Wieder mehr Kräutermischungen in Deutschland im Umlauf
20.03.2012
"Green Cat", "Lava red" oder ähnlich kreative Namen tragen die gefährlichen Kräutermixturen, die immer mehr Abnehmer finden. Getarnt sind die Tütchen als Badesalz oder Duftmischung zur Erfrischung der Raumluft. Thomas Zilker, Leiter des Giftnotrufs München, klärt über die Gefahren der Modedrogen auf.
Viele Kräutermischungen sind noch legal
Auf den Tütchen der Kräutermischungen steht der Hinweis „Nicht zum Verzehr geeignet". „Aber das ist nur zur Tarnung", erklärt Thomas Zilker. Der Leiter des Giftnotrufs München erläutert, dass es sich in Wirklichkeit um Kräutermixturen handele, die halluzinogen wirken. „Die Menschen verlieren das Gefühl für das, was gefährlich ist." Konsumenten der Kräuterdrogen würden in Angst- oder innere Unruhe versetzt werden oder könnten sogar aggressiv werden. Erst kürzlich sei ein 14-Jähriger vom Balkon gestürzt und habe sich schwer verletzt, nachdem er „Jamaica Gold" ausprobiert habe, berichtet Zilker.
„Vor vier Jahren sind diese Kräutermischungen mit „Spice“ zum ersten Mal aufgetreten", berichtet Claudia Vodermaier vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA). Zur Konsumentengruppe gehörten nicht nur Jugendliche sondern alle Altersgruppen. Bereits seit Anfang 2009 ist „Spice“, eine sogenannte Modedroge, verboten. Vodermaier erklärt weiter, dass die psychotischen Zustände jedoch nicht durch die Kräuter selbst sondern durch synthetische Cannabinoide verursacht werden, mit denen die Mischungen anreichert werden. Im Gehirn werden dadurch die gleichen Rezeptoren angeregt wie bei Cannabis. Doch seien die Kräutermixturen durch die synthetischen Cannabinoide viel wirksamer. Seit die Droge „Spice“ im Umlauf ist, sei der Konsum deutlich gestiegen, berichtet Zilker. Derzeit warten laut LKA rund 30 Substanzen auf die Aufnahme in das Betäubungsmittelgesetz, denn viele Kräuterdrogen sind noch legal, da sie bisher nicht zu den registrierten Betäubungsmitteln gehören.
Gesundheitliche Folgen der Kräutermischungen
Die gesundheitlichen Folgen des Konsums von Kräuterdrogen sind gravierend. Beispielsweise kann das Rauchen von „Lava red“ zu Atemnot, Übelkeit, Krämpfen, Sehstörungen, Schweißausbrüchen, gefährlichen Herzrhythmusstörungen (Herzrasen) und Bewusstlosigkeit führen, erklärt des Giftinformationszentrums. Selbst langjährige Cannabiskonsumenten berichten in Onlineforen im Internet sehr überrascht über die Wirkung. Diese erinnere zum Teil weniger an Marihuana sondern eher an harte chemische Substanzen. Besonders für junge Menschen sei die Droge gefährlich, denn die Substanzen wirken auf ihren Stoffwechsel häufig noch gravierender. Zudem seien Jugendliche geistig weniger gefestigt, so dass die entsprechende Wirkung weitreichende Folgen auf die Psyche haben kann. Auch der Vergleich mit Marihuana habe dabei fatale Auswirkungen. Denn während die Wirkung des ohnehin schon sehr starken Cannabis noch einigermaßen zu kontrollieren sei, kann die gefährliche Mischung von chemischen Substanzen mit den verschiedenen Kräutern extreme gesundheitliche Schäden zur Folge haben, warnen Experten. (ag)
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Autoren- und Quelleninformationen
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