Studie: Hoher Zuspruch für Alternative Therapien bei Tumor-Patienten
Laut einer aktuellen Umfrage nutzen fast die Hälfte der Tumor-Patienten zusätzlich zu den konventionellen Therapien alternative Behandlungsformen.
Laut einer Studie des Deutschen Gliomnetzwerks unter Leitung von Dr. Oliver Heese, Oberarzt an der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), können rund 40 Prozent der Tumor-Patienten mit ihrer schweren Erkrankung seelisch besser fertig werden, wenn sie alternative Behandlungsformen z.B. aus der Naturheilkunde zusätzlich zu den schulmedizinischen Therapien in Anspruch nehmen.
Im Studienverlauf wurden insgesamt 621 Patienten mit einer unheilbaren Tumorerkrankung der Grade II bis IV (Glioblastoma-Tumore) bundesweit befragt. Die Patienten wurden in der Umfrage zu ihrem Umgang mit alternativen Behandlungsformen befragt. Das Durchschnittsalter der männlichen und weiblichen Betroffenen lag bei 41 Lebensjahren. So gaben 39 Prozent der Teilnehmer an, dass sie Mittel aus der Homöopathie verwenden. 31 Prozent gaben an, an Vitamin-Behandlungen (z.B. Orthomolekulare Medizin) teilzunehmen. Weitere 29 Prozent nehmen psychotherapeutische Methoden in Anspruch. Eine Mehrheit der Befragten gaben an, die konventionelle medizinische Therapie durch alternative Heilmethoden zu unterstützen, um auf natürlicher Weise das Immunsystem stärken zu wollen. Die meisten Umfrageteilnehmer gaben auch an, die Schulmedizin nicht grundsätzlich abzulehnen. Vielmehr werden die Behandlungsansätze als Ergänzung angesehen.
Über die Ergebnisse der Umfrage zeigten sich Mediziner überrascht. "Diese Ergebnisse haben uns bei Patienten, die an einer Universitätsklinik schulmedizinisch behandelt werden, überrascht", so Dr. Heese. Es zeige sich, dass die behandelnden Ärzte im Umgang mit den Patienten besonders herausgefordert sind. Die Mediziner sollten es als Aufgabe ansehen, aktiv Gespräche zu führen und gemeinsam mit dem Patienten nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten zu suchen. Dabei sollten Ärzte Patienten in der Wahl der alternativen Heilmethoden unterstützen. In der Beratung sollte es nach Meinung des Oberarztes darum gehen, Patienten über sinnvolle aber auch über überflüssige Methoden aufzuklären. Vor kostspieligen, aber wirkungslosen Therapien sollten die Patienten geschützt werden, so Hesse.
Der Neurochirug rät Patienten, ihren Arzt auf jeden Fall über die zusätzlichen Behandlungen zu informieren, damit sie möglicherweise nichts einnehmen, was ihnen einen gesundheitlichen Schaden zufügen könnte. "Patienten müssen mit ihrem Arzt offen sprechen können, wenn sie Fragen zu alternativen Heilmethoden haben", sagte Heese.
Jedes Jahr erkranken rund 10.000 Menschen in Deutschland an einem Gehirntumor. Gerade bei unheilbaren Krankheiten suchen aber viele Betroffene nach weiteren Behandlungsformen. Die Ergebnisse der Studie sind im Wissenschaftsmagazin "Neurology" erschienen. (sb, 19.12.2010)
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