierten sich, wenn weitere Risiko-Faktoren dazu kamen. Das heißt, um so mehr Faktoren sich ergänzten, um so größer die Veranlagung zum Übergewicht. Durch das statistische Modell eines 1,70 Meter großen "Durchschnittsmenschen" konnte der Faktor berechnet werden. Für aktive Menschen lag er mit 379 Gramm unter dem Durchschnitt, für völlig inaktive mit 592 Gramm darüber. Das macht ein Unterschied von 36 Prozent. Der Lebensstil beeinflusst damit im erheblichen Maße, ob jemand Adipositas leidet oder nicht.
Die Wissenschaftler wollen nun der Frage nachgehen, in wie weit sich die westlichen Lebensweisen und die genetischen Komponenten miteinander bedingen. Denn seit Jahren ist zu beobachten, dass in den westlichen Industrieländer das durchschnittliche Körpergewicht der Menschen kontinuierlich steigt. Die Menschen essen immer kalorienreichere Speisen und bewegen sich dafür immer weniger. Der Anteil derjenigen die Schwergewichtig oder gar an einer Adipositas leiden, nimmt kontinuierlich zu. Die Frage ist nun, ob der genetische Faktor zur Veranlagung zum „Dick werden“ erst durch den westlichen Lebensstil ausgelöst wurde oder den genetischen Faktor zumindestens begünstigt hat. Weitere Studien sollen nun folgen, um die Annahme zu überprüfen. (sb)
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Bild: Rainer Sturm, Pixelio.de
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