Experten empfehlen Vorsorge für alle Männer ab dem 65. Lebensjahr
19.03.2014
Etwa 200.000 Menschen in Deutschland sind von einem sogenannten „Bauchaortenaneurysma“ betroffen, wobei es sich um eine krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader (Aorta) handelt, die in den meisten Fällen durch eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) hervorgerufen wird. Die Krankheit tritt besonders häufig bei älteren Männern auf und endet nicht selten tödlich, da das Aneurysma plötzlich platzen und eine innere Verblutung auslösen kann. Da in einem solchen Fall oft jede Hilfe zu spät kommt, fordern Chirurgen eine gesetzliche Ultraschall-Untersuchung zur Früherkennung für alle Männer ab dem 65. Lebensjahr und für besonders gefährdete Personengruppen.
Innere Blutungen durch plötzlichen Riss des Aneurysmas
Gerade bei älteren Männer tritt ein Bauchaortenaneurysma relativ häufig auf, wobei insbesondere aktive und frühere Raucher als gefährdet gelten, darüber hinaus besteht offenbar auch eine erbliche Veranlagung. Da die Krankheit zumeist vom Patienten nicht bemerkt wird, besteht die größte Gefahr darin, dass ein Aneurysma plötzlich platzt und es zur einer inneren Verblutung kommt (Ruptur), zudem bestehen weitere Risiken zum Beispiel in der Bildung von Blutgerinnseln im Aneurysma, die zu akuten Gefäßverschlüssen in den Beinen führen können. Bei einer Ruptur kommt in den meisten Fällen jede Hilfe zu spät, 80 Prozent der Fälle enden tödlich, so die Information der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) im Vorfeld des 131. Chirurgenkongresses, der vom 25. bis 28. März in Berlin stattfindet.
Frühzeitige Erkennung besonders wichtig
Dementsprechend wichtig ist also die frühzeitige Erkennung eines Bauchaortenaneurysmas, daher fordern Chirurgen schon seit Längerem eine gesetzliche Ultraschall-Untersuchung zur Früherkennung für alle Männer ab dem 65. Lebensjahr sowie für besonders gefährdete Personengruppen, zu denen unter anderem Menschen mit übermäßigem Nikotinkonsum oder Arteriosklerose zählen. „Untersuchungen zeigen, dass ein solches Screening die Rate der Todesfälle um die Hälfte senkt“, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Professor Dr. med. Joachim Jähne.
Bauchaortenaneurysma wird meist gar nicht bemerkt
Das besonders Gefährliche an einem Bauchaortenaneurysma ist, dass es von Betroffenen oftmals gar nicht bemerkt wird, wodurch die Schlagader scheinbar ganz plötzlich aufreißen kann. Dieses Risiko könne jedoch laut Professor Dr. med. Eike Sebastian Debus vom DGG durch ein einfaches schmerzloses Ultraschall-Screening minimiert werden, da sich die Erweiterung der Aorta auf diesem Wege leicht erkennen und dadurch rechtzeitig behandelt werden könne. Aufgrund positiver Erfahrungen aus dem Ausland könne laut Debus davon ausgegangen werden, dass sich durch Vorsorgeuntersuchungen die Zahl der Todesfälle und Notoperationen deutlich senken ließe: „Wir plädieren deshalb dafür, eine solche Untersuchung in Deutschland als kassenärztliche Leistung einzuführen“, so Debus, der als Direktor am Universitären Herzzentrum Hamburg und als Präsident der DGG fungiert.
Auch gefährdete Frauen sollten sich dringend durchchecken lassen
In Anlehnung an die gängige Praxis in den USA rät Debus zu einer einmaligen Ultraschall-Untersuchung für alle Männer ab dem 65. Lebensjahr, wobei hier insbesondere Raucher und Ex-Raucher als besonders gefährdete Gruppe gelten würden. Sofern sie zu den Risikogruppen zählen, sollten sich dem Gefäßexperten nach auch Frauen ab 65 einmalig durchchecken lassen – hierzu zählen Frauen die rauchen oder bei denen selbst bzw. innerhalb der Familie eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bekannt ist. Neben dem gäbe es laut Professor Debus noch eine weitere Gruppe Menschen, bei denen das Risiko für ein Bauchaortenaneurysma erhöht sei und die daher dringend ein Screening durchführen lassen sollten: „Dazu zählen Männer und Frauen jeden Alters mit bereits bekannten Bauchaortenaneurysmen in der Familie.“
Durchführung der Untersuchung nicht auf Gefäßspezialisten beschränken
Sofern der Ultraschall keine Auffälligkeiten ergebe, bestehe normalerweise kein Grund für weitere Untersuchungen – im anderen Fall müsse jedoch in Intervallen weiter kontrolliert werden, um schwerwiegende Folgen zu verhindern. Dies sei aus Sicht des DGG eine sehr sinnvolle und effektive Maßnahme, so Debus weiter, denn „das Screening auf Bauchaortenaneurysmen ist damit deutlich kostengünstiger als etwa das Brustkrebs-Screening oder die Vorsorge für Dickdarm- oder Prostatakrebs." Ein weitere Vorteil der Vorsorge sei dem Mediziner nach die Möglichkeit, diese flächendeckend einzusetzen, denn Ultraschallgeräte und die nötige Expertise seien überall verfügbar. Damit mehr Todesfälle in Folge eines Bauchaortenaneurysmas verhindert werden könnten, dürfte es gerade hier keine Einschränkungen geben: „Wir fordern explizit keine Beschränkung dieser Untersuchung auf Gefäßspezialisten", so Debus weiter. (nr)
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